Die Sanierungsarbeiten am barocken Rellinger Gotteshaus sind nach sechs Monaten beendet. Hausschwamm ist beseitigt

Rellingen. An der Rellinger Kirche wird wieder abgerüstet. Am Dienstag lief die Abnahme der Zimmerer und Maurer. Nach sechs Monaten Renovierungsarbeiten bauen Mitarbeiter der Gerüstbaufirma B.C. Lüdecke aus Bad Segeberg das Gerüst um die Kirche bis Weihnachten wieder ab.

Der Echte Hausschwamm (serpula lacrymans) hatte das barocke Gebäude befallen und sich durch die Wände gefressen. Der Kirchengemeinderat entschied sich gemeinsam mit dem Förderverein der Kirchengemeinde dazu, den Dachstuhl renovieren und 21 Gauben sanieren zu lassen. Drei Gauben wurden bereits vor drei Jahren repariert.

„Die Fenster der Gauben wurden so angefertigt, wie sie vorher waren“, sagt Architektin Christine Johannsen. Die Glaserei Luise Brügemann aus Schönfeld Mühle in Mecklenburg-Vorpommern führt öfter solche Bleiverglasungen nach altem Vorbild durch und war für diesen Auftrag prädestiniert.

Die Tischlerei Michael Nilsson aus Pinneberg half, die vier Fenster pro Gaube aufzuarbeiten und strich das neue hölzerne Gesims an der Außenwand mit Leinöl. „Ziel war es, das barocke Bauwerk behutsam zu sanieren, damit es in seiner Pracht erlebbar bleibt“, sagt Pastorin und Kirchengemeinderatsvorsitzende Martje Kruse.

Die Sanierungsarbeiten gestalteten sich jedoch aufwendiger als gedacht. Am Ost- und Süd-Ost Bereich der Kirche wurde Pilzbefall entdeckt und in einem Bereich des Daches wurden mehr Ziegel benötigt als zunächst gedacht. Außerdem hatte sich der Hausschwamm bis hinunter in die erste Emporenebene gefressen, und nicht, wie angenommen, nur in der zweiten Ebene ausgebreitet. Eigentlich sollten die Arbeiten schon Mitte November fertig sein. Am 10. November gab es bereits ein Dankfest. „Dass sich das Projekt nicht noch länger hinzog, lag vor allem an der Arbeit der Architektin“, sagt Pastorin Kruse. „Wir wollten schließlich keine kleine Elbphilharmonie“, sagt Wolf-Peter Groß, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Mit dem Ergebnis sind sie zufrieden. „Der Hausschwamm ist beseitigt“, bilanziert Architektin Johannsen. „Das war ein großer Schritt.“

Dennoch: Es gebe in der Kirche immer etwas zu tun. „Das Bauwerk ist permanent in Bewegung“, sagt Kruse. Sei eine Problemstelle behoben, falle sofort die nächste Investition an. An der Außenhaut wurde jetzt viel getan, aber auch im Inneren der Kirche gebe es Baustellen. Das nächste große Projekt ist die Orgel. 2015 soll sie von Grund auf gesäubert und renoviert werden.

Wenn Ursel Neuhoff, die Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt der Rellinger Kirche, von dem Baraockbau spricht, leuchten ihre Augen. „Unsere Kirche ist schon ein Schmuckstück. Deswegen sind wir alle so jeck danach.“ Um dieses Schmuckstück zu renovieren, musste die Gemeinde einiges einbußen. Nur 32 Trauungen wurden dieses Jahr in der Kirche vollzogen, Grund dafür war das Gerüst, das viele abschreckte, ihre Hochzeit hier zu feiern.

„So etwas schmerzt und bewegt die Gemüter“, sagt Pastorin Kruse. Jetzt ändere sich das wieder. „Schon heute haben wir mehr als 30 Anmeldungen für Trauungen im kommenden Jahr.“ Es sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Trauungen 2014 um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ansteigt.

Die Kirche war 1986 unter Aufsicht des Architekten Kurt Gelhaar umfänglich saniert und restauriert worden. Allerdings konnten die Instandsetzungsarbeiten nicht abgeschlossen werden, weil das Geld fehlte – nur drei Viertel der Kirche konnten saniert werden. Das ist wohl die Ursache für den Hausschwammbefall. Diesmal schaffte es die Kirche, die benötigten 400.000 Euro Fördergelder zusammenzutragen.

130.000 Euro kamen aus dem Sonderprogramm Denkmalschutz des Bundes – hier agierte der Pinneberger CDU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium Ole Schröder als Pate. 40.000 Euro stemmte der Förderverein, 68.000 Euro der Kirchenkreis und 57.000 Euro die Kirchengemeinde. Der Rest stammt von verschiedenen Stiftungen und der Gemeinde Rellingen.