Das Land hat 25 Mercedes-Modelle für Autobahnreviere zurückgerufen. Funk ist zu leise

Elmshorn. Drei nagelneue Streifenwagen sollte die Elmshorner Autobahnpolizei bekommen, die Betonung liegt auf sollte. Denn das Land hat alle 25 Mercedes E-Kombis, die an die Autobahnreviere ausgeliefert werden sollen, in die Werkstätten zurückgerufen. Einige wurden gar nicht erst den Dienststellen übergeben. Der Grund: Im Fahrzeug können die Beamten bei hohem Tempo den Funk nicht hören.

Betroffen sind die Beamten des Autobahnreviers Neumünster, die sich um die A7 von der Hamburger Landesgrenze über Bönningstedt und Quickborn bis zum Bordesholmer Dreieck kümmern. Und eben ihre Kollegen vom Elmshorner Revier, das die A23 von der Hamburger Landesgrenze bis zum Autobahnende in Heide betreut.

„Wir sollten in 2013 drei Mercedes-Streifenwagen erhalten. Erhalten haben wir bislang kein Fahrzeug“, sagt Jürgen Gramsch, Chef des Polizeiautobahn- und Bezirksreviers, Fachdienst Autobahn. Wann er mit den neuen Streifenwagen rechnen kann, wisse er nicht, so Gramsch. Dass die Fahrzeuge noch vor der Auslieferung aus dem Verkehr gezogen werden mussten, liegt an der Funkanlage. Diese sei für Taxis und nicht für Streifenwagen ausgelegt, heißt es bei der Polizei.

„Der vorgesehene Lautsprecher ist zu schwach und muss ausgetauscht werden“, sagt Lothar Gahrmann, Pressesprecher des Landespolizeiamtes in Kiel. Zu schwach sind die Boxen jedoch nur, weil sie im Fußraum angebracht sind und nicht wie in allen alten Streifenwagen in der Dachverkleidung oder am Armaturenbrett.

„Fahren wir schnell über die Autobahn, können wir nicht mehr verstehen, was die Kollegen der Leitstelle funken“, sagt ein Polizist. Unklar ist bislang, wie viel die Nachrüstung in den neuen Streifenwagen kostet. Die Summe könne das Landespolizeiamt in Kiel noch nicht beziffern.

„Die Umrüstung der Fahrzeuge ist in Arbeit, die Fahrzeuge gehen nach und nach raus“, so Gahrmann weiter. Die Leistung sei nicht an eine Werkstatt vergeben worden, sondern werde polizeiintern erledigt.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte die Funkpanne als „bedauerlich und absolut unverständlich“ bezeichnet. Der Fehler in den 50.000 Euro teuren Fahrzeugen war erst nach der Auslieferung ausgefallen, als die Polizisten zu ihren ersten Einsatzfahrten unterwegs waren. Die neuen Autos sind die ersten Streifenwagen dieses Typs. Fürs erste müssen die Autobahnpolizisten weiter mit ihren VW Passat fahren.

Erst vor wenigen Wochen hatte Innenminister Andreas Breitner (SPD) die neue Fahrzeuggeneration der Landespolizei präsentiert. Für die Stationen und Reviere hat das Land zunächst 31 VW Passat Kombis und 61 Mercedes Vito für den allgemeinen Streifendienst angeschafft. Hinzu kommen die Mercedes-Kombis für die Autobahnen. 4,8Millionen Euro haben die Autos gekosten. Bis Ende 2017 sollen laut Innenministerium weitere 368 Streifenwagen gekauft werden.

„Die technisch aufgerüsteten Streifenwagen sind ein wichtiger Beitrag, um die Arbeit der Polizeibeamten sicherer zu machen“, sagte Breitner bei der Vorstellung. Ähnliche Fahrzeuge sind bereits bei der Bundespolizei und den Landepolizeibehörden von Bremen, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg im Einsatz.

Viele der neuen Streifenwagen werden mit einer Videoanlage ausgestattet, um Einsätze dokumentieren zu können. Außerdem können die Fahrzeugbesatzungen zusätzlich zum Martinshorn einen Jaulton einschalten, der in Fachkreisen Yelp genannt wird. Vorbild war das Gejaule amerikanischer Streifenwagen. Yelp soll dazu dienen, die Aufmerksamkeit des Autofahrers auf den hinter ihm fahrenden Streifenwagen und die Anweisungen auf dessen Dachdisplay zu lenken. Dort könnte zum Beispiel „Stop Polizei“ stehen.