Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Kliniken sind auch über die Weihnachtsfeiertage im Dienst. Das geht nur dank freiwilliger Helfer

Kreis Pinneberg. An Heiligabend sitzen Millionen Bundesbürger mit ihrer Familie daheim vor dem geschmückten Weihnachtsbaum und freuen sich auf die Bescherung. Aber nicht alle können Weihnachten bei ihrer Familie verbringen. Einige arbeiten freiwillig oder auch unfreiwillig an diesem besonderen Abend, um anderen Menschen zu helfen. Das Abendblatt stellt zwei dieser Personen vor.

Eine davon ist Uta Voss-Evers. Die 57-Jährige verbringt den Heiligen Abend in der Kinderklinik der Regio Kliniken in Pinneberg. Und das nicht zum ersten Mal. Mehrfach schon hat sie gemeinsam mit Kollegen die Weihnachtsschicht in der Kinderklinik übernommen und Kinder, die aufgrund von Krankheit nicht über die Weihnachtsfeiertage nach Hause können, betreut. Auch in diesem Jahr hilft Voss-Evers mit, um den kranken Kindern dennoch ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren.

„Wir haben hier einen Weihnachtsbaum und es gibt auch Geschenke für die Kinder, die über Weihnachten hier bleiben müssen“, sagt sie. Die Geschenke und der Baum kommen vom Förderverein der Regio Kliniken. Jedes Jahr spendet der Verein Geschenke für die Kinder – und in diesem Jahr auch erstmals den Weihnachtsbaum, der im Flur der Kinderklinik steht. „Wir wollen helfen, den Kindern und den Eltern von kranken Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren“, sagt Ingeborg Triskatis vom Förderverein. Und damit die Kinder Weihnachten nicht nur mit dem Stationspersonal verbringen müssen, hat der Förderverein auch Schlafplätze für Eltern eingerichtet.

„Jedes Jahr sind es etwa fünf Kinder, die wir über die Weihnachtstage hier behalten müssen“, sagt Voss-Evers. Bei Darminfekten, Lungenentzündungen oder einer besonderen Infektionsgefahr helfe es nichts, da müssten die Kinder zwischen null und 18 Jahren in der Station bleiben. „Die meisten Kinder können aber über Weihnachten nach Hause“, sagt Voss-Evers. Für die, die in der Klinik bleiben, gebe es dann eine klassische Bescherung mit Weihnachtsmann, dazu Kartoffelsalat und Würstchen. „Wir singen auch gemeinsam Weihnachtslieder“, sagt die Stationsschwester.

Dennoch: Enttäuschungen sind bei einigen Kindern trotz aller Annehmlichkeiten dennoch vorhanden. „Tränen sind auch mal dabei“, erzählt Voss-Evers. Die meiste Enttäuschung sei aber auf Seiten der Eltern, die ihren Kindern kein Weihnachten daheim bieten können.

Erfahrungsgemäß verlaufe Weihnachten in der Kinderstation relativ ruhig. Ganz anders sei es bei der Ambulanz. Dort gehe es, so Klinik-Sprecher Sebastian Kimstädt, viel hektischer zu. Bis zu 80 Kinder seien dort schon einmal zu Heiligabend anzutreffen. Von Ohrenschmerzen bis Schnupfen, vom Schnitt im Finger bis zur Grippe, alles sei dort dann vorhanden. Für die Helfer in der Klinik bedeutet das oftmals vermeidbaren Stress, denn eigentlich sei die Ambulanz nur für Notfälle vorgesehen. „Das vergessen viele aber“, so Kimstädt.

Viele Eltern würden auch wenig Geduld aufbringen, wenn die Station voll ist und das eigene Kind nicht sofort drankomme. Dass es so turbulent zugehen kann, habe vor allem damit zu tun, dass die Kinderärzte über Weihnachten auch im Urlaub seien. Damit werde automatisch alles auf die Klinik abgewälzt, die für Husten, Schnupfen und Ohrenschmerzen aber eigentlich nicht zuständig ist. Die Helfer, sie bräuchten zu Weihnachten schon dann und wann viel Geduld und starke Nerven.

Das gilt auch für Christian Suhl. Der 40 Jahre alte Moorreger ist Lagedienstführer der Regionalleitstelle Elmshorn, steuert dort die Einsätze von Rettungsdienst und Feuerwehr. Heiligabend und am zweiten Weihnachtstag übernimmt er die Tagschicht, arbeitet dann von 7 bis 19 Uhr. „Eigentlich wäre ich auch am ersten Weihnachtstag dran gewesen, dort habe ich aber die Schicht getauscht“, so der 40-Jährige. Statt am 25. Dezember tagsüber zu arbeiten, hat der Moorreger nun eine Nachtschicht übernommen – und zwar in der Silvesternacht. „Aber auch das macht mir nichts aus“, sagt er.

Suhl ist seit 1993 im Rettungsdienst tätig, fuhr zunächst als Sanitäter im Krankenwagen mit. Seit mittlerweile zwölf Jahren arbeitet er im Schichtdienst in der Leitstelle. „Ich bin es gewohnt, an Weihnachten und auch an Silvester Dienst zu haben“, sagt er. Suhl hat keine Kinder – und keine Probleme, dass seine Kollegen mit Nachwuchs bevorzugt Weihnachten frei haben. Auch innerhalb seiner Familie gebe es keine Probleme mit seinen Feiertagsdiensten, so der Lagedienstführer.

Dabei kommt Suhl („Ich arbeite gern im Schichtdienst“) entgegen, dass seine Lebensgefährtin im selben Metier tätig ist. „Sie fährt in Dithmarschen auf einem Rettungswagen.“ Eine Zusammenarbeit, die nicht immer zeitgleich funktioniert. „Wenn ich am Abend des zweiten Weihnachtstages Dienstschluss habe, fängt sie gerade ihre Schicht an.“ Den 25. Dezember verbringen Christian Suhl und seine Lebensgefährtin aber gemeinsam – bei ihren Eltern. Abends geht es mit Suhls Schwester und seinem Neffen zum Essen. Aber nur, wenn kein Kollege krank wird. Dann müsste der Suhl einspringen.

Festliche Stimmung kommt in der Regionalleitstelle nicht auf. Tannenbaum, Lichterschmuck, Kerzen – all das gibt es dort aus Sicherheitsgründen nicht. Besinnen können sich die drei Disponenten am Heiligabend aber dennoch. „Spätestens zur Bescherung geht es meist sehr ruhig zu", weiß Suhl. Ansonsten berge der Weihnachtsdienst so manche Überraschung. „Silvester wissen wir genau, was alles so passiert. Weihnachten nicht.“

In der Leitstelle arbeiten die Disponenten nach Jahresschichtplänen. Der für 2014 ist schon fertig. Deshalb weiß Suhl schon: „Nächstes Jahr bin ich auch Weihnachten dran. Ich habe am 23., 24. und 25. Dezember Nachtdienst.“