Kammer verzeichnet Rekordnachfrage bei Betrieben in der Region. Fachkräfte sind gefragt, aber schwer zu finden

Kreis Pinneberg. Das Handwerk boomt. Auch und gerade im Kreis Pinneberg. „So eine Bewegung auf dem Markt habe ich noch nie erlebt“, sagt Eckhart Dencker, Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik für den Kreis Pinneberg.

Seit 1972 ist der Handwerksmeister selbstständig, er beschäftigt zwölf Mitarbeiter in seinem Betrieb in Barmstedt. So viele Aufträge, wie er zurzeit abarbeiten müsse, habe er noch nie erhalten, sagt Dencker. Er komme gar nicht hinterher. „Ich könnte sofort drei weitere Mitarbeiter einstellen, wenn es diese Fachkräfte auf dem Markt gäbe.“

Die Handwerkskammer Lübeck, die die 3540 Handwerksbetriebe im Kreis Pinneberg von landesweit 30.000 Unternehmen betreut, bestätigt den Trend. Kammersprecher Ulf Grünke klingt regelrecht euphorisch, wenn er sagt: „Das Handwerk in Schleswig-Holstein boomt. Die Konjunkturumfrage für das vierte Quartal hat die durchweg guten Zahlen für das Jahr 2013 noch einmal getoppt und erneut Rekordergebnisse gebracht.“ 95 Prozent der befragten Handwerksbetriebe seien hochzufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung.

„Ich freue mich für meine Handwerkskollegen, die erneut Spitzenergebnisse melden konnten“, kommentiert Kammerpräsident Horst Kruse diese überaus positive Entwicklung. „Das ist ein klares Signal für die Stabilität und Stärke der Wirtschaftsmacht von nebenan.“ Für das Jahr 2014 rechne die Handwerkskammer mit einem Umsatzplus von zwei Prozent und einem leichten Anstieg bei der Zahl der Beschäftigten, so Kruse. Allerdings sei es fraglich, ob der Bedarf an Fachkräften überhaupt gedeckt werden könnte. Damit bestätigt der Kammerpräsident die Erfahrung des Obermeisters Dencker. „Die Suche nach qualifiziertem Personal endete im vergangenen Jahr bei vielen Handwerksbetrieben ohne Erfolg.“

Auch andere Innungsmeister sind hochzufrieden mit der Auftragslage. „2013 war super“, sagt Dietrich Blöcker, stellvertretender Obermeister der Elektroinnung aus Barmstedt. „Wir hatten rund um die Uhr zu tun.“ Er sei optimistisch, dass 2014 ein ähnlich gutes Jahr wird, sagt der Elektromeister, der seit 27 Jahren im Geschäft ist und vier Mitarbeiter beschäftigt. „Wir haben eine Menge Arbeit“, sagt auch Norbert Lanz, Obermeister der Baugewerbeinnung.

Thomas Dohrn, stellvertretender Kreishandwerksmeister, der einen Maler- und Lackierbetrieb mit drei Beschäftigten in Uetersen führt, ist ebenfalls zufrieden. „2013 war im Vergleich zu den 15 Jahren davor ein gutes Jahr.“ Er stelle fest, dass immer mehr Bürger und öffentliche Einrichtungen den Handwerker vor Ort zu schätzen wüssten. „Denn der kauft hier ein und zahlt auch Steuern.“

Ein wichtiger Antrieb des Handwerksbooms seien die enorm niedrigen Zinsen, meint Obermeister Dencker. „Die Leute sehen, dass sie auf der Bank nichts kriegen für ihr Geld und investieren in ihre Häuser.“ Wer beispielsweise seine Heizung erneuere, spare 25Prozent der Heizkosten beim Umstieg auf Brennwerttechnik, und bis zu 40 Prozent, wenn er in ein Solardach investiere. Da sei jede Investition nach zehn Jahren amortisiert, so Dencker. „Mein Argument ist immer: ‚Das Geld sind Sie los. Entweder zahlen Sie es dem Energieversorger oder dem Handwerker.‘“

Es gibt aber auch kritische Entwicklungen, mahnt Obermeister Lanz vom Baugewerbe an. So seien die Preise auf dem Bau durch die vielen Subunternehmer und Leiharbeiter auch aus Osteuropa für kleinere Betriebe auf dem Markt teilweise nicht auskömmlich. Die Großbetriebe schnitten sich oft den größten Teil des Kuchens ab. „Aber wir Handwerksbetriebe leben davon, dass der Endkunde Vertrauen in unsere Arbeit hat.“ Rabattschlachten wie im Einzelhandel seien nicht möglich. „Aber wir im Kreis Pinneberg haben es in der Hinsicht relativ gut.“