Geriatrie der Regio Kliniken zieht von Elmshorn nach Wedel um. Auch die Konkurrenz in Rissen hat Ausbaupläne

Wedel. Marco Scheffler und Frank Klüver packen kräftig an. Die beiden Mitarbeiter eines Umzugsunternehmens aus Elmshorn tragen Rollstuhl um Rollstuhl aus einem Möbelwagen in das Wedeler Krankenhaus. Es gilt, 120 Kartons voll mit Aktenordner, 14Rollatoren, sechs Patientenwagen, 13Rollstühle, haufenweise Krücken und anderes Material vom Elmshorner Krankenhaus nach Wedel zu schaffen.

Was die beiden Männer da so mühevoll in den Händen tragen, soll die Basis für die Zukunft der Wedeler Regio Kliniken bilden. Denn der Umzug der Geriatrieabteilung an die Holmer Straße und die Verzahnung mit der dortigen Abteilung für Innere Medizin, die sich bereits auf ältere Patienten spezialisiert hat, ist der erste Schritt zum Aufbau eines Zentrums für Altersmedizin.

100.000 Euro investiert das Unternehmen der Regio Kliniken in den Umzug und die Modernisierung. 40Betten und 50 Mitarbeiter wandern von der Krückaustadt nach Wedel. Patienten müssen allerdings nicht mit umziehen. Laut Pressesprecher Sebastian Kimstädt werden alle neuen Geriatrie-Patienten bereits in Wedel aufgenommen. In Elmshorn werden die letzten Geriatrie-Patienten behandelt und in den kommenden Tagen entlassen. Bis Weihnachten soll die Umstrukturierung abgeschlossen sein.

Auch vor der Tür wird das Krankenhaus Wedel herausgeputzt. Der seit Jahren vom Förderverein gewünschte Patientengarten passte plötzlich perfekt in die neuen Pläne. Die älteren Patienten ab etwa 70 Jahren sollen sich dank der gärtnerischen Ruhezone besser erholen können. Für 50.000Euro wird in den kommenden Wochen auf dem Gelände eine Graslandschaft mit Hügeln, Bänken und Wegen entstehen. In einem weiteren Bauabschnitt, der noch einmal 40.000 Euro kostet, soll der Patientengarten mit Rosen und Sträuchern, einem Wasserspiel, zwei Pavillons und weiteren Sitzmöglichkeiten aufgewertet werden.

„Wir müssen dem demografischen Wandel Rechnung tragen. Es ist sehr sinnvoll, eine Station zu haben, die sich auf solche Patienten spezialisiert“, erklärt Pressesprecher Kimstädt den Fahrplan. Das neue Zentrum für Altersmedizin ist der dritte Anlauf, das Krankenhaus zukunftsfest zu machen. 2012 verfolgte die Unternehmensführung mit der Neueröffnung einer Klinik für Manuelle Medizin noch das Ziel, Wedel als Zentrum für Schmerztherapie einen Namen zu machen. Die Abteilung musste Anfang des Jahres jedoch geschlossen werden, weil die Verhandlungen mit den Krankenkassen über die Finanzierung scheiterten. Auch die zuvor verfolgte Idee, in Wedel das Orthopädie-Zentrum Norddeutschlands aufzubauen, wurde von der Geschäftsführung wieder verworfen.

Das Problem an der neuen Idee: Nur einige Kilometer entfernt verfolgt das Hamburger Unternehmen Asklepios denselben Plan. Wie Pressesprecher Mathias Eberenz bestätigt, wird auch das Asklepios Westklinikum in Rissen sich auf ältere Patienten spezialisieren. „Wir werden Anfang 2014 mit der Alterstraumatologie ein zusätzliches Angebot in Rissen schaffen. Dafür eröffnen wir eine Extrastation“, so Eberenz. Wie viele Betten diese Station umfassen wird, die die große Geriatrieabteilung mit etwa 50 Betten ergänzen soll, steht noch nicht fest. „Wir sind in Verhandlungen“, sagt Eberenz.

Zwei Krankenhäuser in unmittelbarer Nähe, zweimal dasselbe Spezialgebiet, geht das? „Die Altersmedizin ist ein großes Thema. Wir sehen die steigende Nachfrage in diesem Bereich“, sagt Eberenz. Aber er räumt ein, dass man sich mit den Regio Kliniken im Wettbewerb befinde – und das nicht nur um die Patienten, sondern auch um das nötige Fachpersonal. Aus seiner Sicht ist der entscheidende Faktor für die Zukunft der Krankenhäuser die finanzielle Ausstattung. „Jedes zweite Krankenhaus im Land schreibt rote Zahlen. Die Asklepios Kliniken nicht. Wir können das Erwirtschaftete investieren. 60Millionen Euro fließen im kommenden Jahr so in die sieben Hamburger Krankenhäuser“, sagt Eberenz.

Dass sich die finanzstarke Klinik-Konkurrenz in Hamburg ausgerechnet dasselbe Spezialgebiet ausgeguckt hat, nimmt Kimstädt gelassen. „Natürlich sind die Kollegen Mitbewerber. Aber das muss für uns Ansporn sein, mit unserem Angebot die Patienten von uns zu überzeugen, damit es sie eben nicht in die Großstadt zieht.“ Denn laut Kimstädt stammen 30 Prozent der Hamburger Patienten aus dem Umland.

In Wedels Rathaus werden die Entwicklungen genau beobachtet. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass das Krankenhaus uns erhalten bleibt“, sagt Bürgermeister Niels Schmidt, der sich über die neuen Pläne freut. „Ich begrüße alles, was den Standort sichert. Und nur weil Rissen etwas Ähnliches plant, heißt es nicht, dass man damit erfolgreicher ist. Ich bin hoffnungsfroh, dass das neue Zentrum für Altersmedizin gut angenommen wird.“

Was die Wedeler erfreut, stößt in Elmshorn auf wenig Gegenliebe. Holger Weiss vom Elmshorner Seniorenbeirat kritisiert den Umzug. „Für die Senioren in Elmshorn ist das ärgerlich. Auch die Angehörigen oder Bekannten sind oft schon älter und können den Kranken nicht mehr so häufig besuchen, wenn sie den beschwerlichen Weg mit dem Bus bewältigen müssen.“