Für die Liebsten nur das Beste: Das Abendblatt stellt immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: Das Kinderhaus in Elmshorn

Elmshorn. Stolz blättert Lio in seinem Bildungsbuch. Darin steht, was er schon alles gelernt hat, mit wem er gern spielt, welche Ziele er erreichen möchte. Fotos von den Muffins, die er zu seinem dritten Geburtstag für die anderen mitgebracht hat, sind eingeklebt. Mit Heilpädagogin Hilke Thiemann heftet er eine neue Seite ein. Jedes Kind im Kinderhaus in Elmshorn besitzt ein solches Buch, in welchem die Entwicklungsschritte dokumentiert werden.

„Die Kinder entscheiden mit, was dort rein kommt und wer sich das Buch anschauen darf“, sagt Ramona Dahley-Schneider, stellvertretende Leiterin. Auch die Eltern müssen fragen, bevor sie darin blättern. „Wir möchten die Kinder zu Eigenaktivität anregen und Selbstbildung herausfordern“, sagt Dahley-Schneider. Die Kleinen werden an Planungen und Entscheidungen beteiligt. Sie dürfen allein ins Bällebad, die Turnhalle, sich Bücher ausleihen oder allein auf den Rollbrettern über den Flur sausen – vorausgesetzt sie haben den Führerschein gemacht. „So werden sie selbstständig und übernehmen früh Verantwortung.“

Im Atelier können sie unter Anleitung einer Erzieherin auf Leinwänden malen oder im Labor experimentieren. „Wir fördern das Verständnis für und den Spaß an Naturwissenschaften“, sagt Dahley-Schneider.

Vor anderthalb Jahren wurde eine Sprachförderstelle besetzt als Teil einer bundesweiten „Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“. Bis Ende 2014 wird eine halbe Sprachförderstelle durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert. Bei Kindern mit sprachlichem Förderbedarf soll die Lust auf Sprache und Sprechen sowie das Zutrauen in die sprachlichen Fähigkeiten geschult werden. „Immerhin 40 Prozent der Kinder hier haben einen Migrationshintergrund“, sagt Dahley-Schneider. Die Eltern werden eng eingebunden zum Beispiel beim Besuch der Stadtteilbücherei.

Im Café für Eltern mit Migrationshintergrund können diese Kontakte zwischen unterschiedlichen Kulturen knüpfen und sich zwanglos austauschen über praktische Tipps für Sprachförderung zu Hause. Es werden Bücher und Spiele vorgestellt, Fingerspiele und Lieder gemeinsam eingeübt.

Träger der Kita ist der freie und gemeinnützige Verein Das Kinderhaus. Er wurde 1970 von Eltern gegründet. Der ehrenamtlich tätige Vorstand wird auf einer Mitgliederversammlung gewählt und setzt sich aus Eltern und Vertretern aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Verwaltung zusammen. Diese treffen sich regelmäßig zu Sitzungen mit der Leitung des Kinderhauses, um über Finanzen, Haushaltsplanung, Personalangelegenheiten oder die Zusammenarbeit mit den Zuschussgebern (Stadt, Kreis, Land) zu sprechen.

Ohne die Mithilfe der Eltern wäre vieles nicht möglich. Neben der Mitarbeit im Vorstand helfen sie im Garten, beim Streichen der Wände, bei der Gestaltung der Räume oder wechseln verrottete Holzpalisaden am Wall im Eingangsbereich aus. Der Wohlfahrtsverband „der Paritätische“ in Kiel unterstützt die Kita in rechtlichen, organisatorischen oder personellen Fragen.

Am Aktionstag zum Thema Kunst kamen im Sommer 200 Gäste. Kinder und Erzieherinnen bemalten kleine Leinwände und fügten sie zu einem Gemeinschaftswerk zusammen. Mit bunten Murmeln erstellten die Kinder Bilder, es gab ein Farbenmemory und sie konnten ihr Geschick bei der Arbeit mit Holz, Hammer und Nagel beweisen. Vier Bilder wurden versteigert. Vom Erlös wurden neue Materialien gekauft.

Die Kita wurde im Oktober mit dem Titel „Lernerorientierte Qualitätstestierung für Kindertagesstätten“ durch Artset ausgezeichnet. In zahlreichen Sitzungen prüften Arbeitsgruppen Strukturen, Abläufe und Prozesse und entwickelten sie weiter. Die Mitarbeiter besuchten Seminare, erstellten einen 80-seitigen Selbstreport und ein Gutachten bevor sie die Zertifizierung entgegennehmen konnten.