Krankenhaus-Betrieb erfüllt überdurchschnittlich hohen medizinischen Standard. Erlös-Struktur bleibt angespannt. Gesellschaftsstruktur verschlankt

Kreis Pinneberg. Die medizinische Versorgung in den drei Krankenhäusern der Regio-Kliniken ist überdurchschnittlich gut. Das hat sich das 2300 Mitarbeiter-Unternehmen jetzt über ein aufwendiges Zertifizierungsverfahren bestätigen lassen. Demnach erfüllten die Regio-Kliniken 68 Prozent von 63 abgefragten Kriterien in einem bundesweit gültigen Verfahren, das unter dem Namen Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ) 500 von 2100 Kliniken für gut befunden hat. „Der Patient kann sich sicher und gut bei uns aufgehoben fühlen“, freut sich Regio-Geschäftsführerin Angela Bartels über diese Auszeichnung, die in drei Jahren erneut beantragt werden muss.

Gleichwohl steckt der Klinikbetrieb mit 960 Krankenhausbetten in den roten Zahlen, sagt die Geschäftsführerin. Wie hoch das Defizit 2013 war, konnte sie nicht sagen, da der Jahresabschluss gerade erarbeitet werde. Der Betriebsverlust liege aber höher als 2012, als es bei einem Umsatz von 149 Millionen zwei Millionen Euro waren. Die Neuberechnung der Basisfallwerte, mit denen jede einzelne medizinische Versorgung von den Krankenkassen abgerechnet wird und die für 2014 in Schleswig-Holstein um 3,5 Prozent erhöht werden, reiche nicht aus, die wirtschaftliche Situation entscheidend zu verbessern.

Die 3,5 Millionen Euro, die Regio dadurch in diesem Jahr bei gleicher Anzahl Patienten (2013: 36.601, plus 86 im Vergleich zu 2012) mehr einnehmen könnte, würden nicht die steigenden Kosten ausgleichen. Allein die Personalkosten sollen um 3,9 Millionen Euro ansteigen. „Das Erbe der Vergangenheit“, nennt Bartels dies.

Die Imagepflege, ein einheitliches Qualitätsmanagement und die Verlagerung von Schwerpunkt-Behandlungen auf die einzelnen Häuser soll mit dazu beitragen, mehr Patienten zu gewinnen und der starken Konkurrenz zu den Hamburger Kliniken zu trotzen. Vom zertifizierten Brust- bis zum Darmzentrum sind inzwischen sechs Abteilungen zertifiziert und vereinheitlicht worden. Zwei weitere sollen folgen. Nun sei der gesamte medizinische, pflegerische und personelle Ablauf in allen drei Krankenhäusern „auf Herz und Nieren geprüft“ worden, stellte die Regio-Chefin am Donnerstag heraus

Neun Tage lang hätten drei erfahrene Prüfer verschiedener Fachrichtungen 200 Mitarbeiter befragt und diese nach 600 Fragen bewertet. Dabei sei herausgekommen, dass die Regio-Kliniken überdurchschnittlich gut bei der Patientenorientierung, der Fachkompetenz der Mitarbeiter sowie der Aus- und Weiterbildung seien, stellte Helmut Bode-Nohr das Ergebnis vor, der als Pflegedienstdirektor am Klinikum Bad Hersfeld arbeitet und 50 Kliniken nach dem KTQ-Standard geprüft hat. Bundesweit seien 250 Prüfer für diese Qualitätsprüfung aktiv, der sich bislang 500 Kliniken unterzogen hätten.

Alle geprüfte Kliniken müssten 55 Prozent der Kriterien erfüllen, sonst gebe es das Zertifikat nicht. Regio hätte jetzt im ersten Anlauf 68 Prozent erreicht, was um drei Punkte über dem bundesweiten Durchschnitt liegt. Das bundesweit beste Ergebnis seien 79 Prozent, sagte Prüfer Bode-Nohr. Am besten schnitt das Kreis Pinneberger Unternehmen bei der Patientensicherheit und dem Hygienestandard ab, wo es 70,4 Prozent erreichte. Verbesserungswürdig sei noch die Vereinheitlichung der Strukturen innerhalb der drei Krankenhäuser. Offenbar ist dieser Prozess erst mit der Übernahme der Regio-Kliniken durch die Sana AG im Jahr 2010 inganggesetzt worden, wie Chefarzt Dr. Stefan Geist andeutete. „Es gibt jetzt auch ein großes Sicherheitsgefühl für die Mitarbeiter, für jeden Einzelfall genaue und aktuelle Handlungsanweisungen, was sie tun müssen.“

Besser wird dieses Jahr die Erlösstruktur aller Krankenhäuser in Schleswig-Holstein, die zusammen 64,5 Millionen Euro mehr Einnahmen erwarten könnten, weil sich der Basisfallwert auf 3117 Punkte erhöht, wie Sozialministerin Kristin Alheit sagte. Für die Hamburger Kliniken lag dieser 2013 um 92 Punkte darüber, obwohl die Regio-Kliniken direkt mit diesen im Wettbewerb stünden, sagt deren Sprecher Sebastian Kimstädt. „Dieser Sprung ist höher als im vorigen Jahr. Aber eine deutliche Verbesserung unserer finanziellen Situation ist damit nicht verbunden.“ Die Basisfallwerte sollen erst 2016 bundesweit angeglichen werden.

Weiter verschlankt haben die Regio-Kliniken ihre Gesellschaftsstruktur. So ist die Personalservice-Gesellschaft, die Mitarbeiter untertariflich beschäftigt, jetzt komplett dem Mutterkonzern Sana übertragen worden. Damit würden Kompetenzen gebündelt und Kosten gespart, erklärt Geschäftsführerin Bartels.