Diese Frage stellt SPD-Politiker Kai-Olaf von Wolff nach einem persönlichen Erlebnis

Elmshorn. Kai-Olaf von Wolff, SPD-Mitglied und Stadtverordneter in Elmshorn, widmet sich seit einem persönlichen Erlebnis der medizinischen Notfallversorgung von Kindern in der Krückaustadt. „Manchmal werden einem erst Themen bewusst, wenn man betroffen ist“, sagt er. Von Wolff will nun prüfen, ob die Notfallversorgung für Kinder in Elmshorn und Umgebung wirklich ausreichend ist. Er lädt daher alle Interessierten zu einer Gesprächsrunde an diesem Dienstag, von 19.30 Uhr an, in das Bürgerbüro der Elmshorner SPD, Panjestraße 16, ein.

Im Oktober waren seine Frau Larisa, damals im fünften Monat schwanger, und seine vier Kinder in einen Unfall verwickelt. „Jemand hatte ihr die Vorfahrt genommen“, sagt von Wolff. Es passierte an einem Freitagabend. Ein Kind erlitt ein Schleudertrauma, ein anderes Prellungen. Am schlimmsten traf es die zehn Jahre alte Elisabeth Grete. „Meine Tochter saß auf dem Beifahrersitz und hatte einen Schock“, behauptet von Wolff.

Mit dem Rettungswagen wurden sie in die Regio Klinik nach Elmshorn gefahren. Von Wolff sagt, dass seine Tochter stotterte und zitterte, sich aber niemand ausreichend um das Kind gekümmert habe. „Uns wurde gesagt, dass Kinder außerhalb einer Pädiatrie in einer normalen Ambulanz nicht behandelt werden dürfen“, sagt der Politiker. Deshalb sei dem Kind kein Beruhigungsmittel verabreicht worden. Auch seine Frau sei nicht untersucht worden. „Man hat sie lediglich gefragt, wie es ihr geht“, sagt von Wolff. Als sie die Frage mit „gut“ beantwortet, wird sie nicht weiter untersucht. Nach einer dreiviertel Stunde wurden sie nach Pinneberg in die Pädiatrie gebracht, wo Elisabeth Grete über Nacht beobachtet wurde. Die Regio Kliniken betreiben in Pinneberg eine Kinderklinik mit 14 Betten und einer angeschlossenen Frühgeborenen-Intensivstation. „Es war nur noch das eine Bett frei“, sagt von Wolff. In der Notfallaufnahme hätten zehn andere Patienten gewartet, darunter ein Jugendlicher mit Alkoholvergiftung.

„Meine Tochter leidet noch unter Angstattacken“, sagt von Wolff. Er fragt sich, ob sie diese hätte, wenn ihr gleich ein Beruhigungsmittel verabreicht worden wäre. „Zudem hatte meine Frau am nächsten Tag Unterleibsschmerzen und wurde auf der Entbindungsstation in Pinneberg untersucht. Die haben dort die Hände über den Kopf zusammengeschlagen, dass eine Schwangere nach einem Unfall nicht untersucht wurde.“ Zum Glück sei nichts Dramatisches festgestellt worden.

„Die Versorgung ist nach der Privatisierung der Kliniken schlechter geworden“, behauptet von Wolff. Auch die Anzahl der niedergelassenen Kinderärzte sei nicht ausreichend.

„Die Versorgung der Kinder in unserer Notaufnahme in Elmshorn und die Verlegung des einen Kindes in unsere Kinderklinik nach Pinneberg hat gut funktioniert“, sagt hingegen Sebastian Kimstädt, Sprecher der Regio Kliniken. „Wir nehmen aber jede Beschwerde zum Anlass, unsere Arbeit zu überprüfen und wenn nötig zu verbessern.“

Die Regio Kliniken hätten auf den Bedarf einer kinderärztlichen Notfallversorgung vor fünf Jahren mit der Einrichtung der Klinik für Kinder und Jugendmedizin in Pinneberg reagiert. „Außerdem haben wir vor zwei Jahren mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eine kinderärztliche Anlaufpraxis ebenfalls in Pinneberg geschaffen“, sagt Kimstädt. Das habe es vorher nicht gegeben. „Wir haben damals eine Versorgungslücke geschlossen.“

Die KV Schleswig-Holstein hatte am 1. Januar 2012 am Regio Klinikum Pinneberg eine neue Anlaufpraxis für ihren kinderärztlichen Bereitschaftsdienst gegründet. Wenn Kinder am Wochenende einen Kinderarzt brauchen und nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten können, wird ihnen dort geholfen. Die Anlaufpraxis ist ans Krankenhaus angeschlossen. So können spezielle Untersuchungen wie Röntgen oder Ultraschall vor Ort durchgeführt oder die Patienten in der Klinik weiter behandel werden, sofern notwendig. Da die Anlaufpraxis nur am Sonnabend, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet ist, ist die Notfallaufnahme der Klinik aber besonders am Freitagabend voll mit ambulanten Fällen. „Sollte die KV den Bedarf einer ähnlichen Einrichtung in Elmshorn sehen, würden wir dafür in der Klinik Räume zur Verfügung stellen“, sagt Kimstädt.

Im Kreis Pinneberg gibt es 20 niedergelassene Kinderärzte, davon drei in Elmshorn. Laut Bedarfsplanung der KV ist der Kreis damit ausreichend versorgt. Die Zahl der Ärzte kann nur unter bestimmten Umständen, zum Beispiel wenn ein Neubaugebiet mit vielen Familien entsteht, einen Sonderbedarf genehmigen.