Das Ensemble Quartonal begeistert 300 Zuhörer bei appen classics

Appen. Mirko Ludwig. Florian Sievers. Christoph Behm. Sönke Tams Freier. Vier junge Stimmen, die ihr Publikum von der ersten Bühnensekunde an fesseln. Kein Wunder, dass Fachleute ihnen eine große Karriere zutrauen. Als A-Capella-Ensemble Quartonal sind sie eine Macht, deren Zauber sich kaum ein Zuhörer entziehen kann.

Mit raffinierter Ästhetik, seidenfein gewebter Akkuratesse und kesser Bühnenpräsenz wickelten die zwei Tenöre, Bariton und Bass auch die knapp 300 Zuhörer im ausverkauften Appener Bürgerhaus lässig um den kleinen Finger. Leichtfüßig wirbelten sie durch die ausgefeilte Vielstimmigkeit solcher Renaissance-Leckerbissen wie Pierre Certons frechem „La, la, la, je ne l’ose dire“ oder dem erstaunlich naturnahen Vogelgezwitscher, das Clement Janequin im frühen 16. Jahrhundert als „Le chant des oiseaux“ in feine Noten übersetzt hatte. Und adelten selbst solche branntweinseligen Weisen wie „What shall we do with a drunken sailor“ mit ihrer eleganten Stimmführung.

Besondere Würze gewann ihr Gastspiel bei der kleinen, aber feinen Konzertreihe appen classics auch dadurch, dass sie allesamt regionale Eigengewächse sind. Ihr musikalisches Rüstzeug erwarben sie sich bei den Chorknaben Uetersen. Und wenn das Quartett auf den Spuren der berühmten britischen King’s Singers auf dem Sprung zu einer Weltkarriere steht, dann ist das auch ein Ritterschlag für die Arbeit von Chorchef Hans-Joachim Lustig und Stimmbildner Harald Stockfleth.

Das Konzert war ohnehin nicht arm an Höhepunkten. Schon vor der Pause hatte der junge Geiger Vladimir Anochin mit einem furiosen Solo, der funkensprühenden Ballade des Franzosen Eugène Ysaye (1858 – 1931), ein musikalisches Ausrufezeichen gesetzt.

Wie eine frische, scharfe Brise putzte die kraftvolle Modernität Ysayes nach dem rein romantischen Liederteil zum Konzertauftakt die Ohren der Zuhörer. Und schuf Raum für zwei Leckerbissen der Musikliteratur: ein melancholisch-schönes Andantino von Jean Sibelius, das Pianist Matthias Veit feinsinnig interpretierte, und César Francks Meistersonate für Violine und Klavier in A-Dur. Als exzellent aufeinander eingespielte, instinktsichere Virtuosen bewältigten Anochin und Veit diesen dicken Brocken mit Bravour.

Schade nur, dass Tenor Markus Schäfer nicht den besten Tag erwischt hatte. Zu artig sang er zum Auftakt romantische Lieder von Liszt und Strauss. Statt die epochentypische Dramatik und Leidenschaft dieser Werke zu transportieren, verharrte Schäfer in allzu angestrengter, blasser Pose.