Seit 2001 soll Uetersens Stadtzentrum mit der Fußgängerzone attraktiver werden. Geldmangel hat vieles bisher verhindert

Uetersen. In welche Richtung steuert die Rosenstadt Uetersen? Diese Frage bewegt Bürger und Politiker der knapp 18.000 Einwohner zählenden Kommune. Denn es gibt nicht nur Sorgen hinsichtlich der Wirtschaftspolitik, auch die Fußgängerzone, im Volksmund „Fuzo“ genannt, sorgt für nachdenkliche Mienen.

Von gut 30 Jahren, am 7. November 1981, wurde die Fußgängerzone in der Rosenstadt eingerichtet, um den Verkehr aus dem Zentrum zu verbannen und für mehr Attraktivität und Einkaufsqualität zu sorgen. Während die Fußgängerzone zunächst hohen Zuspruch fand, gab es 20 Jahre später bereits erste Rufe nach einer Modernisierung der Zone. Konzepte wurden erarbeitet und vorgestellt.

Eine Modernisierung wurde von vielen Kaufleuten aber nicht gewünscht, die Fußgängerzone galt ihnen als attraktiv. Die Pläne, die unter anderem Wasserspiele im Stadtzentrum vorsahen, wurden teils als nicht realisierbar und überflüssig bezeichnet. „Damals wie heute strahlt die Fußgängerzone Gemütlichkeit aus“, urteilte 2001 Lebrecht von Ziehlberg vom Verein Uetersener Stadtmarketing.

Diese Einschätzung wird heutzutage nicht mehr uneingeschränkt geteilt. Die Innenstadt kämpfe mit Leerständen, Arbeitsplätze seien stetig verloren gegangen, heißt es von Seiten der Kritiker. Zu ihnen zählt unter anderen Ulf Lüders, der einst als Stadtrat die Geschicke der Rosenstadt mit leitete. Er ärgert sich über den Zustand der Fußgängerzone. Und er sagt, er stehe damit nicht alleine in der Stadt. Das Angebot an Läden findet er persönlich beschämend. Vielfach müssten andere Städte wie Elmshorn für Einkäufe herhalten, etwa für „vernünftige Kleidung“. Die Fußgängerzone brauche dringend sowohl bauliche Neuerungen und auch bezogen auf den Branchenmix Zukunftsperspektiven, wolle sie nicht „noch bedeutungsloser werden“.

Das sieht Andreas Hinrich von der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG) anders. Die Fußgängerzone werde beständig weiterentwickelt, ein Dialog mit der Stadt werde geführt und der Geschäfte-Mix sei gut. „Der Ist-Zustand der Fußgängerzone ist schon sehr gut und wird jetzt sukzessiv weiter entwickelt. Aufgrund der finanziellen Lage wird dieses sicher nicht in kurzer Zeit möglich sein“, sagt Hinrich.

Laut Wirtschaftsexperten stellten aber der Ladenmix in der Fußgängerzone und die architektonisch nicht mehr zeitgemäße Gestaltung der Gegend ein Problem dar. Dies wurde bereits 2008 vom Beratungsunternehmen BulwienGesa in einem Gutachten angemerkt. Während andernorts renommierte Filialisten wie H&M, Zara, Thalia oder Starbucks für Publikum – auch von außerhalb – und damit für Umsätze sorgten, drohe das Stadtbild der Uetersener Fußgängerzone eher von Billigketten und optisch unattraktiven Bauten der 70er und 80er-Jahre dominiert zu werden. Eine Häufung von Billig-Läden müsse vermieden werden, hieß es.

Von einer solchen Häufung sieht die IHG Uetersen aber noch weit entfernt. Lediglich drei Geschäfte seien dem Billig-Bereich zuzuordnen, eines sei seit Jahrzehnten dort. Dramatisch sehen auch Bürgermeisterin Andrea Hansen und CDU-Fraktionschef Andreas Stief die Lage nicht. Die Fußgängerzone sei in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess, doch die Einflussnahme der Stadt sei auch begrenzt.

„Wir können nur bedingt Einfluss auf den Ladenmix nehmen“, sagt Stief. Dies, weil die Eigentümer der Immobilien selbst über Mietverträge bestimmen. Für sie zähle zunächst, keinen Leerstand zu haben. Aber die Fußgängerzone könne nur dann erfolgreich sein, gibt Stief zu bedenken, wenn der Branchenmix passe. Nur günstige oder nur teure Läden zu haben, würde identische Probleme hervorrufen.

Renommierte Filialisten würde die CDU in Uetersen begrüßen. Doch Stief glaubt, dass sich die Stadt hier teilweise selbst mancher Chancen beraubt habe. „Die gescheiterte Fusion hat uns vielleicht einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt er. Denn für bestimmte Marken sei Uetersen aufgrund seiner Größe uninteressant. Das wäre bei einer Stadt mit mehr als 35.000 Einwohnern sicher anders.

Dass bestimmte Läden nicht nach Uetersen kommen werden, das glaubt auch Hinrich. „Die sogenannten renommierten Unternehmen wurden und werden von der Wirtschaftsförderung schon angeschrieben. Allerdings muss man sehen, dass diese Unternehmen die richtigen Flächen haben müssen, die wir in der Fußgängerzone nicht haben und auch nie hatten“, so der IHG-Vorsitzende. „Zudem werden von den Unternehmen Einwohnerzahlen als Maßstab genommen, um zu erkennen, wie hoch das Einkaufsvolumen ist. Und wenn man hier unter die hauseigene Grenze fällt, ist das Thema Ansiedlung für diese Firmen sofort abgeschlossen“, so Hinrich weiter.

Der IHG-Vorsitzende sieht den derzeitigen Mix der Geschäfte als vernünftig an. Fast alle Branchen würden abgedeckt. Das Wirtschaftsgutachten der BulwienGesa hatte 2008 dagegen einen dringenden Handlungsbedarf für eine Neuentwicklung der City festgestellt, inklusive des Branchenmixes. Dass es zu dieser Einschätzung kam, hängt sicherlich auch mit der Entwicklung des nahe gelegenen Gerberplatzes zusammen. Die Gegend hatte sich vor knapp zehn Jahren zum zweiten Einkaufszentrum in Uetersen entwickelt. Die Folge: Die „Fuzo“ wurde weniger als bisher von den Bürgern frequentiert.

Die Stadt wollte damals die Empfehlungen beherzigen, 2010 wurden daher Informationsveranstaltungen angeboten, um Ideen für die Zukunft zu sammeln und um dem zunehmenden Leerstand in der Innenstadt zu begegnen. Das Interesse und der Erfolg waren aber mäßig. Da die Stadt zudem zunehmend mit Schulden kämpfte, wurden geplante Projekte aufgeschoben.

Dennoch: Uetersen solle laut der Bürgermeisterin ein Einkaufsmagnet bleiben. Die Stadt arbeite an Lösungen. „Gerade erst hat unsere Wirtschaftsförderung einen Workshop mit Kaufleuten und Vermietern durchgeführt, der ein gutes Echo gefunden hat“, sagt Hansen. An den Lösungen werde gearbeitet. Das Problem sei ohnehin kein Uetersen-spezifisches: Andere Städte hätten dieselben Probleme wie Uetersen.