Sie schlagen verwegene Haken. Sie erforschen neugierig musikalische Minenfelder.

Quickborn. Mit Anlauf stürmen sie steile Gipfel der Kompositionskunst. Und zelebrieren im nächsten Moment ein scheinbar schwereloses Schweben durch die luftigen Weiten fein gesponnener Klänge.

Ganz gleich, wie weit sich Geigerin Annette von Hehn, Cellist Stefan Heinemeyer und Pianist Thomas Hoppe bei ihren Exkursionen auf den Spuren der europäischen Großkomponisten voneinander entfernen, die drei Ausnahmemusiker des ATOS Trios bleiben jede Sekunde im Dialog miteinander, ordnen ihre individuellen Stärken immer dem Gesamtklang unter. Sie sind ein traumwandlerisch sicher aufeinander eingespieltes Trio. Und vielleicht liegt der besondere Zauber, den sie bei ihren Konzerten rund um den Globus entfalten, in dieser außergewöhnlichen Einmütigkeit. Technisch perfekt spielen schließlich auch andere Klaviertrios. Aber das instinktsichere Spiel dieser Drei lenkt selbst bei schwierigsten handwerklichen Verrenkungen der Tonkunst den Blick nicht auf die Virtuosität der Musiker, sondern auf die lebendige Sinnlichkeit der Musik.

Ein Paradebeispiel dafür war ihre Interpretation des d-Moll-Klaviertrios op. 49 von Mendelssohn Bartholdy bei ihrem Konzert im Quickborner Artur-Grenz-Saal. Geschmeidig meisterten sie den temperamentvollen ersten Satz, streichelten sanft den zweiten, feierten den lässigen dritten als Freudenfest und krönten das Ganze im abschließenden vierten Satz mit sattem Monumentalsound.

Das vielleicht interessanteste Stück des Konzerts aber war das g-Moll-Trio des zu Lebzeiten weithin unbekannten Franzosen Charles Alkan (1813 bis 1888), dessen Werke erst in jüngster Zeit die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen. Seine Musik steckt voller kreativer Überraschungen, verbindet Vielfalt mit Witz und stellt die Pianisten oft vor aberwitzige Herausforderungen. Thomas Hoppe löste diese Aufgabe mit Bravour.

Am Donnerstag, 30. Januar, von 20 Uhr an spielt das ATOS Trio dieses Programm in der Hamburger Laeiszhalle. Karten kosten zwischen zwölf und 28 Euro pro Person.