Zuschauer-Rekorde im Quickborner Beluga und Burgkino in Uetersen. Die Betreiber setzen auf ungewöhnliche Aktionen.

Quickborn/Uetersen. Erneut Zuschauerrekorde gegen den Bundestrend, Kindergeburtstagspartys, für die die Termine auf Wochen ausgebucht sind, und jetzt Schlagermusik im Kinosaal. Kai Bartels und Bernd Keichel, die seit zehn Jahren als K&B-Kinobetriebe das Beluga-Kino in Quickborn und das Burgkino in Uetersen führen, schwimmen auf einer Welle des Erfolgs. Im vergangenen Jahr haben sie mit 99.000 Besuchern in Quickborn – plus acht Prozent im Vergleich zu 2012 – und 57.000 Besuchern in Uetersen – plus zehn Prozent – nicht nur mehr Menschen in ihre Lichtspielhäuser gelockt als je zuvor und die Zuschauerzahlen seit 2004 verdreifacht. Sie zeigen auch der Branche, wie es anders und besser geht. Denn bundesweit haben die Kinos 2013 vier Prozent ihrer Zuschauer verloren.

Im Dezember strömten 14.000 Kinofans ins Beluga, 12.000 im November, sagt Bartels. „Bei ‚Fack ju Göhte’ bildeten sich Schlangen bis auf den Parkplatz.“ Mit dem City-Kino in Buxtehude, das er auch mit Keichel betreibt und das 46.000 Besucher erreichte – plus sechs Prozent –, ist die Erfolgsgeschichte perfekt. Die Zukunft strahlt weiter in rosigen Farben, hoffen die beiden nun nach einem Treffen mit 900 Kinobetreibern in München. „2014 wird ein gutes Kinojahr, was die neuen Filme angeht.“

Bei der Vorabvorführung von „Super-Hypochonder“ von den Machern des Kassenschlagers „Willkommen bei den Sch’tis“, der 2008 20 Millionen Kinobesucher zählte, gab es kein Halten mehr. „Alles grölte im Saal. Dabei sind wir Kinobetreiber sonst eher zurückhaltend.“ Der zweite Teil von „Captain America“ kommt dieses Jahr in die Kinos. Für 2015, wenn „Star Wars VII“, „Fluch der Karibik VI“, „Fack ju Göhte II“ und „The Avengers: Age of Ultron“ bei uns starten, könnten Bartels und Keichel ihre Kinosäle wohl ausbauen.

„Nur das kleine Event im Juni und Juli stört uns ein wenig“, spricht Bartels die Fußball-WM an. „Wenn Deutschland in Brasilien spielt, machen wir zu.“ Da kommt keiner ins Kino.“ Public-Viewing, wie vor vier Jahren zur WM in Südafrika, wird es nicht geben. „Die Fußballfans haben uns den ganzen Kinosaal auseinandergenommen.“

Dabei sind es diese Events außerhalb des normalen Kinoprogramms, die vor allem dem Beluga völlig neue Besuchergruppen bescheren. Da wird live übertragen aus der Pariser Oper und von den Wagner-Festspielen in Bayreuth, es wird das Bolschoi-Ballett in Moskau gezeigt oder die Berliner Philharmoniker sind zu hören. Die Klangtechnik aus der 9000 Watt starken Zehn-Kanal-Dolby-Surround-Anlage sei so gut und authentisch, als wenn der Kinobesucher im Konzertsaal säße, sagt Bartels stolz.

Auch die Digitaltechnik, mit der die neun Säle in Quickborn (338 Plätze), Uetersen (332) und Buxtehude (226) ausgestattet sind, hat neue Vielfalt gebracht. „Wir haben 2013 400 verschiedene Filme gezeigt. Vor zwei Jahren waren es 250“, sagt Bartels. Weil die Verleiher bei ihnen anders als bei den großen Kinoketten dafür keine Gebühren zahlen müssten, kämen sie nun an ganz andere Filme heran. „Das Interesse der Verleiher ist deutlich gestiegen.“

Auch die jüngsten Besucher lieben das Beluga-Kino. Für 80 Euro können Kinder dort mit Freunden in einem Saal ihren Geburtstag beim Lieblingsfilm feiern. Seit das Angebot in den Zügen der AKN beworben wird, „steht das Telefon nicht mehr still“, sagt Bartels. Eine Mitarbeiterin nehme täglich zwei Stunden Anfragen an. „Wir sind auf acht Wochen im Voraus ausgebucht.“

Auch die Mitarbeiter, die wie ihre Chefs fürs Kino brennen, gehören zum Geheimnis des Erfolgs. Viele seien eng befreundet, machten gemeinsam Urlaub, manche sind miteinander verheiratet. „Andere Firmen wollen nicht, dass sich ihre Mitarbeiter privat treffen. Wir fördern das“, betont Bartels. „Wenn die Chemie stimmt unter den Mitarbeitern, spürt das der Kunde.“

Der freut sich auch über Kleinigkeiten, auf die die Betreiber viel Wert legen. So gebe es grundsätzlich keine Pausen selbst bei Überlängen wie jetzt beim dreistündigen „The Wolf of Wall Street“, betont Bartels. „Wir sind ja kein Privatfernsehen.“ Das Popcorn kommt aus Südfrankreich und ist von 16 Sorten im Blindtest ausgewählt. Die Tortilla-Chips sind zu 100 Prozent aus Mais und die Käsesauce dazu wird eigens aus Wisconsin in den USA geliefert.

Neu ist das Projekt, Lesungen mit Musik ins Kino zu holen. Es startet am 7. März mit Reiner Schöne im Burg-Kino in Uetersen. Schlagerkonzerte sollen laut Bartels bald folgen. „Wir sind für alles offen. Brot und Spiele, wie im alten Rom.“