Birgit Böhm schreibt an einer Fantasy-Trilogie für Kinder. Dafür hat sie einen eigenen Verlag gegründet

Uetersen. Ein Buch zu schreiben ist nicht einfach. Noch schwieriger ist es, einen Verlag zu finden, der das Buch veröffentlicht und vermarktet. Das hat die Uetersenerin Birgit Böhm am eigenen Leib erfahren. Die Lehrerin hat lange an ihrem ersten Kinderroman gearbeitet, bei Verlagen angeklopft, erst positive, dann aber doch negative Rückmeldungen erhalten. Und weil sie nicht vorankam, hat sie kurzerhand mit ihrem Mann den Fiorella-Verlag gegründet und auf diese Weise ihr Kinderbuch auf den Markt gebracht.

„Den Verlag zu gründen, das war im Grunde ganz einfach“, sagt sie. 20 Euro, ein Antrag beim Deutschen Patent- und Markenamt, eine Gewerbeanmeldung und dann konnte es auch schon losgehen. Es sei ein tolles Gefühl gewesen, die Palette mit den ersten 1000 Exemplare ihres Buches „Alba Brunnstein – Das Geheimnis der Tausend Tore“ zu sehen. Die Bücher stehen jetzt in ihrem Haus, und warten auf den Verkauf. Einige Exemplare haben bereits einen Abnehmer gefunden, doch, so sagt Böhm offen, es dürften gerne mehr sein.

Einen kleinen Schub erhofft sich die Uetersenerin nun dadurch, dass sie für Grundschulklassen aus ihrem Erstlingswerk für Kinder vorliest. Am heutigen Dienstag, 10. Dezember, ist sie in die Uetersener Stadtbibliothek eingeladen, um dort vor mehreren Schulklassen vorzulesen. Was die Jungen und Mädchen dort erwartet, ist eine fantastische Geschichte. Es geht um die zwölfjährige Alba, ein introvertiertes Kind, das gerne liest und sich in die Abenteuergeschichten ihrer Bücher regelrecht hineinversetzt, bis sie eines Tages mitten in einer fremden Welt voller Elben landet. In dieser Welt trifft sie mit ihrem Freund Tonio nach vorsichtiger Zurückhaltung auf die Waldelben und Mitternachtskobolde und knüpft schon bald neue Freundschaften. Eine unbekannte böse Macht droht aber am Horizont und so machen sich Alba und Tonio auf, das Geheimnis der tausend Tore zu lüften, um die Elbenwelt zu retten.

Wem das bekannt vorkommt, der muss sich nicht wundern, denn das Werk ist thematisch an Tolkiens „Herr der Ringe“ angelehnt und ebenfalls als Trilogie geplant. „Ich hatte Tolkiens Bücher erst gelesen nachdem ich den Film gesehen hatte. Das hat mich dann angesprochen“, sagt sie. Sie wollte etwas ähnliches machen – nur für Kinder und mit einem speziellen didaktischen Konzept dazu. „Ich wollte ein wenig die humboldt'sche Bildungstheorie einbringen“, sagt die 58-Jährige. Der Mensch im Mittelpunkt, der die Welt erkennt und die Beobachtungen für seine eigene Bildung einsetzt. Genau das ist es, was Alba in der Geschichte erlebt. Eine fremde Welt wird erkundet, erforscht begriffen. Ein besonderes Gewicht sei dabei auf die Botanik gelegt worden, auch weil Böhm als studierte Biologin die Botanik selbst besonders am Herzen liegt.

Es gehe in dem Buch aber auch darum, wie Kinder erkennen, was es bedeutet, Fremd in einem Land zu sein, sich integrieren und Kompromisse eingehen zu müssen. Die Protagonistin Alba sei daher auch als hochsensible Person kreiert worden. „Alba ist ruhig, beobachtend, introvertiert. Sie ist couragiert, drängt sich aber nicht in den Vordergrund“, sagt Böhm. Das Kind nehme Stimmungsschwankungen besonders stark wahr, taste sich vorsichtig an das Umfeld heran. „Dadurch kann sie die Beweggründe anderer nachvollziehen“, sagt die Autorin. Sie hofft, das die Erfahrungen ihrer Romanfigur auch Kinder im Alltag ihr Umfeld aufmerksamer wahrnehmen lässt. Sie hofft auch, dass mehr Verständnis für hochsensible Menschen bei den Kindern entsteht.

Etwa 15 Prozent aller Menschen weltweit seien hochsensibel. Und viele würden falsch verstanden. „Hochsensible nehmen vieles sehr viel intensiver wahr und die gesammelten Eindrücke zu verarbeiten, kostet Kraft“, sagt sie. Diese Menschen bräuchten dann immer wieder Freiräume, Ruhephasen, um sich zu regenerieren. Wenn sich ein Kind nach intensivem Spielen etwa in eine Ecke zurückziehe und alleine sein will, dann müsse das nicht immer bedeuten, dass das Kind beleidigt oder trotzig ist. „Das wird von Kindern und auch Eltern manchmal ganz falsch verstanden“, sagt Böhm. Hier möchte sie gerne Augen und Ohren öffnen.

Den ersten Teil ihrer Trilogie hat sie fertig, der zweite Teil nähert sich bereits der Fertigstellung. Eine Webseite zur Fantasiewelt der Alba Brunnenstein existiert auch schon. Es nehme alles allmählich Form an. Dass ihre Trilogie aber ein Paukenschlag in der Literatur sein wird, das glaubt sie nicht. Dafür sei sie Realistin genug. „Es ist unglaublich schwer, sich zu behaupten, wenn man keinen Namen auf dem Buchmarkt hat“, sagt sie. Und den zu bekommen, sei nicht leicht, wenn Verlage nach mehrjähriger Prüfung des Buches plötzlich mitteilen, dass etwa ein genereller Aufnahmestopp für neue Autoren beschlossen worden sei. Andere Verlage hatten sich gar nicht erst zurückgemeldet. „Das tut einem dann richtig weh“, sagt sie. Und eine Absage ohne inhaltliche Gründe helfe auch nicht, um sich als Autorin weiter zu verbessern.

Wenn einem wiederholt die Tür vor der Nase zu gemacht werde, dann helfe halt oft nur ein eigener Verlag. Dadurch gebe es zwar Freiheiten, weil niemand in die Arbeitsweise hineinrede, es mache es aber auch schwer, sich am Markt überhaupt zu etablieren. Für Birgit Böhm sind ihre Lesungen für Schulklassen im Kreis daher nicht nur eine pädagogische Arbeit sondern auch ein Stück weit Eigenwerbung.