Während anderswo die Lichter ausgehen, investieren Unternehmen aus dem Kreis Pinneberg kräftig in die Zukunft

Kreis Pinneberg. Weg ist es. Vor einigen Wochen stand auf dem Grundstück neben dem Bauzentrum Sandhack noch ein mehrstöckiges Bürogebäude. Jetzt rollen die Bagger auf dem Gelände am Osterbrooksweg in Schenefeld. Hier baut das Familienunternehmen Sandhack an der Zukunft. Nachdem die zuvor in dem Gebäude ansässige Firma auszog und die Fläche leerstand, schlug Marcus Sandhack zu. „Wir haben das 3500 Quadratmeter große Grundstück gekauft“, bestätigt der Geschäftsführer.

Während anderswo die Regale geräumt werden und Lichter ausgehen, investiert der Schenefelder Baufachmarkt ins Geschäft. „Das ist eine Notwendigkeit. Wir brauchen Platz“, erklärt Sandhack. Denn auf dem bisherigen Gelände wird es zusehends enger, weil das Sortiment wächst – genauso wie der Wunsch der Kunden, alles Gekaufte gleich mitnehmen zu können.

Deshalb wird bis zum Sommer erweitert – und zwar um eine 750 Quadratmeter große Kommissionshalle, eine überdachte Be- und Entladefläche für Anlieferungen und Warenabholungen, sieben neue Schüttgutboxen, eine 400 Quadratmeter große Ausstellungsfläche für Garten- und Landschaftsbau sowie neue Kundenparkplätze. Drei Millionen Euro investiert das Familienunternehmen mit 30 Mitarbeitern.

Doch der große Wurf soll erst kommen. Denn der Firmenchef plant die Errichtung eines komplett neuen Bauzentrums. Angesichts der wenigen und umkämpften Gewerbeflächen in der Stadt ist eines der größten Hindernisse dafür genommen. 2011 wurde ein 22.500 Quadratmeter großes Grundstück inklusive Gewerbehallen nur einige Hundert Meter vom heutigen Stammsitz gekauft. Kürzlich kam ein 8000 Quadratmeter großes Nachbargrundstück hinzu. Damit erstreckt sich das riesige Areal, das derzeit als Lagerfläche von Sandhack genutzt wird und sonst an andere Firmen wie einen Autohändler untervermietet wird, vom Osterbrooksweg bis hinunter zum Dannenkamp.

Nach der jetzt kurzfristig entschiedenen Erweiterung wurde der große, Millionen Euro schwere Wurf erst einmal verschoben. Geschäftsführer Sandhack könnte sich einen Baubeginn in 2018/19 vorstellen. Kommen wird das neue Zentrum aber auf jeden Fall, denn er sagt: „Die Branche ist ein Flächenfresser. Wir brauchen den Platz.“

Das sehen auch andere Unternehmer aus dem Kreis Pinneberg so. Auch sie investieren. Drei Millionen Euro ließ sich das Bauzentrum Lüchau eine Erweiterung der Flächen am Stammsitz in Wedel kosten. Im September wurde das 2500 Quadratmeter große neue Gartencenter eröffnet, das durch den Anbau möglich wurde. 200 Mitarbeiter beschäftigt das 1902 gegründete Familienunternehmen, das sechs Märkte auch in Hamburg betreibt. Eben genau dort, wo derzeit sehr viele Filialen der insolventen Unternehmen Max Bahr und Praktiker schließen. Aber Geschäftsführer Hauke Lüchau winkt ab: „Wir haben kein Interesse, davon welche zu übernehmen.“ Allerdings macht sich die Insolvenzwelle in den Lüchau-Märkten derzeit bemerkbar. „Ein bisschen ist das an den Kundenzahlen zu merken. Aber das normalisiert sich wieder“, meint Lüchau. So ergeht es auch Sandhack. Derzeit gebe es durch die Schließungen eine Unterversorgung im Hamburger Westen. „Aber andere Unternehmen werden in die Lücke gehen. Die Marktpreise werden sich durch den Wegfall von Praktiker und Max Bahr nicht entspannen. Wir werden weiterhin um Kunden kämpfen.“

Während Sandhack und Lüchau kein Interesse an den Standorten der insolventen Konkurrenz haben, sieht man das beim Unternehmen Hass+Hatje mit Hauptsitz in Rellingen anders. „Ja, wir haben überlegt und uns auch Märkte angesehen“, sagt Geschäftsführerin Ines Kitzing. Zusammen mit zwei anderen Investoren übernimmt Hass+Hatje einen durch die Insolvenzwelle betroffen Baumarkt in Lübeck, eine Max-Bahr-Filiale an der Straße Bei der Lohmühle. Laut Kitzing belaufen sich die Kosten für den Kauf, die Modernisierung samt neuer Ware auf 16 Millionen Euro. „Wir finanzieren das mit, aber die Geschäftsführung übernehmen wir nicht“, sagt sie.

Zu dem Familienunternehmen in dritter Generation gehören mittlerweile sechs Bauzentren und elf Hagebaumärkte. 750 Mitarbeiter sind für das Unternehmen tätig. Obwohl am Stammsitz 2012 zuletzt für eine Erweiterung der Parkflächen die Bagger rollten, wird auch jetzt wieder in Rellingen an Bauplänen gearbeitet. Ein neues Bürogebäude, das untervermietet wird, soll auf dem Gelände in den kommenden Monaten entstehen. Als nächstes Großprojekt außerhalb des Kreises Pinneberg ist der Bau eines komplett neuen Marktes in Bad Segeberg geplant. „Wir suchen noch nach einem geeigneten Grundstück. Das ist das größte Problem“, so Kitzing, die diese Investition mit zehn Millionen Euro beziffert.

Doch was ist das Erfolgsrezept? Warum läuft es für diese drei großen Unternehmen mit Baustoffmärkten aus dem Kreis Pinneberg so gut, während eine Insolvenzwelle durch die Branche schwappt? Für Kitzing ist das klar. „Wir sind selbstständige Unternehmer, die vor Ort sind. Das prägt einen Betrieb. Das ist einfach etwas anderes als ein Konzern.“ Außerdem handle es sich um Familienbetriebe, die das verdiente Geld wieder investieren. Das sieht auch Hauke Lüchau so. „Wir sind einfach vorsichtiger, was Investitionen angeht und arbeiten lieber nachhaltig.“

Das sieht auch Sandhack so, der genau aus diesem Grund den geplanten Baustart für das neue Stammhaus am Osterbrooksweg verschob. Denn erst müsse klar sein, was mit dem alten Gebäude des Bauzentrums passiere.