Quickborns Rat bestätigt Verlagerung der Goetheschule zu Höchstspannungsleitungen

Quickborn. Der geplante Ausbau der Stromtrasse durch Quickborn auf 380.000 Volt ängstigt viele Eltern. Das wurde mehr als deutlich auf der jüngsten Ratssitzung. Zwar setzten CDU und SPD mit ihren 19 Stimmen gegen die sieben von Grünen und FDP am Montagabend durch, an einem Ratsbeschluss von 2007 festzuhalten.

Demnach sollen bis 2018 die rund 200 Grundschüler der Goetheschule in die Räume des Elsenseegymnasiums verlagern und der alte Grundschulstandort aufgegeben werden. Doch viele Eltern sind besorgt, da das Schulgebäude, in dem die Grundschüler künftig unterrichtet werden, direkt neben einer Stromtrasse liegt. Und diese soll nun weiter ausgebaut werden.

Gut 30 aufgebrachte Mütter und Väter machten ihrem Ärger über die Verlagerungspläne Luft. Immer wieder forderten sie die Politiker zum Umdenken auf und applaudierten den Rednern von FDP und Grünen, die ebenfalls dieser Meinung waren. Aufgeben würden sie nicht, betonte Elternvertreter Ernst Stilke. „Wir sind jetzt auf der Barrikade und werden es bleiben, bis der Beschluss zurückgenommen wird.“

Dabei schien es jahrelang, als würde sich niemand um die seit langem geplante Schulzusammenlegung scheren. Demnach sollen in Quickborn drei Schulzentren entstehen. Bürgermeister Thomas Köppl verwies auf das Entwicklungskonzept, das die Ratsversammlung 2007 billigte und das auch von den damaligen Elternvertretern und der Schulleitung akzeptiert wurde.

Mit dem Aus- und Neubau der Comeniusschule in der Ortsmitte für etwa 13 Millionen Euro ist der erste Schritt des Konzepts bereits vollzogen. So ging die ehemalige Heidkamp-Realschule vom Elsenseegymnasium in der Comeniusschule auf, die von einer Regional- in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt wird. Daneben gibt es das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und das Elsenseegymnasium. In letzteres sollen nach einer Sanierung die Grundschüler von der Goethestraße in fünf Jahren umziehen.

Doch seit der Sitzung des Bildungsausschusses von Oktober wird dieser Plan in Frage gestellt. 340 Eltern unterzeichneten einen Appell, die Goetheschule zu erhalten, und übergaben die Unterschriften an den Bürgervorsteher Henning Meyn. Eine weitere Fachausschusssitzung, die eigentlich das neue Raumprogramm von Grundschule und Gymnasium abstecken sollte, endete im Chaos. Streitpunkt waren die voraussichtlichen Einsparungen durch den geplanten Umzug der Grundschule.

Die FDP spiele mit manipulierten Zahlen, behaupteten Politiker von SPD und CDU. „Wir wurden nur mit Zahlen bombardiert, die keiner nachvollziehen konnte“, kritisierte SPD-Fraktionschefin Astrid Huemke. FDP-Fraktionschefin Annabell Krämer wehrte sich, sie hätte lediglich die Daten der Verwaltung als Grundlage genommen und den Zorn der Eltern politisch aufgegriffen.

So rechnete die Chefliberale vor, dass der Erhalt der Goetheschule der Stadt lediglich Mehrkosten in Höhe von 1,65 Millionen Euro bescheren würde. Die Verwaltung dagegen spricht von einer Differenz von acht Millionen Euro. Tatsächlich fehlt bei Bankkauffrau Krämers Berechnung die Einnahme von 1,4 Millionen Euro für den Verkauf des alten Schulstandortes. Unklar blieb auch, warum die Stadt mit vier Millionen Euro etwa die Hälfte der veranschlagten Sanierungskosten des Elsenseegymnasiums sparen sollte, wenn die Goetheschule an dem Standort bliebe , an dem sie sich derzeit befindet.

Darum warnten Verwaltungsmitarbeiter und die Politiker von CDU und SPD vor einer Kostenexplosion. Zudem bestünde die Gefahr, dass frisch renovierte Räume am Elseenseegymnasium oder am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium leerstehen könnten.

Den eigentlichen Grund des Meinungsumschwungs brachte Grünen-Ratsfrau Marion Rodde auf den Punkt. „Vor sechs Jahren wusste wir noch nicht, dass die 380.000-Volt-Leitungen in direkter Nähe des Elsenseegymnasiums errichtet werden.“ Die Stadt klage vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen dieses bereits planfestgestellte Vorhaben. „Aber die kleinen Kinder wollen wir dieser Strahlungsgefahr aussetzen“, sagte Rodde. Das sei nicht nachzuvollziehen.

Ein Argument, das auch die andere Seite im Blick hat. So kündigte Köppl an, dass bei der Sanierung des Elsenseegymnasiums die Unterrichtsräume weiter entfernt als die geplanten 125 Meter gebaut werden müssten, falls es nicht gelinge, eine Verschwenkung der Trasse um 40 Meter nach Süden durchzusetzen. Eckhard Schramm, SPD, sprach sogar davon, in dem Fall das gesamte Schulprogramm neu zu überdenken. „Die Verschwenkung der Trasse ist unabdingbar, um gesundheitliche Gefahren von den Schülern abzuwenden.“