Ernst Barlach Museum in Wedel zeigt Werke von Markus Lüpertz. Der Maler kommt zur Eröffnung am 26. Januar

Wenn es um Markus Lüpertz geht, prasseln die Superlative. Malerfürst. Einer der bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Künstler der Gegenwart. Ein Provokateur par excellence. Ein Genie. Lüpertz sieht sich gern so. Der in Reichenberg geborene Maler, Bildhauer und Grafiker liebt die Extreme, den exzessiven Lebensstil und er liebt es, sich selbst als Künstler-Genie zu inszenieren. Lüpertz polarisiert. Genauso wie seine Kunst, die manchem Kritiker sauer aufstieß. So sehr, dass in Bamberg eine seiner Skulpturen gestürzt, in Augsburg seine „Aphrodite“ durch ein Bürgervotum verhindert und in Salzburg sein „Mozart“ sogar geteert und gefedert wurde.

Ein Künstler-Genie? Da kann Jürgen Doppelstein noch zustimmen. Allerdings hat das Vorstandsmitglied der Ernst Barlach Gesellschaft so seine Zweifel daran, ob Lüpertz’ Selbstwahrnehmung, er könne mit seiner Persönlichkeit und seiner Kunst sogar die Welt verändern, dann nicht doch etwas übersteigert ist. Doppelstein kann es auf jeden Fall am Sonntag, 26. Januar, herausfinden. Dann treffen die beiden aufeinander. Denn Lüpertz hat seinen Besuch zur Eröffnung der neuen Ausstellung im Ernst Barlach Museum an der Wedeler Mühlenstraße gegen 12Uhr zugesagt.

„Für unser Haus ist es hochspannend, einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart zu zeigen und bei uns zu haben“, schwärmt Doppelstein. Er hat mit Heike Stockhaus, Geschäftsführerin des Hauses, die Retrospektive zu Markus Lüpertz zusammengestellt. Von den Zeiten zwischen Rausch und Realismus in den wilden Jahren über die symbolträchtigen 70er, die ungehemmten 80er und die frauenlosen 90er bis heute: 70 Gemälde, Skulpturen und Texte sollen einen Überblick über 50 Jahre künstlerisches Schaffen von 1964 bis 2014 geben. Keine leichte Aufgabe für Doppelstein und sein Team. Ein bisschen mulmig ist ihm deswegen zumute. Denn das Ergebnis wird der 73 Jahre alte Künstler am Sonntag selbst sehen und beurteilen – eine Seltenheit. „In den meisten Fällen sind die ausgestellten Künstler eben nicht mehr am Leben“, so Doppelstein, der sicher ist, dass Lüpertz mit seinem Urteil nicht hinter den Berg halten wird. Klar ist: Mit der neuen Ausstellung ist es dem Team des Ernst Barlach Museums gelungen, die erste Retrospektive seit 30 Jahren in Norddeutschland zu Markus Lüpertz auf die Beine zu stellen. Wenn es nach Doppelstein geht, lässt sich damit an die Besucherströme der vergangenen Ausstellung nahtlos anknüpfen. Sowohl die chinesische Gegenwartskunst als auch die Werke des dänischen Malers und Bildhauers Per Kirkeby lockten über 4000 Besucher in das Wedeler Museum.

Doch besonders erfolgreich war „Dreamings – Malerei der australischen Aborigines“. Laut Doppelstein sahen mehr 5000 Besucher die extra verlängerte Ausstellung. „Wir haben konkret Schulen angesprochen, deshalb waren auch besonders viele Jugendliche in dieser Ausstellung“, sagt er. Das würde er auch gern diesmal wieder schaffen. Doch ihm ist durchaus bewusste, dass Lüpertz’ Werke eine schwierige Kost sind. „Aber sehenswert“, so Doppelstein. Lüpertz sei eine sehr komplexe Künstlerseele und habe einen sehr allumfassenden Kunstbegriff. „Er versteht seine Bilder als Durchgangsstation zur Geschichte und nur wer Geschichte kennt, versteht die Gegenwart.“

Aus diesem Grund werden spezielle Führungen für Schulklassen angeboten, die auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich sind. Zu sehen sind die Bilder bis zum 27.April im Wedeler Ernst Barlach Museum von Dienstag bis Sonntag 11 bis 18Uhr. Der Einritt kostet sieben Euro, ermäßigt fünf Euro.

Weitere Informationen gibt es online unter www.ernst-barlach.de und unter 04103/918291.