In der Serie „Glänzend im Geschäft“ stellen wir Unternehmen und ihre Erfolgsideen vor. Heute: Kosmetik Conzen

Sie ist der größte Arbeitgeber und bester Gewerbesteuerzahler in der kleinen Gemeinde Tangstedt. Doch die Hans Conzen Kosmetik GmbH ist fast nur Insidern bekannt. Denn die hochwertigen Kosmetik- und Haarpflegemittel, die unter dem Produktnamen Glynt laufen, vertreibt das Unternehmen ausschließlich an den Fachhandel. Für den Endverbraucher wären sie wohl auch etwas teuer. 6000 Friseurbetriebe beliefert der stark wachsende Betrieb von Tangstedt aus. „1500 der 80.000 Friseursalons in Deutschland arbeiten nur mit unserer Marke“, sagt Geschäftsführer Stephan Conzen, dessen Vater Hans-Heinrich die Firma 1968 im Keller seines Hauses in Hamburg-Altona gründete.

Conzen tummelt sich auf einem Markt, der von Großkonzernen bestimmt wird. Sich gegen Global Player wie Procter & Gamble (ehemals Wella), L’Oréal, Goldwell und Kao zu behaupten, sei nicht einfach, sagt Firmenchef Conzen. „Wir sind als einziger Familienbetrieb der letzte Mohikaner in dieser Branche.“ Auf zwei Prozent schätzt er seinen Marktanteil in Deutschland. Der wächst auf einem sonst stagnierenden Markt. Seit der Betrieb vor 14 Jahren von Hamburg nach Tangstedt verlagert wurde, hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf 70 Personen verdoppelt, der Jahresumsatz auf 17 Millionen Euro mehr als verdreifacht. „Wir wachsen im Durchschnitt um sieben Prozent jedes Jahr. 2013 waren es sogar elf Prozent.“

Um das zu schaffen, müsse man gut, schnell und zuverlässig sein, beschreibt Conzen das Unternehmenskonzept. Für die Qualität bürge eine ausgefeilte Rezeptur der Produkte, die von drei Chemikern in der Schweiz entwickelt werden. Da kann es sein, dass ein Shampoo mit dem Wirkstoff der Kassie-Pflanze aus Indien angereichert werden muss, von der allein ein Gramm acht Euro koste, erklärt der Unternehmer. „Das Produkt muss halten, was es verspricht, am besten sogar noch besser sein, um dem Wettbewerb mit den Großen standzuhalten.“ Darum müsse die Rezeptur sicherstellen, dass Haut und Hände einer Friseurin auch nach dem 20. Waschen der Haare einer Kundin an einem Tag nicht leiden. Um das zu garantieren, kommt dem Betrieb zugute, dass es ursprünglich Medizinprodukte waren, die Gründervater Hans Conzen in der Schweiz entwickeln ließ und von Hamburg vertrieb. Dieses Know-how hat die Firma seit 1978 auf den Kosmetikbereich ausgeweitet.

Die Basis des erfolgreichen Unternehmenskonzepts ist der persönliche Kontakt zu den Kunden. Das ganze Bundesgebiet teilen sich 35 Verkäufer auf, die nach einem festen Tourenplan alle sieben Wochen die etwa 400 Friseurbetriebe in ihrer Region besuchen müssen, um neue Bestellungen aufzunehmen und neue Produkte vorzustellen, erklärt Conzen. Auch bei der Lieferung überlässt der rührige Firmenchef nichts dem Zufall. So soll möglichst jede Bestellung noch am gleichen Tag von Tangstedt aus ausgeliefert werden. Um dabei die Fehlerquote so niedrig wie möglich zu halten, hat er gerade ein elektronisches Packsystem angeschafft. Wenn Mitarbeiterin Heike Schmidt die große Anzahl von unterschiedlichen Produkten für einen Kunden im Lager zusammenstellt, leuchtet an jeder Schachtel solange eine Lampe, bis sie ausreichend Haarpflegemittel eingepackt hat. „Bei 100.000 Paketen im Jahr sparen wir so etwa 40.000 Euro ein.“

Produziert wird nicht in Tangstedt, nur wenige Mengen abgefüllt.. Die Herstellung hat Conzen ausgelagert. „Wir brauchen keinen Maschinenpark. Das ist ineffizient“, sagt Conzen. Alle Produkte werden nach der vorgeschriebenen Rezeptur von Fremdfirmen erstellt und in die Zentrale nach Tangstedt gebracht, von wo aus sie ausgeliefert werden. Dort können sich die Mitarbeiter dann ganz auf die Kundenbetreuung und das Marketing konzentrieren.

Der ungewöhnliche Produktname Glynt erklärt sich aus dem altdeutschen Wort für Glanz, erklärt Conzen. Glänzend ist auch das Wachstum. So platzt das Unternehmen am jetzigen Standort am Heidehofweg aus allen Nähten. Darum werden für vier Millionen Euro im neuen Gewerbegebiet in der Dorfstraße neue Lager- und Geschäftsräume gebaut. Ein Wegzug aus Tangstedt kam für den Hamburger Conzen nicht in Frage. „Wir fühlen uns hier pudelwohl“, sagt er. Fünf Mitarbeiter wohnten direkt in Tangstedt, die meisten anderen in Pinneberg oder Rellingen. Die Autobahn ist nicht weit. Und der Draht zur Gemeinde sehr gut. Kein Wunder, mit 150.000 Euro ist die Firma Conzen der mit Abstand größte Gewerbesteuerzahler im 2200 Einwohner zählenden Dorf.