Gelungener Auftakt der Konzertreihe „2 x hören“ in der Drostei macht neugierig auf neue Musik

Pinneberg. Sportsgeist lag in der Luft, vielleicht auch ein bisschen Abenteuerlust. Denn auf die annähernd 50 Zuhörer, die am Freitagabend den Konzertsaal in der Pinneberger Drostei bevölkerten, warteten buchstäblich unerhörte klassische Klänge. Anders als bei Brahms, Beethoven oder Strawinsky, deren Werke dutzendfach interpretiert und auf Tonträger gepresst worden sind, wusste außer den drei Musikern des Ensembles Zeitsprung und Moderatorin Martina Taubenberger bei diesem Auftakt zur neuen Reihe „2 x hören“ vermutlich niemand, was in den nächsten Sekunden auf ihn zukommen sollte. Denn die erste CD-Einspielung des Stücks Drei Hirten aus der Feder des russischen Komponisten Rodion Shchedrin ist quasi noch fabrikfrisch.

Das Konzert begann so unkonventionell, wie das Klischee von zeitgenössischer Musik es erwarten ließ: nicht vorn auf der Bühne, sondern hinten. Aus einem Nebenraum, unsichtbar für das Publikum, schickte Oboistin Claire Sirjacobs erste wehmütige Melodielinien in den Saal, bevor sie durch die Bankreihen zum Podium wanderte, sich dort mit Klarinettist Oliver Klenk und Flötist Tobias Emanuel Kaiser zur musikalischen Debatte versammelte. Clever nutzte das virtuose Trio die akustischen Möglichkeiten, die die Zimmerfluchten der Drostei bieten, betonte wandernd die szenische Dimension des Stücks.

Nicht nur in dieser Hinsicht war das Werk zum Einstand der neuen Reihe geschickt gewählt. Mit seiner schlüssigen Dramaturgie, seiner Farbigkeit und seiner vergleichsweise harmonischen Melodieführung kam es dem Publikum entgegen. Die Musik bot Raum für Assoziationen. Und faszinierte auch beim zweiten Hören. Dafür sorgte nicht zuletzt das zwischengeschaltete Zwiegespräch zwischen Moderatorin Taubenberger und den Musikern. Ihre aufschlussreichen Abstecher zu Schlüsselaspekten des Stücks und ganz praktischen Fragen wie etwa der Atemtechnik holten die Zuhörer ganz nah ran an die Musik und machten deren Zauber greifbar.