Als bundesweit erste Musikschule beteiligt sich Wedeler Einrichtung an Pilotprojekt

Wedel. Da sitzen ein Junge aus Trabzon, ein Mädchen aus Izmir und eine Musikstudentin aus Istanbul gemeinsam auf einer Bühne in Wedel, lauschen den Tönen, sind vertieft in ihre Arbeit. Manchmal wird sich zugenickt, etwas gezeigt, manchmal leise gesprochen. Eine Gruppe weiter bekommt ein Wedeler Gitarrenschüler plötzlich Nachhilfe von einer Musikerin aus der Türkei auf ihrer Violine. Ein Stuhl weiter hat Kaan Platz genommen. Der 17-Jährige spielt Baglama und hat das Musikinstrument aus seiner türkischen Heimat gleich zum Workshop mitgebracht. Es sind ungewohnte Töne, die da im Ernst-Barlach-Saal der Wedeler Gemeinschaftsschule an diesem Montag angeschlagen werden. Doch so hört sich Völkerverständigung an.

Denn in Wedel musizieren noch bis Sonntag Jugendliche aus drei verschiedenen Ländern zusammen. Eine Woche lang arbeiten sie gemeinsam, lernen sich kennen und besser zu verstehen. Denn das ist das Ziel der Vernetzungsaktion, die vom Goethe-Institut in Ankara finanziell gefördert und von der Wedeler Musikschule begleitet wird. Auf dem Programm stehen außer dem gemeinsamen Musizieren auch Ausflüge in die Staatsoper und der Schulbesuch.

In dieser Form ist das Projekt eine Premiere. Zwar rief das Auswärtige Amt die Initiative Pasch für „Schulen: Partner der Zukunft“ bereits 2008 ins Leben, allerdings wurden bislang vor allem Sprachkurse in Zusammenarbeit mit Schulen gefördert. Im vergangenen Jahr gab es dann erstmals ein Musik- und Mediencamp in Trabzon. Das mit 70 teilnehmenden Jugendlichen aus den Ländern des Schwarzmeerraums und Deutschland war so erfolgreich, dass diese Form der musikalischen Verständigung ausgebaut werden soll. Die Wedeler Musikschule wurde dabei als bundesweit erster Kooperationspartner ausgewählt.

Warum ausgerechnet Wedel? „Da kam eins zum anderen. Wir erfüllen die nötigen Voraussetzungen durch die gute Vernetzung zu den örtlichen Schulen und durch das eigene Gebäude“, erklärt Michael Schröder, Chef der Wedeler Musikschule. Zudem ebneten die beiden Dozenten Fabio Niehaus und Sandro Jahn den Weg. Denn sie arbeiten bereits seit 2010 fürs Goethe-Institut und haben zahlreiche Musikworkshops organisiert. Dafür reisten sie nach Dänemark, Irland, Lettland, Finnland, Israel und ins Palästinenser-Gebiet. Wo sie auch waren, sie stellten fest, dass Musik Brücken baut. Jahn dazu: „Statt eine Sprache nur aus Büchern zu lernen, machen Rhythmus und ein einprägsamer Songtext vieles leichter.“ Michael Schröder ergänzt: „Musik ist ein ideales Instrument, um Sprachen zu lernen. Ich habe Englisch auch dank der Beatles und Rolling Stones gelernt.“

Um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, üben die zwölf angereisten Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahre deshalb fleißig mit den Jugendlichen aus Wedel. Zusammen sollen zwei Songs „Sing, wer Du bist“ und der „Pasch-Song“ in einem Tonstudio aufgenommen und auf CD festgehalten werden. Zudem erarbeiten die Besucher zusammen mit Wedelern Musikern Stücke, die sie bei einem Konzert am Sonnabend, 8. Februar, aufführen. Was gespielt wird und wie, haben sie dabei selbst in der Hand. Damit die Organisation klappt bedarf es Abstimmungen, und das fördert das Sprachbewusstsein – so die Idee. Beginn in der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule ist um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.