Laut Wirtschaftsmagazin liegt Region bei der Finanzkraft vorn. Fünf der 20 umsatzstärksten Betriebe haben zudem hier ihren Sitz

Kreis Pinneberg . Der Kreis Pinneberg ist wirtschaftlich Spitze. Das bestätigen zwei Statistiken, die jetzt veröffentlicht worden sind. So hat das Wirtschaftsmagazin „Focus Money“ in seiner neuesten Studie über die wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands den Kreis Pinneberg zum finanzkräftigsten Kreis in ganz Schleswig-Holstein erklärt. Beim aktuellen Ranking der umsatzstärksten Unternehmen behauptet der mit 305.000 Einwohnern bevölkerungsreichste Kreis im Land seine Spitzenposition: Fünf der 20 erlösträchtigsten Firmen haben hier ihren Sitz. Damit liegt der Kreis Pinneberg gleichauf mit der Landeshauptstadt Kiel.

„Focus Money“ hat die Finanzkraft von 402 Kreisen und Kommunen nach sieben verschiedenen Kriterien untersucht. Dabei schnitt der Kreis Pinneberg landesweit mit Abstand am besten ab und belegt bundesweit Rang 81 weit vor Segeberg (Platz 158), Stormarn (161), Schleswig-Flensburg (180), Nordfriesland (187) und Herzogtum-Lauenburg (192). Die Städte Neumünster, Kiel und Flensburg liegen weit abgeschlagen auf den Plätzen 294, 308 und 342.

So ist die Einwohnerzahl im Kreis Pinneberg innerhalb eines Jahres um 0,5 Prozent gewachsen, die der Erwerbstätigen um knapp zwei Prozent und das Bruttoinlandsprodukt sogar um satte 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote (5,5 Prozent) und das durchschnittliche Privateinkommen der Haushalte (21.590 Euro) sind zwar etwas schlechter als im Kreis Stormarn (4,1 Prozent, 23.650 Euro). Aber bei der Bruttowertschöpfung (56.279 Euro) und der Investitionen je Beschäftigten (6487) liegt der Kreis Pinneberg weit vor Stormarn (54.311 Euro, 5546 Euro) und über dem Bundesdurchschnitt. Zum Vergleich: Der absolute Spitzenreiter Ingolstadt, wo die Audi AG ihren Sitz hat, weist hierbei mit 96.784 Euro an Wertschöpfung und 30.516 Investitionen zwei- bis fünfmal so gute Werte aus.

„Das ist für den Kreis Pinneberg ein super Ergebnis“, freut sich Paul Raab, Leiter der Zweigstelle der Industrie- und Handelskammer Kiel in Elmshorn, die etwa 25.000 ihrer 60.000 Gewerbebetriebe von hier aus betreut. „Dieses Ranking stimmt. Genauso ist es auch. Wir sind stark. Darauf kann der Kreis Pinneberg gut aufbauen.“ Einer der Gründe, warum hier die Wertschöpfung weit über dem Bundesdurchschnitt liege, sei die Tatsache, dass „wir im Kreis Pinneberg wirtschaftlich alles bieten können“, so Raab. So würden viele klein- und mittelständische Unternehmen so arbeitsteilig arbeiten, dass sie vom Grundprodukt bis zum Endprodukt sämtliche Prozesse der Wertschöpfung abdeckten.“

Ein weiterer entscheidender Grund sei, so Harald G. Schroers. „Viele erfolgreiche Unternehmen haben hier ihren Sitz“, so der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg. Eine ganze Reihe von ihnen, wie Witt Ventilatorentechnik in Pinneberg, Witte Pumpen in Uetersen/Tornesch, Evac Vakuum-Toiletten in Wedel oder Söring Medizintechnik in Quickborn seien sogar bundes- und teilweise weltweit Marktführer in ihren Branchen. „Sie bilden das Rückgrat der innovativen Wirtschaftszweige hier in der Region und nehmen eine Spitzenstellung ein.“

Zudem sei die hiesige Wirtschaft sehr stark vertreten in Handel, Logistik und dem verarbeitenden Gewerbe, so Schroers, was insbesondere von der sehr guten Infrastruktur und der Nähe zum Hamburger Hafen begünstigt werde.

Dies spiegelt sich auch bei der aktuellen Rangliste der HSH Nordbank wider. Danach liegt die Deutschlandzentrale der polnischen Mineralölgesellschaft Orlen in Elmshorn (560 Star-Tankstellen) mit einem Jahresumsatz von 3,9 Milliarden Euro landesweit an zweiter Stelle hinter der AOK (4,5 Milliarden). Dahinter nehmen der Quickborner Energiekonzern E.on-Hanse (2,1 Milliarden, Rang 6), Harry Brot GmbH aus Schenefeld (809 Millionen Euro, Rang 14), der Arzneimittel-Hersteller Astra Zeneca in Wedel (733 Millionen, Rang 16) sowie der Automobilzulieferer Autoliv aus Elmshorn (605 Millionen, Rang 17) weitere Spitzenplätze ein.

Diese positive Entwicklung sei vor allem durch die weitsichtige Bodenbevorratungspolitik der Vergangenheit beeinflusst worden, betont Schroers. „Die bedarfsgerechte Angebot von Gewerbeflächen hat zu diesem Ansiedlungsboom im Kreis Pinneberg geführt“, sagt der WEP-Chef, wobei die relativ niedrigen Steuersätze und eine Vielzahl an gut ausgebildeten Arbeitskräften als weitere gute Standortfaktoren dies begünstigt hätten.

Aber auch die weichen Standortfaktoren wie Bildungsmöglichkeiten und Wohnqualität stimmten hier, ist Landrat Oliver Stolz überzeugt.

„Ob der Kreis Pinneberg diesen Platz eins bei der Wirtschaftskraft aller Landkreise im Land künftig verteidigen kann, ist allerdings fraglich“, sieht Schroers skeptisch in die Zukunft. „Die Gewerbeflächen sind knapp.“ Und Landrat Stolz mahnt: „Damit wir auch weiterhin einer der wirtschaftlichen Motoren bleiben, müssen wir weiterhin die richtigen Impulse setzen. Dazu zählen der Weiterbau der A 20 einschließlich Elbquerung sowie ein vernünftiges Management des A-7-Ausbaus.“