Eine Glosse von Rainer Burmeister

Nun also Gänsehaut. Der Weg war weit, und noch längst nicht hat jeder begriffen, was sich ereignet hat, wenn jemand Gänsehaut sagt. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer umgangssprachlichen Entwicklung, die zum Ziel hat, etwas besonders Erfreuliches, Beeindruckendes, Einfühlsames oder eine besonders herausragende Leistung volksnah zu würdigen.

Früher gab es andere Modewörter. Ältere werden sich noch an dufte, prima, klasse, toll oder super erinnern. TV-Quizmaster Hans Rosenthal fand es „spitze“, wenn eine Raterunde besonders gut gelaufen war, und er hüpfte dabei vor Freude in die Luft.

Baumstark fanden es die Zuschauer Jahre später, wenn Dieter Bohlen die Leistungen seiner Kandidaten auf der Suche nach einem Superstar als geil, obergeil oder megageil einstufte. Geil ist längst zum wohl abgenudeltsten Wort diverser Casting-Shows geworden und doch noch aktuell. Nur hammer und hammermäßig können da mithalten. Mit Jugendsprache hat das übrigens wenig zu tun. Manche Anwender sind, wie Dieter Bohlen ,schon jenseits der 50.

Doch nun zur Gänsehaut. Casting-Trainerin Nena, die schon Großmutter ist, sagt „absolut Gänsehaut“, wenn ein Gesangsbeitrag ihr sehr gefallen hat. Sie meint damit, dass sie eine Gänsehaut bekommen hat. Deshalb wird Gänsehaut im Gegensatz zum Adjektiv hammer auch groß geschrieben. Bald ist Weihnachten. Absolut Gänsehaut ist da zu erwarten. Am Gänsebraten!