Kabarettist Florian Schröder tritt am Sonnabend im Stadttheater in Elmshorn auf

Elmshorn. Er liebt das alte Stadttheater in Elmshorn. Die Plüschsessel, die nostalgische Atmosphäre. Florian Schröder ist dort schon mehrfach aufgetreten. „Heute wird versucht, alles aus Glas zu machen, sowohl die Bühne und die Stühle der Zuschauer als auch die Zuschauer selbst“, sagt der Kabarettist. Deswegen sei es um so schöner, „wenn der antiquierte Hauch der Vergangenheit, die ich nicht erlebt habe, durch das Theater weht“.

Mit „Offen für alles und nicht ganz dicht“ will der Wahlberliner am Sonnabend, 8. Februar, in der Krückaustadt zur Völkerverständigung zwischen den Generationen beitragen. „Wer jünger ist als vierzig, wird sich nach dem Programm besser verstehen. Wer älter ist, wird seine Kinder, Kindeskinder, Halbbrüder und andere Teile der Patchwork-Familie besser kennenlernen.“ Der 34-Jährige erklärt, warum seine Generation ihr Leben mit einem Hugo in der Hand in Lounges verbringt. Und er setzt sich planlos mit der aktuellen Regierung und ihrer Unentschlossenheit auseinander. Ein großes Programm über das Jein, nennt Schröder es.

Damit ist die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder aus dem Schneider, die bisher fester Bestandteil seiner Show war. „Ich trenne mich gnadenlos von Figuren und Inhalten“, sagt Schröder. Wer nicht mehr da sei, sei nicht mehr da, auch wenn es sich um die Ehefrau eines im Kreis Pinneberg bekannten Politikers handelt. Viele wüssten schon gar nicht mehr, wer das war, so Schröder. „Ich möchte noch mal darauf hinweisen, es ist weder meine Frau noch meine Schwester“, sagt er. Vielleicht lasse er ihren Namen letztlich doch noch mal in Elmshorn fallen, fürs Lokalkolorit, fügt er lachend hinzu.

Am liebsten parodiert Schröder die Kanzlerin. Ansonsten alle, die aktuell auf der politischen Bühne stehen. „Ursula von der Leyen, die neue Verteidigungsministerin, sehe ich völlig zurecht in dieser Position, weil sie als siebenfache Mutter den Truppenübungsplatz von zu Hause kennt“, sagt Schröder. Deswegen hat er sich auch vorgenommen, den Zivildienst, den er beim Patientenradio der Uniklinik Freiburg absolvierte, aberkennen zu lassen und den Wehrdienst nachzuholen.

Interessiert ihn jemand, weil er Ecken und Kanten hat, braucht es nur ein paar Tage, bis er ihn nachmachen kann. Er übt die Rolle an Arbeitskollegen, nie vor dem Spiegel. Dann wird am „Patienten selbst“, dem Publikum, getestet. An Hans Eichel hat er sich die Zähne ausgebissen. „Der war ja Finanzminister ungefähr zu der Zeit als Kristin Schröder Familienministerin war“, sagt Schröder. Eichel sei so blass gewesen, da musste Schröder passen.

Das Publikum liebt die Klassiker: Kohl und Reich-Ranicki. Aber die sind parodistisch nun Tabu. Es müsse schon einen inhaltlichen Grund geben. Für Schröder ist es am schönsten, eine Figur zu parodieren, die noch niemand auf dem Zettel hat. Wenn Zuschauer ihm sagen, „Seit wir die Figur bei ihnen gesehen haben, können wir das Original nicht mehr ertragen“, ist er glücklich. Dann hat er im Menschen den Blick für die Komik der Figur ausgelöst. „Das ist das Beste, was passieren kann“, sagt Schröder. Zuletzt sei ihm das bei Christian Wulff und Horst Köhler gelungen.

Mit seinem Kollegen Volkmar Staub blickt er regelmäßig auf das Jahr zurück. Einige Witze ihres Programms berühren die Schmerzgrenze. So dachte das Duo über „angemessene Anschlussverwendung“ der Lampedusa-Flüchtlinge in Deutschland nach und schlug vor, sie in Schwimmwettkämpfen einzusetzen oder in der Pharmaindustrie, damit die tierlieben Deutschen endlich auf Tierversuche verzichten können. Thematisch gibt es für Schröder keine Tabus, nur stilistisch. Billiges lustig machen über Opfer findet er deplatziert. Aber der gleichgültige Umgang des Innenministers mit den Flüchtlingen bietet eine „komödiantische Einflugschneise“. Dem Zynismus eines Philip Rösler begegnet er mit einer Satire, die auch an die Schmerzgrenze gehen kann.

Schröder gilt als Harald Schmidts Entdeckung. Als 14-Jähriger schickte er eine selbst gemachte Kassette mit Parodien zu „Schmidteinander“. Der Jugendliche wurde in die Sendung eingeladen. „Danach bekam ich ein Praktikum beim Privatradio und dann nahm das Unheil seinen Lauf.“ In seiner Heimat Lörrach gibt Schröder im Ensemble kleinere Monatsrückblicke. 2004 – er studiert gerade Germanistik und Philosophie in Freiburg – tritt er mit seinem ersten Soloprogramm „Auf Ochsentour“ auf. Nebenbei moderiert auf SWR3. Mittlerweile ist Schröder aus zahlreichen Fernsehauftritten einem breiten Publikum bekannt.

Seine Oma war übrigens „erstes Opfer seiner Unterhaltungsneurose“, so Schröder. Mit ihr spielte er als Kind „Wetten, dass...?“ nach. Schröder mimte den Gottschalk, die Oma schlüpfte in die Rolle der Wettkandidaten. Die Musik dazu kam von Kassette.

Auf die Frage, was er für die Zukunft geplant hat, gibt sich Schröder geheimnisvoll: „Darüber darf ich nicht sprechen. Die NSA hat es mir verboten. Sie will es selbst bekannt geben.“