Konsolidierungskurs soll fortgesetzt werden. Dennoch will die Rosenstadt sich städtebaulich weiterentwickeln. „Uetersen 2020 plus“ soll Perspektiven schaffen

Uetersen. Die Finanzen haben, außer der Debatte um die Städtefusion, in der Rosenstadt Uetersen das Jahr 2013 weitgehend geprägt. Die verschuldete Stadt, die einen vom Land verordneten harten Sparkurs fahren muss, wird auch im Jahr 2014 alle Ausgaben und Investitionen so planen, dass die Finanzen der Stadt nicht weiter in Schieflage kommen, zugleich müssen aber noch Investitionsanreize erhalten bleiben. Bürgermeisterin Andrea Hansen, der Stadtverwaltung und dem Stadtrat steht damit ein kompliziertes Jahr bevor, in dem einiges Fingerspitzengefühl von Nöten sein wird.

Immerhin: Das Statistische Landesamt hat einen sechsprozentigen Schuldenabbau innerhalb eines Jahres ermittelt. Hansen sieht die Stadt daher auf einem guten, wenn auch weiterhin schwierigen Weg. Durch die Finanzhilfen des Landes und eigene Sparanstrengungen würden im kommenden Jahr weitere Grundlagen gelegt, um Uetersen aus der Schuldenfalle zu befreien, erklärt Hansen. „Die Landesregierung will die Städte aufgabengerecht finanzieren und uns kluge Investitionen ermöglichen. Das werde ich gegenüber dem Innenminister einfordern“, sagt die Bürgermeisterin.

Obgleich die Städtefusion von Uetersen und Tornesch bei dem Bürgerentscheid von den Tornescher Bürgern abgelehnt wurde, würden beide Städte ihre Zusammenarbeit intensivieren. Davon geht Hansen zumindest aus. Auf Verwaltungsebene sei eine weitere Zusammenarbeit sinnvoll. „Mit Tornesch werden wir die Gründung eines Schulzweckverbandes projektieren, der alle Bildungseinrichtungen der Städte und auch unsere Schwimmhalle umfasst. Mit Haseldorf, Haselau und Hetlingen werden wir besprechen, wie unsere erfolgreiche Verwaltungsgemeinschaft auch nach Auslaufen des Vertrages fortgesetzt werden kann“, so Hansen. Uetersen sei auch für die Dörfer da.

Neu ist der für Uetersen geschaffene Stadtentwicklungsarbeitskreis. Dieser werde, so Hansen, die Zukunftswerkstatt für die Stadt sein. Hier könnten die großen Linien der künftigen städtischen Entwicklung diskutiert werden. Auch die nötigen Maßnahmen für eine zukunftsgerechte Entwicklung der Innenstadt, ein nachhaltiges Flächenmanagement und eine optimale Verkehrslenkung könnten in dem Gremium entwickelt werden. „Dieses Projekt ‚Uetersen 2020 plus‘ wird so auch den Raum schaffen, um Visionen für die Stadt zu entwickeln“, ist die Bürgermeisterin überzeugt.

Dass der Arbeitskreis ins Leben gerufen wurde, sei naheliegend, denn gerade im Innenstadtbereich gebe es viel zu tun. „Der Megatrend heißt, zurück in die Stadt“, sagt Hansen. Immer mehr Menschen würden die kurzen Wege, die wirtschaftliche und kulturelle Kraft in den Zentren schätzen. Hier will die Stadt neue Impulse schaffen. Eine innere Verdichtung der Wohngebiete, indem moderne und richtungsweisende Bauvorhaben, etwa in der Altstadt realisiert werden, sei das Ziel. Uetersen sei eine in Jahrhunderten gewachsene Stadt, die bezahlbaren Wohnraum bieten wolle und sich nun Schritt für Schritt weiterentwickle.

Etwas unerwartet ist die Wirtschaftsförderung zu einem Thema geworden, die das kommende Jahr mit prägen wird. „Die Wirtschaftsförderung darf nicht kaputtgespart werden“, sagt Hansen. Denn im Gegensatz zu flächenreichen Kommunen komme es in Uetersen auf eine kleinräumige Bestandspflege und den intensiven Kontakt mit Unternehmen und Einzelhandel an. „Angesichts des kommenden Fachkräftemangels wird Uetersen dabei auch den Austausch zwischen Ausbildungsbetrieben und Schulen auf hohem Niveau sicherstellen müssen. Als Erfinder des Ausbildungsnetzwerks mit dem jährlichen Lehrstelleninfotag haben wir dazu beste Voraussetzungen. Daher werde ich Fraktionen und Wirtschaft zu einem runden Tisch einladen, um die Wirtschaftsförderung 2014 zu verstärken“, sagt Hansen.

Ein Ziel, das weiter verfolgt werden soll, ist Uetersen als Bildungsmetropole zu erhalten und zu stärken. Dazu gehört auch der Ausbau des Ludwig-Meyn-Gymnasiums. „Durch die Übernahme des Gymnasiums im vergangenen Jahr gibt es endlich Klarheit und eine gute Basis, die nötigen Investitionen in die Schule zu tätigen“, so die Verwaltungschefin. Dabei werde es sowohl um Sanierungen als auch um Modernisierungen gehen. Der Erfolg der Mensa etwa soll sich 2014 fortsetzen, um auch den Ganztagsschulbetrieb zu unterstützen.

Nicht neu ist, dass Uetersen Rosen- und Hochzeitsstadt ist. Diese „Marke“ soll aber gestärkt werden – aus wirtschaftlichen Gründen. „Unser an 365 Tagen geöffnetes Standesamt soll die Zahl der Trauungen weiter steigern“, sagt Hansen. Mit den vielfältigen Kulturangeboten, dem Autobahn-Hinweisschild sowie Uetersen als Namensgeberin eines Jets werde „beste Stadtwerbung“ betrieben. „Wir haben auch die internationale Gartenschau genutzt, um unser Rosarium bundesweit bekannter zu machen. Jetzt werden wir in die Vorbereitungen des Deutschen Rosenkongresses 2015 gehen“, so die Bürgermeisterin.

Was sich 2014 verbessern soll, ist die Diskussionskultur in der Rosenstadt. „Investoren und Bürger wünschen sich verlässliche Entscheidungen der Politik. Die Diskussionskultur sollte so gepflegt werden, dass kontroverse Debatten und einvernehmliche Lösungen keine Gegensätze sind“, sagt Hansen. Die Bürgerbeteiligung und das ehrenamtliche Engagement würden einen immer höheren Stellenwert erhalten. Nach der Kommunal- und Bundestagswahl werde auch 2014 zweimal gewählt werden: Zum einen stehe die Europawahl an, zum anderen die Bürgermeisterwahl. Beide Wahlen sollten sinnvoll genutzt werden, „um das sachliche Gespräch zu Zukunftsfragen zu führen und einen Beitrag gegen Politikverdrossenheit zu leisten.“