Weitere 60.000 Euro müssen aufgebracht werden, damit das Schiff als Wahrzeichen für Elmshorn erhalten bleibt

Elmshorn. Noch liegt die Klostersande am Nordufer in Elmshorn. Doch bald schon könnte sie sich Richtung Hamburg verabschieden, wo Eigner Andreas Bätjer weit günstiger festmachen könnte. Im Elmshorner Hafen kommen immerhin jeden Monat 600 Euro Liegegebühren auf ihn zu. Dass es nicht so weit kommt und Bätjer die Leinen los macht, hofft Hans Barzel, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins MS Klostersande.

Der 68-Jährige möchte mit seinen Mitstreitern den ehemaligen Frachter der Kölln-Flocken-Werke kaufen. Bätjer ist dem Verein wohlgesonnen. Beide Parteien einigten sich auf einen Kaufpreis von 70.000 Euro. Allerdings hat der Förderverein, der sich erst am 17. August gegründet hat, bisher nur 10.000 Euro. „Wir sind auf weitere Spenden angewiesen“, sagt Barzel und lädt für Dienstag, 10. Dezember, von 9 Uhr an zu einer Informationsveranstaltung ins Industriemuseum. Barzel hofft, dass auch Elmshorner Firmen und Gewerbetreibende den Verein unterstützen werden, damit das Schiff für Elmshorn als Wahrzeichen erhalten bleibt, denn für den Erwerb eines Schiffes gibt es keine Fördermittel. „Wenn wir es erst mal haben, sieht das anders aus“, sagt Barzel.

1968 ließen die Köllnflocken-Werke das 55 Meter lange und 6,62 Meter breite Schiff zum Hafer-Transport auf der Krückau bauen. Die Flotte bestand einst aus vier Frachtern. Die Klostersande war mit einer Kapazität von 500 Tonnen das größte und letzte Schiff, das eingesetzt wurde. „Der Jachtbug ist einzigartig“, schwärmt Barzel. Nachdem es außer Dienst gestellt wurde, verließ es am 21. November den Elmshorner Hafen. „Jetzt soll es fester Bestandteil der Stadt Elmshorn werden“, sagt Barzel.

Ideen, was auf den 400 Quadratmetern freie Fläche geschehen könnte, hat er viele. Sie reichen von Oberdeckcafé über Pub mit Jazzmusik bis hin zu Lesungen, Theateraufführungen und Events für große Gruppen wie Firmentagungen. „Die Klostersande soll Anziehungspunkt für Elmshorner und Touristen werden“, sagt Barzel, der dem Segler Verein Elmshorn vorsitzt.

Mitte Mai wurde die Klostersande von Hamburg nach Elmshorn überführt

Akteure der Liga Kunst, Archivare, Bärbel Böhnke, Leiterin des Industriemuseums, sowie an der Geschichte Elmshorns interessierte Bürger, hatten zunächst die Idee, die Klostersande als Ausstellungsschiff zu nutzen. Sie nahmen mit dem Eigner Kontakt auf und schauten sich das „Schmuckstück“, wie Barzel sagt, in Hamburg an. Bätjer war einverstanden, die Stadt Elmshorn allerdings nicht. Bürgermeisterin Brigitte Fronzek sah ein zu großes Risiko, da nicht sicher war, ob die Krückau für den Frachter zu klein ist. Aus versicherungstechnischen Gründen wurde die Klostersande nicht offizieller Teil der Ausstellung des Industriemuseums.

Doch Barzel wollte die Klostersande nicht aufgeben. Er und Bätjer nahmen Kontakt zum letzten Kapitän der Firma Kölln, Günter Holtz, auf. Gemeinsam besichtigten sie die neuralgischen Punkte in der Au. „Unser Fazit: kein Problem für die Klostersande“, so Barzel. Er holte Rolf Surrow, den Bootsmann der Klostersande, mit ins Boot. Damit war die alte Stammbesatzung komplett. Am 14. Mai schipperte das Schiff von Hamburg nach Elmshorn in seinen Heimathafen. Am Wedeler Willkomm Höft wurde die Klostersande begrüßt. „Wir erwiderten den Flaggengruß durch Dippen der Seeflagge“, sagt Barzel. Hunderte Schaulustige hießen Schiff und Besatzung willkommen. „Die erste inoffizielle Besichtigung bescherte uns circa 900 Besucher“, sagt Barzel.

Das Schiff zu unterhalten, sei kein Problem, versichert Barzel. „Ich musste die Leute schon bremsen, die gleich loslegen wollten“, sagt er. Menschen mit handwerklichem Geschick und technischem Verständnis, ehemalige Schiffer. Jemand hat auch schon ein paar Eimer Farbe spendiert. „Das Schiff ist intakt“, sagt Barzel. Es sei kürzlich erst in der Werft gewesen. Der Zwölf-Zylinder-Dieselmotor ist gepflegt und gut in Schuss. Und es gibt an Bord kaum empfindliche Elektronik. „Hier ist alles manuell bedienbar“, sagt Barzel. Er wird es nicht müde, die Klostersande anzupreisen. „Denn wenn sie erstmal den Hafen verlässt, ist die Wahrscheinlichkeit gleich Null, dass sie wieder nach Elmshorn zurückkehrt.“