Die meisten Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg haben Breitbandnetze in Planung

Rellingen/Kreis Pinneberg. Rellingen legt in Sachen Breitbandausbau los und setzt sich ehrgeizige Ziele: „Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende 2014 die notwendigen 70 Kilometer Glasfaserkabel verlegt haben und viele Kunden dann bereits am Netz sind“, sagt Axel Gengelbach, Geschäftsführer Technik von Wilhelm-tel. Das Norderstedter Unternehmen steht der Gemeinde Rellingen als Partner zur Seite und bietet in der Gemeinde Internet-, Telefon- und Fernsehdienstleistungen an. „Das Netz aber gehört uns, wir verpachten es an Wilhelm.tel“, sagt Bürgermeisterin Anja Radtke. Rellingen sei die erste Gemeinde in Schleswig-Holstein, die ein Glasfasernetz ohne eigene Stadtwerke im Rücken baut. „Wir gehen ein Stück weit ein Risiko ein. Für uns ist das ein Meilenstein, darauf bin ich sehr stolz.“

Damit die Investitionen von sieben bis elf Millionen Euro sich langfristig rechnen, hat jetzt die Kundenwerbung begonnen. Das Norderstedter Unternehmen hat dazu ein Kundenzentrum im Ort eröffnet. Es liegt an der Hohlen Straße 30 in einem gemeinsamen Büro mit Energie Rellingen. Dienstags, donnerstags und freitags sind Mitarbeiter von Wilhelm.tel vor Ort, montags stehen die Energie-Rellingen-Beschäftigten für eine Beratung zur Verfügung.

Als erstes soll der Bereich Neu-Egenbüttel erschlossen werden, also alles angrenzend an Ellerbek beziehungsweise Hamburg-Schnelsen. Hier hat das Marketing begonnen, jeder Haushalt erhält eine Infomappe zu möglichen Produkten. Baustart soll Mitte Februar sein. Der zweite Bereich ist Alt-Egenbüttel, er reicht bis an die Hempbergstraße beziehungsweise Tangstedter Chaussee heran. Hier rollen die Bagger ab Montag, 7. April, an. Zeitgleich soll der Ortskern an die Reihe kommen.

Als letzte Ausbaustufe ist der Bereich zwischen Hempbergstraße, A23 und Kellerstraße vorgesehen, hier beginnen die Arbeiten im Sommer. Die Voraussetzung: Ein Drittel der Rellinger müssen bekunden, dass sie die Glasfaser-Leistungen in Anspruch nehmen wollen. „Das werden wir hinkriegen“, sind sich die Bürgermeisterin und der Wilhelm.tel-Chef sicher.

Das Beispiel der Nachbargemeinde Halstenbek zeigt, dass diese Einschätzung realistisch ist. „Wir haben in manchen Bereichen eine Anschlussquote zwischen 50 und 60 Prozent“, sagt Gemeindewerkeleiter Uwe Lamberti.

Mit GWHtel verantwortet dort eine Tochtergesellschaft der Gemeindewerke das Glasfaserprojekt, die Produkte kommen ebenfalls von Wilhelm.tel. „Wir haben derzeit 1500 Kunden am Netz und bereits mehr als 2000 Verträge abgeschlossen“, so Lamberti. Zwei der fünf Abschnitte sind am Netz, im dritten läuft die Werbung. Ab Sommer wird das Netz für das Gebiet südlich des Bahntunnels Dockenhudener Chaussee gelegt, es folgen der Ortskern und als letztes die Gärtnerstraße. Lamberti: „Unsere Kunden sind zufrieden, und wir sehen die Resonanz sehr positiv.“

Auch in Pinneberg (pinnau.com) und in Quickborn (tel.quick) ist Wilhelm.tel Partner der Stadtwerke. In Barmstedt, wo das Produkt XityLight heißt, setzen die dortigen Stadtwerke auf eigenes Know-how. Werkleiter Fred Freyermuth gibt sich angriffslustig. Er beruft sich auf die Genehmigung der Bundesnetzagentur, in den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Steinburg ein Telekommunikationsnetz aufbauen zu dürfen. Nachdem fünf Kommunen im Kreis Segeberg mitversorgt werden, ist das Unternehmen auch in Heede, Groß Offenseth-Aspern, Bevern, Bokholt-Hanredder, Hemdingen, Langeln und Lutzhorn aktiv. „Wir befinden uns mit zehn Gemeinden in konkreten Gesprächen“, so Freyermuth. Auch mitUetersen wurde gesprochen. 2014 soll der Ortsteil Sparrieshoop der Kommune Klein Offenseth-Sparrieshoop an das Glasfasernetz angeschlossen werden. „Wir bekommen jeden Monat 70 bis 100 neue Kunden dazu, haben deutlich mehr als prognostiziert.“

In Holm, Hasloh und Teilen von Heist sowie in Lentföhrden (Kreis Segeberg) ist die azv Breitband GmbH aktiv, eine Tochtergesellschaft des Abwasserzweckverbandes. „Wir verfügen über 3000 Kunden und sind im Plan“, sagt Geschäftsführer Peter Janssen. Weitere Aktivitäten erfolgen, wenn das Geschäft in einen Zweckverband überführt wird, den zunächst die vier angeschlossenen Kommunen ins Leben rufen. Laut Janssen soll die Gründung „sehr kurzfristig“ erfolgen, dann sollen weitere Gemeinden dem Zweckverband beitreten und an das Netz angeschlossen werden. Viele Kommunen aus den Ämtern Pinnau und Moorrege hatten in der Vergangenheit Interesse bekundet, dem Projekt beizutreten. Einige haben inzwischen mit anderen Anbietern wie der Telekom – etwa die Kommunen aus dem Amt Elmshorn-Land – oder auch den Stadtwerken Barmstedt verhandelt. Das Amt Hörnerkirchen will im Sommer alle Bürger in Osterhorn, Westerhorn, Bokel und Brande-Hörnerkirchen befragen, ob sie einen Glasfaseranschluss wollen. Stimmen mindestens 60 Prozent zu, startet der Netzausbau Ende 2014.

Anders sieht es in Elmshorn aus. Die Stadtwerke besitzen zwar einen Glasfaserring rund um die Stadt. Am 1. Dezember 2009 startete im Neubaugebiet am Hasenbusch ein Pilotprojekt mit etwa 50 Hausanschlüssen. Seitdem tat sich nichts mehr. „Zurzeit haben wir keine weiteren Pläne, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, sagt Werkleiter Sören Schuhknecht. Elmshorn solle nicht „zum weißen Fleck auf der Glasfaser-Landkarte“ werden.

Ohne diese Dienstleistungen kommen die Stadtwerke Wedel aus. Sie werden aus heutiger Sicht kein Glasfasernetz aufbauen, weil es einfach viel zu teuer ist. „Momentan sehen wir im Glasfasernetz keine Option für uns in Wedel“, sagt Adam Krüppel, Geschäftsführer der Stadtwerke. „Aber wir beobachten das Marktgeschehen, sodass nicht auszuschließen ist, dass sich irgendwann an dieser Haltung etwas ändert.“ In mehreren großen Wohnblöcken ist Wilhelm.tel aktiv.

Sehr aktiv auf dem Glasfaser-Feld ist Schenefeld – ohne eigenes Zutun. Der Büroleitende Beamte Melf Kayser sagt: „Wir haben das Glück, dass der Glasfaser-Endknotenpunkt Hamburg-West in Schenefeld endet.“