Zwei Arzthelferinnen aus Halstenbek sind Vorreiterinnen im Kreis Pinneberg: Sie haben eine Fahrgemeinschaft gebildet

Kreis Pinneberg. Mittwochmorgen um kurz nach sieben ist die Welt voll in Ordnung für Kim Bergner, 27, und Corinna Dickenhausen, 43. Die beiden Arbeitskolleginnen treffen sich auf dem Parkplatz an der Lise-Meitner-Allee unweit der A-23-Auffahrt Tornesch. Kim Bergner ist mit ihrem Mini aus Neuenbrook im Kreis Steinburg angereist – Corinna Dickenhausen mit ihrem Citroen Berlingo aus Seeth-Ekholt im Kreis Pinneberg. Vor ihnen liegt ein gemeinsamer Arbeitstag, der mit einem Besuch im Fitnessstudio in Pinneberg enden wird.

An diesem Mittwoch bleibt der Berlingo in der Parkbucht stehen. Die beiden Arzthelferinnen fahren im Mini weiter zur Hausarztpraxis in Halstenbek. Denn Kim Bergner und Corinna Dickenhausen bilden jeden Mittwoch und jeden Freitag eine Fahrgemeinschaft. „Wir fahren abwechselnd mit einem Auto von der Autobahnauffahrt Tornesch weiter nach Halstenbek“, sagt Corinna Dickenhausen. „So sparen wir Sprit und schonen die Umwelt. Und wir können morgens im Auto schon schön plauschen.“

Die Fahrt von der Auffahrt Tornesch bis zur Abfahrt Halstenbek/Krupunder ist dann aber oft weniger erfreulich für die beiden Arzthelferinnen. „Meist stehen wir von Tornesch bis Halstenbek im Stau, oder der Verkehr stockt“, sagt Corinna Dickenhausen. Die Folge: Für die 16 Kilometer lange Strecke brauchen die Frauen 20 bis 40 Minuten. Aber Corinna Dickenhausen nimmt das gelassen. „Ärgern lohnt sich nicht, das gibt nur ein Magengeschwür“, sagt sie. „Wir sagen uns: ‚Immer mit der Ruhe.‘“

Die beiden Frauen sind typische Berufspendler. Jeder vierte Deutsche fährt täglich mit dem Pkw zwischen Wohnort und Arbeitsstätte. Und auch ihre Erfahrungen auf der Autobahn 23 passen in die Statistik: 37 Stunden verbrachte ein durchschnittlicher Berufspendler im vergangenen Jahr im Stau. Dass die beiden Arzthelferinnen eine Fahrgemeinschaft bilden, ist indes noch ungewöhnlich im Land der noch kostenfreien Autobahnen. Die meisten Berufstätigen fahren alleine, wenn sie mit dem Auto zur Arbeit fahren.

Nach Angaben des Kreises Pinneberg pendeln rund 45.000 Menschen aus dem Kreis Pinneberg täglich nach Hamburg. Von Hamburg in den Kreis Pinneberg pendeln täglich rund 12.500 Menschen. In diesen Zahlen sind Autofahrer sowie Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel enthalten. Keine Daten indes gibt es darüber, wie viele Frauen und Männer des Kreises Pinneberg Fahrgemeinschaften bilden, wenn sie mit dem Auto zur Arbeitsstätte pendeln.

Kim Bergner und Corinna Dickenhausen haben sich im Spätsommer in der Arztpraxis in Halstenbek kennengelernt. „Bei der Arbeit sind wir schnell auf die Idee gekommen, eine Fahrgemeinschaft zu gründen“, sagt Corinna Dickenhausen. Es gibt auch andere Möglichkeiten, einen Beifahrer fürs Pendeln zu finden. Für alle Pendler des Kreises Pinneberg ist das Pendlerportal eine Alternative.

Das Internetangebot, das für alle Nutzer kostenlos ist, dient seit Mai 2008 der Zusammenführung von Berufspendlern und anderen regelmäßigen Pendlern. In einem dreistufigen Verfahren können Pendler eigene Angebote inserieren oder nach Mitfahrgelegenheiten suchen.

„Ziel ist es, dauerhafte Fahrgemeinschaften zu bilden“, sagt der Regionalplaner des Kreises Pinneberg, Hartmut Teichmann. „Das Pendlerportal versteht sich als eine strategisch sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr.“

Nach einer kompletten Überarbeitung erscheint das Pendlerportal jetzt mit zahlreichen neuen Funktionen. Durch automatisch hinterlegte Zwischenziele besteht bei der Suche eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit. „Mit der neuen Technik ist auch eine an mobile Endgeräte angepasste Darstellung möglich“, sagt Teichmann. Ab Frühjahr steht eine App zur Verfügung.

Für den Kreis Pinneberg gibt es derzeit 169 verfügbare Angebote – dadurch könnten jährlich 589 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. „Jedes Auto weniger auf der Straße ist ein gutes Auto“, sagt der Regionalplaner Teichmann. Allerdings ist der Vermittlungserfolg des Pendlerportals noch recht übersichtlich: Seit Mai 2008 haben sich dank der Webseite erst 25 Fahrgemeinschaften gebildet. Teichmann: „Wir müssen kräftig zulegen.“

www.pinneberg.pendlerportal.de