Heute öffnen sieben Geschäftsstellen der Sparkasse Südholstein zum letzten Mal. Senioren fürchten weite Wege

Kreis Pinneberg. Es herrschte Abschiedsstimmung in der Sparkassenfiliale. Sie bedanke sich für die jahrelang gute Betreuung und wünsche ihm alles Gute für die Zukunft in Pinneberg, sagte eine Kundin am Dienstag zu ihrem Bankbetreuer in der Hasloher Sparkassenfiliale. Wie sechs andere Geschäftsstellen der Sparkasse Südholstein öffnet diese heute zum letzten Mal ihre Türen.

In die Filiale Pinneberg-Waldenau bemühten sich am Dienstag viele ältere Leute, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Sie wollten sich dort noch ein letztes Mal mit Bargeld versorgen, bevor sie zum Geldabheben nach Schenefeld, Quellental oder in die Pinneberger Innenstadt fahren müssen. „Ich bin traurig und wütend“, sagt Gerda Czypulowski, 86, die sich von ihrem Sohn Wolfgang ein letztes Mal zur Geschäftsstelle am Waldenauer Marktplatz begleiten ließ.

Im Oktober hatte der Sparkassen-Vorstand seine 5900 Kunden in Klein Offenseth-Sparrieshoop, Brande-Hörnerkirchen, Halstenbek-Krupunder, Appen, Holm und eben Hasloh und Pinneberg-Waldenau mit der Ankündigung überrascht, die dortigen Filialen schließen zu wollen. Die Entscheidungsgremien der viertgrößten Sparkasse im Land stimmten wenige Wochen später praktisch ohne Gegenwehr zu. Sie überzeugte das Argument, dass das Kreditinstitut unbedingt sparen müsse, um die dringend benötigten Stützungsgelder in Höhe von 60 Millionen Euro vom Sparkassen- und Giroverband zu erhalten. Darum sollten alle elf kleineren Filialen des Instituts mit weniger als vier Mitarbeitern dichtgemacht werden.

Den Kreis Pinneberg trifft es dabei mit sieben Geschäftsstellen am stärksten. Jeden dritten Standort macht die Sparkasse Südholstein hier dicht. Drei Filialen in Neumünster und eine in Hartenholm werden ebenfalls am heutigen Mittwoch zum letzten Mal für ihre 4000 Kunden geöffnet sein.

Im Pinneberger Stadtteil Waldenau ist die Enttäuschung besonders groß. „Das ist zum Mäusemelken. Ein Trauerspiel“, sagt Elvira Schultz, 94, die mit ihrem Elektroscooter ein letztes Mal vor der Geschäftsstelle anhält, um sich Geld zu besorgen. Schon vor dem Krieg sei sie Kundin der Sparkasse gewesen, sagt sie. „Hier wohnen doch so viele alte Leute. Wo sollen die bloß alle hin?“, fragt sich auch Hans Elsen, 77, der ebenfalls mit seinem kleinen Elektromobil vorfährt. „Das ist unerhört“, schimpft eine 89 Jahre alte Dame, die sich auf ihren Gehwagen stützt. Waldenau verliere immer mehr Angebote. „Es gibt hier keinen Tante-Emma-Laden, kein Schreibwarengeschäft mehr.“

Auch Herta Lemann, 86, die nur mit Gehhilfe laufen kann, ist sauer. „Unmöglich finde ich das. Dafür habe ich kein Verständnis.“ Deutlicher wird Wolfgang Czypulowski. „Das ist eine Schweinerei. Es wird nur auf den Profit geschaut. Die kleinen Leute bleiben auf der Strecke.“ Als kleiner Junge sei er Kunde der Sparkasse geworden, sagt der 60-Jährige, der in Waldenau aufgewachsen ist. Nun werde er seine Mutter in eine der weiter entfernt liegenden Filialen bringen müssen. Eine Alternative zum Wechseln haben die Waldenauer nicht. Im Oktober hatten sie 1000 Protestunterschriften gegen die Schließung gesammelt. Doch es half nichts.

An anderen Standorten wie Hasloh oder Appen könnten die Sparkassen-Kunden dagegen zu Filialen anderer Kreditinstitute wechseln. Wolfgang Worel, bisher Kunde in Hasloh, denkt darüber nach. Die meisten Kunden der heute schließenden Standorte würden aber „im wahrsten Wortsinn mitziehen“, sagt Sparkassensprecherin Imke Gernand. „Das freut uns natürlich sehr.“

Mitziehen müssen auch jene 21 Mitarbeiter in den sieben Filialen, die von Donnerstag an woanders arbeiten werden. „Ich bin künftig im Stadtzentrum Schenefeld anzutreffen“, sagt Thomas Janzik, der elf Jahre lang in der Filiale in Waldenau die Sparkassen-Kunden betreute. Seine Kollegin Anja Bratschke-Blauhut geht nach Bönningstedt. Ihre Umzugskartons stapelten sich am Dienstag bereits hinter den Bankschaltern. „Das muss ja vorbereitet sein.“