Der Kreis Pinneberg gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus in der Pinneberger Drostei

Pinneberg. Zum Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus hat der Kreis Pinneberg am Montagabend zu einer Feierstunde in die Pinneberger Drostei eingeladen. Etwa 60 Frauen und Männer verfolgten die Ansprachen von Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, Weihbischof Hans-Jochen Jaschke und Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg. Einfühlsam begleiteten Maria Livaschnikova (Flügel) und Oliver Rau (Violine) die Gedenkstunde.

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von Truppen der Roten Armee befreit. Von den etwa 66.000 Häftlingen, die noch Anfang des Jahres gezählt wurden, fanden die russischen Soldaten nur noch 7650 Menschen lebend vor. Burkhard E. Tiemann, CDU, erinnerte daran, dass mit der Befreiung von Auschwitz das „dunkelste Kapitel deutscher Geschichte" endete. Die Deportation, die „Selektion“ und schließlich die „Beseitigung“ der Ermordeten sowie die Verwertung ihrer Habe gehörten zum „durchorganisierten, industriell betriebenen Völkermord", dem allein in Auschwitz etwa 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen.

„Die Ermordung von über sechs Millionen europäischer Juden, Sinti und Roma, Homosexueller und anderer Bevölkerungsgruppen während der Zeit des Nationalsozialismus ist die schrecklichste Erbschaft der Bundesrepublik Deutschland“, sagte Tiemann. „Wir trauern gemeinsam um die vielen Millionen Opfer, die von Deutschen oder auf deutschen Befehl umgebracht wurden. Der von den Nationalsozialisten begangene Zivilisationsbruch, an dem viele Deutsche in den verschiedensten Formen mitwirkten, war auch die größte, selbstverschuldete Katastrophe und unbegreiflichste Tragödie in der deutschen Geschichte.“

Niemand könne aus der Geschichte auslöschen, dass es Deutsche waren, die in vorher nie da gewesenem Ausmaß die Menschenwürde mit Füßen getreten haben, sagte Urte Steinberg, parteilos. „Umso wichtiger ist es, dass die Söhne und Töchter sowie die Enkelgenerationen viele Fragen stellen, wie diese Gräueltaten möglich wurden.“

Hans-Jochen Jaschke sagte, die Opfer einer menschenmordenden Gewalt bildeten eine „furchtbare deutsche Erblast. Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über die Völker gebracht worden.“ Europa müsse die Antwort auf die Katastrophe sein – „wir müssen die Königin Europa aufrichten. Der europäische Weg muss unumkehrbar sein.“ Jaschke erinnerte daran, dass jeder Mensch ein Recht auf Leben habe – „die Würde des Menschen ist unantastbar.“