Jahresbilanz der Arbeitsagentur: Durchschnittlich waren 8815 Personen erwerbslos, das sind 1,1 Prozent mehr als 2012

Kreis Pinneberg. Die konjunkturelle Entwicklung hat sich 2013 leicht abgeschwächt. Das hat auch Folgen für den Arbeitsmarkt im Kreis Pinneberg: Laut der am Dienstag vorgestellten Jahresbilanz der Agentur für Arbeit Elmshorn waren dort 2013 im Durchschnitt 8815 Menschen erwerbslos gemeldet. Dies waren 1,1 Prozent mehr als im Jahr 2012. Dennoch sank die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr um 0,1Prozentpunkte und betrug im Jahresdurchschnitt 5,4 Prozent. Das liegt daran, dass sich für die Berechnung der Quote auch die gestiegene Zahl der Erwerbstätigen auswirkt.

Thomas Kenntemich, Chef der für die Kreise Pinneberg und Segeberg zuständigen Arbeitsagentur, ist trotz des leichten Anstiegs der Arbeitslosigkeit mit der Jahresbilanz für 2013 zufrieden. Der Arbeitsmarkt im Kreis Pinneberg zeige sich „stabil und und auf einem vergleichsweise guten Niveau“. So sei der Kreis Pinneberg, was die Arbeitslosenquote angeht, der drittbeste in Schleswig-Holstein.

Eine einheitliche Entwicklung gab es laut der Bilanz 2013 nicht. Exportabhängige Betriebe, Banken sowie Versicherungen zeichneten sich durch einen Personalabbau aus. In der Baubranche, dem verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel gab es einen höheren Personalbedarf. Einen Fachkräftemangel gibt es weiterhin in der Altenpflege, im Gesundheits- sowie im Erziehungswesen, dort lassen sich offene Stellen derzeit kaum nachbesetzen.

Anders sieht es etwa im Bereich Logistik und Verkehr aus. Dort stehen aktuell 2381 Arbeitslose 276 offene Stellen gegenüber. „In dieser Branche kommen 8,6 Arbeitslose auf eine Stelle. Im Durchschnitt aller Branchen beträgt das Verhältnis 4,9“, so Kenntemich weiter. Erheblich besser sieht es im Fertigungs- und Produktionssektor aus. Dort sind kreisweit 1300 Menschen ohne Job, dem stehen 553 offene Stellen gegenüber. Macht ein Verhältnis von 2,4Arbeitslosen auf eine Stelle.

5454 gemeldete offene Stellen in 2013: Das ist ein Rückgang um 12,4 Prozent gegenüber 2012. Im Jahresdurchschnitt verfügte die Agentur für Arbeit über 1659 offene Stellen – das wiederum entspricht einem Plus von 3,4 Prozent. Kenntemich erwartet in den kommenden Wintermonaten einen saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Stärke hänge vom Wetter sowie der weiteren Konjunkturentwicklung ab. Bereits im Dezember 2013 hat trotz ausbleibenden Winterwetters die Arbeitslosigkeit zugenommen. Im Vergleich zum November stieg die Zahl der Erwerbslosen um 341 auf 9035 Personen. Die Arbeitslosenquote schnellte von 5,3 auf 5,5 Prozent hoch. Im Dezember 2012 betrug sie noch 5,2 Prozent.

Kreisweit meldeten sich im Dezember 797 Personen aus einer Beschäftigung und weitere 448 nach einer Ausbildung oder Qualifizierung arbeitslos. Von den 9035 Personen betreute die Arbeitsagentur 3510. Bei den Jobcentern, die für die Grundsicherung zuständig sind, waren 5525 arbeitslose Männer und Frauen gemeldet.

„Langfristig werden aufgrund der demografischen Entwicklung die Arbeitslosenzahlen weiter sinken. Die Aufgaben der Agentur für Arbeit wandeln sich dadurch von der Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit hin zur Sicherung des notwendigen Fachkräftebedarfs“, sagt Kenntemich. Daher sollen künftig Vermittlung und Qualifizierung noch stärker an die individuellen Bedürfnisse der Bewerber und den Anforderungen des Arbeitsplatzes angepasst werden. Seit April 2013 setzt die Agentur dazu im Kreis fünf besonders geschulte Mitarbeiter ein, die Arbeitssuchende mit besonderen Problemen intensiver betreuen.

„In der Regel kümmert sich ein Berater um 250 bis 300 Fälle. Diese Kollegen haben maximal 65 Fälle“, sagt Ute Beckmann, die für operative Angelegenheiten zuständige Geschäftsführerin. Die intensive Betreuung zeige erste Erfolge. „Es gelingt uns, zwei Drittel dieser Personen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.“ Das Projekt, für das die Arbeitsagentur selbst zusätzliches Personal eingestellt hat, läuft testweise bis Ende 2014 weiter.

Erstmals wird die Arbeitsagentur in diesem Jahr kleinen und mittleren Betrieben ohne eigenen Personalbereich ein neues Dienstleistungsangebot unterbreiten. „Wir bieten diesen Betrieben an, sie auf dem Weg zu einer Demografieanalyse zu unterstützen, um einen Fachkräftemangel frühzeitig zu verhindern“, so Beckmann.

In diesem Jahr stehen der Arbeitsagentur 43,6 Millionen Euro für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Verfügung. Das sind 1,3 Millionen Euro mehr als 2013. Laut der Bilanz finden zwei von drei Personen, die Qualifizierungsmaßnahmen durchlaufen, im Anschluss einen neuen Arbeitsplatz. Die Quote nach Lehrgangsbesuchen beträgt 46,3 Prozent. Nach Praktika bei Arbeitgebern finden 70,9 Prozent einen Job.

Im Falle von Eingliederungszuschüssen beträgt die Erfolgsquote sogar 82,6 Prozent. „Wir werden langfristig weg von den Lehrgängen hin zu den individuelleren Fördermaßnahmen gehen“, sagt Agenturchef Kenntemich. Auch die gezielte Ansprache von Arbeitgebern solle verbessert werden.