S-Bahn präsentiert Pläne für ehemaligen Halstenbeker Güterbahnhof. Anlieger fürchten Lärm durch Zugreinigung

Halstenbek. Der Saal war voll – und die Emotionen schlugen hoch: Die am Halstenbeker Bahnhof geplante Abstell- und Reinigungsanlage für S-Bahnzüge stößt bei den Anliegern auf wenig Begeisterung. Das bewies der große Andrang von etwa 150 Bürgern bei der Sitzung des Ausschusses für Bau-, Planungs- und Verkehrswesen am Dienstagabend, bei der die Pläne erstmals öffentlich auf den Tisch kamen. Dabei wurde deutlich: Während Vertreter der S-Bahn Hamburg GmbH die Auswirkungen der Anlage auf die Nachbarschaft als gering ansehen, befürchten die Anlieger massive Probleme durch Lärm und Licht.

Der Technische Leiter Jan Schröder und Helmut Leseberg, bei der S-Bahn Hamburg für das Bestellmarketing zuständig, machten eines deutlich: „Wir befinden uns noch in den Vorplanungen.“ Genauere Untersuchungen über die Auswirkungen in Sachen Lärm, Licht und Umwelt würden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens erfolgen. Leseberg: „Dann ergibt sich auch, welche eventuelle Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.“

Laut den Vertretern der S-Bahn beträgt die maximale Kapazität der Anlage 26 Züge. Sie werden auf acht nebeneinander liegenden Gleisen abgestellt. Arbeitsstege zwischen den Gleisen ermöglichen den Lokführern und den Reinigungsmitarbeitern den Ein- und Ausstieg. Die Beleuchtung soll unterhalb der Stege angeordnet werden, um so wenig wie möglich zu stören. Die ersten Züge kommen in den späten Abendstunden, die letzten zwischen Mitternacht und 1 Uhr. Ab 4 Uhr verlassen die Züge wieder nach und nach die Anlage.

„Sie fahren dort in Schrittgeschwindigkeit, sodass kaum mit Lärm zu rechnen ist“, sagt Leseberg. Er fügt hinzu: „Viele machen sich falsche Vorstellungen über die Auswirkungen der Anlage.“ Zum Projekt gehören auch eine Gleisrichterstation zur Stromversorgung und ein kleines Sanitär- und Pausengebäude. „Es erfolgt auch nur eine Grobreinigung“, so Leseberg weiter. Die Mitarbeiter würden die Mülleimer leeren, herumliegende Zeitungen und Flaschen aufsammeln und die Wagen grob durchfegen. Daher sei keine größere Lärmbelästigung zu erwarten.

Die Anlage soll nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens ab dem ersten Quartal 2016 gebaut und im Herbst des Jahres fertiggestellt werden. Sie ist laut Bahnangaben notwendig, weil der von 2018 bis 2033 geltende Verkehrsvertrag zwischen der S-Bahn Hamburg und den Ländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zusätzliche Linien wie die S32 (Harburg – Elbgaustraße) und auch die Verlängerung der S21 bis Kaltenkirchen vorsieht. „Wir brauchen daher zusätzliche Fahrzeuge“, so Leseberg.

Zudem werde die Reparaturwerkstatt am Standort Elbgaustraße erweitert, sodass dort Abstellflächen wegfallen. Außer in Halstenbek plane die S-Bahn zwei weitere Anlagen auf ehemaligen Güterbahnhöfen in Eidelstedt und Stellingen. Sie habe diverse Flächen auf ihre Tauglichkeit untersucht. Das Planfeststellungsverfahren ist in Halstenbek deshalb notwendig, weil das Grundstück bereits als Bahnfläche entwidmet war. Vorherige Pläne sahen vor, dort Wohnungen zu errichten. Dagegen hatte sich die Gemeinde gesperrt. Inzwischen hat die DB Netz AG das Areal zurückgekauft. „Die Gemeinde wird an dem Verfahren beteiligt. Wir haben aber nicht die Planungshoheit“, sagt Vize-Bauamtschef Jörn Lembke.

Bestandteil des Projektes ist auch die Erweiterung des Park&Ride-Platzes um 35 Stellplätze. Die S-Bahn Hamburg hat den Kommunalpolitikern und den besorgten Anwohnern angeboten, ähnlich dimensionierte Abstellanlagen zu besichtigen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Als sich in der Einwohnerfragestunde ein Bürger zu Wort meldete, der dies bereits getan hatte und von kaum spürbaren Beeinträchtigungen sprach, hagelte es Buhrufe von den übrigen Bürgern. „Die sind alle sehr skeptisch, sie trauen der Bahn nicht“, so Ausschusschef Heiner Kohlhagen, Grüne. SPD-Fraktionschef Christoph Bittner kritisiert, dass die Prüfergebnisse der alternativen Standorte nicht veröffentlicht werden. Ohne einen solchen Schritt werde niemand glauben, dass der mitten in einem Wohngebiet gelegene Halstenbeker Standort der beste sei. Er fordert Verwaltung und Bahn auf, nochmals über einen Kauf der Fläche durch die Gemeinde zu verhandeln.