Stadt saniert Gewerbefläche aufwendig. Ein Kontrollgang mit dem Umweltexperten

Wedel. Einst war der Himmel schwarz über dem Gelände am Tinsdaler Weg. 1906 eröffnete Mobil Oil, später ExxonMobil, ihre erste eigene Raffinerie auf Wedeler Grund und Boden. Genau dieser bereitet der Stadt, die vor vier Jahren das Gelände von Exxon übernahm, heute Schwierigkeiten.

Da Umweltschutz vor 100 Jahren keine Rolle spielte, kämpft Wedel mit den Altlasten – und das obwohl das Werk vor 17Jahren stillgelegt wurde. So verbirgt sich in der grünen unscheinbaren Halle auf dem Gelände, eine vollautomatische Aufbereitungsanlage. Pro Stunde werden hier zwischen fünf und zehn Kubikmeter Wasser durch die Filter gejagt. Das von den Schadstoffen gereinigte Wasser fließt in die Elbe. Zwei Labore und der Kreis Pinneberg prüfen regelmäßig, ob die Grenzwerte eingehalten werden.

Was da noch im Wedeler Boden schlummert, förderte kürzlich auch Sturmtief „Xaver“ zutage. Das mit dem Unwetter einhergehende Hochwasser überspülte auch Teile des Elbhangs, wo sich noch kontaminierter Boden befindet. Die Schadstoffe gelangten so laut Einschätzungen aus dem Rathaus und der übergeordneten Kreisumweltbehörde in die Elbe. Ein großer Ölfilm bildete sich im Hafenbecken vor dem Gelände und rief auch die Kreisverwaltung auf den Plan. Am Dienstag untersuchten sie die Verschmutzung vor Ort und informierten die Wedeler Stadtverwaltung über das Problem.

Mittwoch, 11 Uhr: Gerhard Seggelke schlängelt sich seinen Weg über das abgesperrte Areal. Der Umweltexperte aus dem Wedeler Rathaus überwacht die aufwendige und Millionen Euro teure Sanierung des 18 Hektar großen Areals und will sich einen Eindruck vom Hafen verschaffen. Seggelke wirft einen kritischen Blick ins Becken. Die Gezeiten haben wenig von dem großen Ölfilm übriggelassen. Seggelke ist beruhigt. Er will Entwarnung geben.

Da taucht ein Spaziergänger auf und berichtet, dass er seit Wochen regelmäßig bei Tide Öl auf dem verschlickten Grund des leergespülten Beckens beobachtet. „Ich werde das die kommenden Tage regelmäßig prüfen“, entscheidet Seggelke. Das Problem: Er kann derzeit nicht viel tun. Eine Ölsperre lohnt aus seiner Sicht nicht.

Die Ursache für die Elbverschmutzung, der kontaminierte Bereich am Elbhang, soll 2014 verschwinden. So sieht es der Sanierungsplan für das Areal vor, auf dem Wedel einen Gewerbepark plant. Aber das Projekt zieht sich hin. Denn die Sanierung hängt unmittelbar mit einer Entscheidung zur künftigen Gestaltung des Hafenbeckens zusammen. Soll es zugeschüttet und begrünt oder soll – wie die beauftragten Landschaftsarchitekten kürzlich vorschlugen – ein Teil der Mole als vorgelagerte Insel oder Freilichtbühne erhalten bleiben? Die Kommunalpolitiker werden sich voraussichtlich im Februar mit dem Thema wieder befassen. Bis dahin heißt es warten. Warten muss Wedel auch auf grünes Licht von der Kreisverwaltung und dem Landesamt für Umwelt für die Sanierung des zweiten Grundwasserleiters. Auch diese berührt den Elbhang.

Fertig ist dagegen die Sanierung des 14 Hektar großen Areals zwischen Elbhang, Grenzweg und Tinsdaler Weg. 21 Monate rollten die Bagger, schafften 100.000 Tonnen Erde fort und tonnenweise neue hin. Damit sich hier möglichst bald neue Unternehmen ansiedeln können, fehlt nur noch die Erschließungsstraße und ein abgesegneter Bebauungsplan. Letzteren brachte eine knappe Mehrheit aus CDU, FDP und WSI am Dienstagabend im Planungsausschuss auf den Weg. SPD, Grüne und Linke stimmten dagegen. Sie kritisierten die Bauhöhen von bis zu elf Stockwerken, die noch nicht gelösten Verkehrs- und Parkprobleme sowie den frühen Abschied von der Campusidee.