Krise am Solarmarkt trifft Solarnova. Insolvenzverwalter hält Rettung des Unternehmens für aussichtsreich

Wedel. 17 Jahre lang schrieb die Wedeler Firma Solarnova eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Jetzt hat sie einige Schrammen abbekommen: Der Hersteller von Solaranlagen, der Kunden auf der ganzen Welt beliefert, musste wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Die Pleite ist jedoch nicht das Ende der 1996 aus dem damaligen AEG-Konzerns ausgegliederten Firma. Am Donnerstag teilte der Insolvenzverwalter Jan Ockelmann den 27Mitarbeitern mit, dass eine Übernahme des Vorzeigeunternehmens durch Investoren so gut wie sicher ist.

Solarnova stand seit der Gründung für die Herstellung von qualitativ hochwertigen Solarmodulen. Das Unternehmen hatte sich zunächst auf kundenspezifische Sondermodule spezialisiert, die in die Gebäudehülle – etwa in die Fassade – integriert werden können. Mit diesen Spezialanfertigungen erwarb sich die am Wedeler Marienhof ansässige Firma weltweit einen glänzenden Ruf und konnte ihren Umsatz Jahr für Jahr steigern. Betrug der Umsatz im Gründungsjahr 1996 noch 350.000 Euro, kletterte er bereits 2006 auf 14 Millionen.

Dann beschlossen die Geschäftsführer Heiner von Riegen, Rüdiger Dornhof und Bernd Woderich, sich mit der Herstellung von Standardmodulen für Hausdächer ein zweites Standbein zu schaffen. Um beide Arten von Modulen produzieren zu können, musste der Maschinenpark für 3,5 Millionen Euro erneuert werden.

Zunächst zahlte sich diese Investition durch neue Aufträge aus. Noch 2008 besuchte der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Solarnova und schwärmte von dem Vorzeigebetrieb der Branche. Doch dann kam die CDU-FDP-Regierung, die vier Solargesetznovellen erließ und die finanzielle Förderung drastisch zurückfuhr. Zudem überschwemmten Billig-Module aus Fernost den deutschen Markt, auf dem die Nachfrage einbrach. Das belegen auch die Umsatzzahlen von Solarnova: 2012 setzte das Wedeler Unternehmen nur noch fünf Millionen Euro um.

„Solarnova hat dann versucht, sich wieder stärker auf die gebäudeintegrierten Solarmodule zu konzentrieren“, sagt Insolvenzverwalter Ockelmann. Um dort größere Projekte stemmen zu können, seien jedoch wiederum Anlaufinvestitionen in größerem Maß notwendig gewesen. Ockelmann: „Solarnova ist dann schlicht die Puste ausgegangen“. In den ersten acht Monaten dieses Jahres lag der Umsatz lediglich bei 1,3 Millionen Euro.

Umfangreiche Restrukturierungsbemühungen schlugen fehl, Gespräche mit Investoren und der finanzierenden Bank führten zu keinem Ergebnis. Als die Verhandlungen über den angestrebten Verkauf von Anteilen an einen potenziellen Investor scheiterten, zogen die Geschäftsführer die Reißleine. Sie meldeten am 10. September beim Amtsgericht Pinneberg für die Solarnova-Gesellschaften Insolvenz an.

Der Hamburger Rechtsanwalt übernahm nun als Insolvenzverwalter das Ruder. Zu diesem Zeitpunkt lag die Produktion brach, es war Kurzarbeit Null angeordnet. Nach der Insolvenzstellung sprang die Agentur für Arbeit in die Bresche, zahlte drei Monate lang die Gehälter der Mitarbeiter. „Als die Insolvenz bekannt wurde, ist das Auftragsvolumen sprunghaft gestiegen“, so Ockelmann. Kunden leisteten trotz der prekären Situation Vorauszahlungen, Lieferanten verzichteten auf Vorkasse und sorgten für Warennachschub, die Produktion lief wieder an. Aktuell arbeiten die Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb, um die Aufträge abarbeiten zu können. Mehrere neue Projekte sind bereits avisiert. Etwa ein großes Vorhaben in Dubai, für das Solarnova sich in der engeren Wahl befindet.

Parallel bemüht sich der Insolvenzverwalter darum, einen neuen Investor für das Wedeler Unternehmen zu finden. Und die Bewerber stehen Schlange: „Ich verhandele mit acht Firmen, die ernsthaft an Solarnova interessiert sind.“ Sieben der Bewerber wollen die Produktion am Standort Wedel aufrecht erhalten, der achte ist lediglich an Maschinen und Know-how interessiert. Letzterer befindet sich allerdings nicht in der engeren Wahl. „Ich gehe davon aus, dass wir das Unternehmen Ende Januar in neue Hände übergeben können“, so der Insolvenzverwalter.

Er lobt die Zusammenarbeit mit dem Hauptgläubiger, der Stadtsparkasse Wedel. „Die tun alles dafür, damit das Unternehmen in Wedel bleiben kann.“ Es werde angestrebt, nahezu alle Mitarbeiter sowie die drei Geschäftsführer zu übernehmen, damit möglichst wenig Know-how verloren geht. Zudem erhält der neue Eigentümer auch die Möglichkeit, das Wedeler Firmengebäude zu erwerben.