Schenefelderin räumt mit ihrer Idee, aus Pferdemist Energie zu gewinnen, Preise ab. Bau von Biogasanlage geplant

Schenefeld. Für die einen ist es nur lästiger Dreck, für Saskia Oldenburg bedeutet es die Zukunft: Pferdemist. Die Schenefelderin beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren mit kaum noch etwas anderem als der dampfenden Hinterlassenschaft der Vierbeiner. Vor kurzem gründete sie sogar ihre eigne Firma „Goldapfel“, mit deren Hilfe sie ihre besondere Idee auch in die Praxis umsetzen möchte. Denn die Reiterin und Doktorandin tüftelt an der Technischen Universität (TU) in Harburg an einer Möglichkeit, aus den Pferdeäpfeln Energielieferanten zu machen.

Bislang wird in üblichen Biogasanlagen nur Gülle von Schweinen und Rindern genutzt. Im Unterschied dazu ist der ammoniakhaltige Pferdemist ein schwer verwertbares Material. Dabei gibt es ihn zuhauf, wie eine von Oldenburgs Forscherteam jetzt ermittelte Potenzialanalyse speziell für den Kreis Pinneberg beweist. Laut den hier ansässigen Betrieben stehen in den 186 Reitställen mehr als 8000 Pferde, die allein 180 Tonnen pro Tag an Mist produzieren.

Das Problem: Die Zusammensetzung schwankt. Besonders der hohe Anteil an Stroh und Sand macht den Biogasanlagen zu schaffen. Oldenburg will das ändern. Sie arbeitet an einer Aufbereitungsanlage, die die üblichen Biogasanlagen ergänzen soll. Mit Erfolg. Der Prototyp ist fertig.

Möglich machten das Spender und Sponsoren, die Oldenburg mittels Crowdfunding fand. Bei dem Finanzierungsmodell mit amerikanischen Wurzeln wird übers Internet nach zahlreichen Kapitalgebern gesucht. 10.000 Euro hätte die Schenefelderin gebraucht, 109 Unterstützer stellten ihr am Ende sogar rund 15.000 Euro zur Verfügung. „Ende September vergangenen Jahres haben wir das so finanzierte Aggregat das erste Mal in Betrieb genommen“, berichtet die 29-Jährige. „Es funktioniert. Der Sand wird vom Mist getrennt. Aber es gibt noch viel zu optimieren.“

Unter anderem untersuchen Oldenburg und ihr Team an der TU die Strömungsmechanik im Becken, um die Effizienz weiter zu steigern. Aber nicht nur theoretisch geht es voran, sondern auch praktisch.

Als wirtschaftliche Basis haben Oldenburg und ihre Professorin Kerstin Kuchta vom Institut für Energiewirtschaft und Umwelttechnik der TU in Harburg gemeinsam eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit Namen „Goldapfel“ gegründet. Auch die fürs Patent angemeldete Aufbereitungsanlage hat jetzt einen Namen: PfEn-Gas, kurz für Energetische Nutzung von Pferdemist.

Die Idee, Stroh in Gold beziehungsweise Mist in Energie und damit Geld zu verwandeln, klingt genauso märchenhaft wie die bisherige Erfolgsstory. Denn obwohl die Firma „Goldapfel“ eben erst aus der Taufe gehoben wurde, ist sie bereits preisgekrönt. Gleich zwei Gründerpreise heimste „Goldapfel“ ein.

Zum einen setzte sich Oldenburgs Idee gegen etwa zehn Mitbewerber um den Gründerpreis der eigenen Universität durch. Zum anderen wurde das regenerative Forschungsprojekt aus 27 Bewerbungen für den Hamburger Innotechpreis ausgewählt. Und auch mit einen Green-Award wurde die Idee der Schenefelderin gekrönt.

Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000 Euro floss als Startkapital in die neu gegründete Firma. „Es läuft einfach“, sagt Oldenburg, die selbst manchmal gar nicht fassen kann, wie schnell es vorangeht. „Es ist aber auch ein bisschen angsteinflößend.“

Angesichts der Formen, die ihr Projekt derzeit annimmt, ist es kein Wunder, dass Oldenburg manchmal schluckt. Derzeit liegt beim Bundesministerium für Forschung ein Förderantrag über 400.000 Euro zur Prüfung vor. Mit dem Geld soll Oldenburgs Aggregat erstmals an eine Biogasanlage angeschlossen und unter realen Bedingungen getestet werden. Damit die Ergebnisse optimiert und mit denen einer Standardanlage verglichen werden können, soll neben einer bereits bestehenden Anlage bei Itzehoe eine weitere für die Pferdemistverwertung gebaut werden. Das Unternehmen Archea investiert dafür kräftig. Die Baukosten für diese zweite Biosgasanlage in Höhe von etwa einer Million Euro würde die Firma tragen. Eine Bauvoranfrage wurde bereits gestellt und positiv beantwortet. 2015 könnte die Anlage gebaut werden.

Unterstützt wird das Projekt auch vom Reitstall Friedrichshulde, wo Oldenburg reitet und wo die preisgekrönte Idee geboren wurde. Die Stallchefin hat sich bereit erklärt, den nötigen Pferdemist in der gewünschten Menge und Zusammensetzung zu liefern. Oldenburg rechnet im Sommer dieses Jahres mit einer Entscheidung über die beantragten Forschungsfördermittel und den Start des Projekts.