Am Wochenende, 14. und 15. Dezember, bittet der Glaskünstler Jörgen Habedank zum „Tee im Atelier“ nach Tornesch. Er schöpft seine Werke aus der farbgesättigten Palette des Regenbogens.

Tornesch. Der ganze Raum ist Farbe und Licht. Feuerrot, kobaltblau, grasgrün und sonnengelb leuchtet es von den Wänden des Ateliers. Die Farbkompositionen des Tornescher Malers Jörgen Habedank, 52, scheinen eine eigene Energiequelle zu besitzen, die sie aus sich selbst heraus leuchten lassen.

Schlammgrau? Anthrazit? Fehlanzeige. Der Künstler schöpft seine Werke aus der farbgesättigten Palette des Regenbogens. „Mein Kennzeichen ist die Farbe“, sagt Habedank. „Viele Menschen haben ein Bedürfnis nach Licht und Klarheit. Das versuche ich, in meiner Kunst zu entwickeln und zu gestalten. Dunkelheit haben wir im Alltag genug.“

Seit 1999 kombiniert Habedank seine farbintensiven Entwürfe mit Glas, dessen Transparenz die Strahlkraft erst recht wirken lässt. Mit diesen „Lichtmalereien“ hat er sich in Deutschland einen Namen gemacht und mit seinen Werken an vielen Orten künstlerische Spuren hinterlassen. Er zählt zu den profiliertesten Künstlern im Kreis Pinneberg, seine Arbeiten sind im öffentlichen Raum sehr präsent.

So ziert seine sechs Meter hohe Glasstele das Foyer der Industrie- und Handelskammer in Kiel. Er hat die Zugangstür zum Kreißsaal des Regioklinikums Pinneberg sowie Glasflächen für das Elmshorner Johannishospiz, das Rist-Gymnasium in Wedel und die Berufsschule in Norderstedt gestaltet. Und im Rathaus Wedel, Rathausplatz 3-5, zeigt er auf Einladung des örtlichen Kulturforums noch bis zum 12. Januar seine Werke in der Ausstellung „Lichtmalerei. Farbfenster + Farbfeste“.

Das schöpferische Herz dieser Kunst schlägt in einer mehr als 100 Jahre alten Mühle in Tornesch an der Friedrichstraße 21a. Hier, unter den roh gezimmerten Deckenbalken, zwischen Familienfotos, einem Schrank voller Klassik- und Jazz-Aufnahmen, Spachteln, Pinseln, Klebstoffen, den bunt gefärbten Papiertüchern, die so typisch für seine Collagen sind – und natürlich jeder Menge Tuben, Flaschen und Gläsern voller Farben und Pigmente hat Habedank, der zuvor seit 1997 in Appen wirkte, 2010 sein Atelier eingerichtet.

Jeweils im Dezember öffnet der Künstler diese kreative Brutstätte für die Öffentlichkeit und bittet zum „Tee im Atelier“. Am Sonnabend, 14., und Sonntag, 15. Dezember, dürfen Neugierige jeweils von 14 bis 18 Uhr nach Herzenslust in seinen Mappen blättern, in Bildern, Entwürfen und Karten stöbern und bei einem Becher frisch gebrühtem Earl-Grey-Tee auf dem Sofa in der molligen Wärme des Gasofens mit Habedank über seine Arbeit philosophieren.

„Viele wollen wissen, wie die Glasmalereien eigentlich entstehen. Da gebe ich gern Auskunft“, sagt Habedank. Der Eintritt ist frei. Nur wer den Lichtmärchen der Uetersener Erzählerin Barbara Meyer am 15. Dezember von 18Uhr an lauschen möchte, zahlt pro Person fünf Euro.

Das Glas als Bildgrund entdeckte Habedank als logische Folge seiner Art zu malen. „Es gab bei mir immer schon eine starke Farbigkeit und Transparenz, da hat sich Glas als besonderes Ausdrucksmittel angeboten.“ Die Entwürfe für Fenster, Bilder, Reliefs oder Türen entstehen im Atelier. Bei der Ausführung arbeitet er mit professionellen Glaswerkstätten in ganz Deutschland zusammen, die auch wesentlich großflächigere Projekte internationaler Künstler verwirklichen. „Da setzen hervorragende Glasmaler meine Ideen um, durch die enge Kooperation von Künstler und Werkstatt entstehen künstlerisch wertvolle und technisch perfekte Kunstwerke.“

Habedanks Arbeiten entwickeln sich während des Malprozesses. „Ich habe kein fertiges Bild im Kopf, sondern schöpfe meine Inspiration aus meinem Inneren, aus Stimmungen und Eindrücken.“ Seine ungegenständlichen Malereien vergleicht er mit Musik. „Das sind Farbklänge, da fühle ich mich ein bisschen wie ein Komponist.“ Dagegen erzählt er dem Betrachter in seinen Collagen, in denen Habedank oft alte Meister zitiert und verfremdet, eher Geschichten. Wichtig sei ihm der Bezug zur abendländischen Kunstgeschichte. „Das schätze ich sehr als Grundlage, auf der unsere Kultur fußt.“

Habedank wirbt für ein moderneres Verständnis von Glasmalerei. „90Prozent der Menschen denken bei diesem Stichwort an die bleiverglasten Mosaike vieler Kirchenfenster. Dabei gibt es moderne Techniken, mit denen man Glas heute nicht mehr so kleinteilig, sondern sehr großflächig farbig gestalten kann. Das passt wunderbar zu moderner Architektur. Das wäre bereichernd für das Auge, für das Wohlbefinden, für das Image jeder Stadt.“