Das Ensemble der Wedeler „Batavia“ zeigt die abgründige französische Erfolgskomödie „Der Vorname“ ab 17. Januar

Wedel. „Wo kriegen wir denn jetzt so ein Ultraschallbild her?“ Regisseurin Angelika Strub runzelt die Stirn, sieht fragend in die Schauspieler-Runde. Zwar ist das fragliche Stück Papier so klein, dass es für den Zuschauer später bei der Aufführung des aktuellen Stücks „Der Vorname“, das am Freitag, 17. Januar, Premiere auf dem Wedeler Theaterschiff „Batavia“ haben wird, ohnehin nicht als schwarz-weiße Aufnahme eines Embryos zu erkennen sein wird. Doch die Regiechefin legt Wert auf Genauigkeit. Nicht zufällig hat sie sich die französische Schauspielerin Sophie Moreau als Beraterin in Sachen korrekter Aussprache ins Boot geholt. Diese Akribie bei Sprache, Mimik sowie Gestik und bis in die Feinheiten von Requisite und Bühne zeichnet Strubs Inszenierungen auf der „Batavia“ aus. Sie ist eine Basis ihres Erfolgs. „Details sind wichtig für eine Inszenierung, auch für die Schauspieler“, sagt Strub. „Details machen das Spiel authentisch.“

Deshalb stehen – wie an diesem nasskalten Winterabend – bei jeder Probe delikate Häppchen auf dem Tisch im Unterdeck des Theaterschiffs. „Echtes Essen macht’s lockerer, alltäglicher“, sagt die Regisseurin. Zumal der Esstisch zumindest optisch im Bühnenmittelpunkt des Erfolgsstücks „Der Vorname“ aus der Feder des Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière steht. Ein gemütliches Dinner unter engen Freunden und Verwandten ist der Schauplatz der bitterbösen Gesellschaftskomödie, die in der vergangenen Saison auf den großen Bühnen der Republik für ausverkaufte Häuser sorgte. Ein „Batavia“-Stammgast, der die gefeierte Inszenierung am Deutschen Schauspielhaus gesehen hatte, war es auch, der Strub den Tipp gab, dass „Der Vorname“ auch etwas für die Schiffsbühne sein könnte.

Kurz gesagt, läuft die anfangs recht entspannte Runde unter fünf wohlhabenden Bildungsbürgern völlig aus dem Ruder, als Vincent, Jugendfreund und Schwager des gastgebenden Literaturprofessors Pierre, enthüllt, dass er und seine schwangere Frau Anna ihr erstes Kind Adolphe nennen wollen. Doch die hitzige Debatte löst eine Eskalation aus, in deren Verlauf die Jugendfreunde sich eine Reihe von bitterbösen Wahrheiten an den Kopf werfen, die sie bis dato höflicherweise für sich behalten hatten.

In seiner abgründigen Komik, der Konzeption als Kammerspiel unter Mitgliedern der gebildeten Mittelschicht, die in der Hitze scharfzüngiger Wortgefechte die bürgerliche Maske fallen lassen und überraschende Einsichten preisgeben, erinnert „Der Vorname“ an ein anderes modernes französisches Erfolgsstück, Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“. Diese Komödie hatte Strub 2012 mit demselben Ensemble inszeniert.

Hat sie eine Vorliebe für leicht bösartige französische Gesellschaftskomödien? „Nicht unbedingt“, sagt sie. Ganz oben auf ihrer Wunschliste stehen auch englischsprachige Klassiker wie Edward Albees Drama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ und Samuel Becketts „Warten auf Godot.“

„Mir gefällt die Sprache dieser neuen französischen Stücke sehr gut. Sie ist überlegt, die Dialoge sind kurzweilig und lassen Raum für Interpretation.“ Anders als das „Gemetzel“ drehe sich „Der Vorname“ vor allem um die wahren Beziehungen der Protagonisten zueinander. „Aber man kann sich schon vorstellen, dass die Autoren des ‚Vornamen’ mehrfach Stücke von Yasmina Reza gelesen haben“, wirft Schauspieler Lorenz Schmidt ein. Er zählt zu den erfahrensten Darstellern an Bord und spielt den Literaturprofessor Pierre. Betrachtet er die Inszenierungen der Profis oder die ebenfalls sehr erfolgreiche Verfilmung des Stoffs als Vorbild für sein Spiel? Schmidt schüttelt den Kopf. „Ich habe beides bewusst nicht angesehen, das hole ich vielleicht hinterher nach“, sagt er. Ebenso wie Angelika Strub sieht er die Verfilmung aber eher kritisch. „Ein Theaterstück ist ja immer eher ein Kammerspiel. Vieles, was im Theater nur angedeutet wird, Bilder, die auf der Bühne nicht zu sehen sind, sondern eher in den Köpfen der Zuschauer passieren, nimmt ein Film vorweg.“ Damit beschneide eine Verfilmung meistens die Fantasie der Zuschauer.

Karten für die Premiere am 17. Januar gibt es zu jeweils 15 Euro unter Telefon 04103/858 36. Weitere Aufführungen sind für Februar und März geplant – parallel zu dem Renner „Loriot: Ach was“ und dem Kinderstück „Oh, wie schön ist Panama“. Die genauen Termine sind unter der Internetadresse www.batavia-wedel.de zu finden.