Über den Winter finden Obdachlose wieder einen warmen Schlafplatz in der Gärtnerstraße

Elmshorn. Die Wohnung ist geputzt, die Ehrenamtlichen sind in Wochendiensten organisiert, die Mängelliste ist lang. Am heutigen Montag startet das Winternotprogramm der Diakonie Rantzau-Münsterdorf in Elmshorn.

Im Winternotquartier in der Gärtnerstraße, das bis über Ostern durchreisenden Wohnungslosen über Nacht Schutz bietet, gibt es sechs Schlafplätze. Frauen und Männer sind in der Wohnung, die von der Stadt Elmshorn zur Verfügung gestellt wird, getrennt untergebracht. Die kleine Küche, in der Waschmaschine und Trockner stehen, wird gemeinsam genutzt. Die Zimmer sind einfach möbliert. Um 18 Uhr schließen sechs Ehrenamtliche die Tür auf. Sie arbeiten zu zweit im wöchentlichen Wechsel. Morgens um 9 Uhr müssen die Obdachlosen wieder gehen.

„Es geht darum, ihnen einen warmen Schlafplatz zu bieten. Tagsüber sollen sie ihre Angelegenheiten bei den Ämtern erledigen und sich um eine feste Bleibe bemühen“, sagt Anja Naroska, Leiterin der Sozialberatung. Auch bei der Suche nach einer Wohnung helfen die Mitarbeiter im Diakoniecafé, wo sich Wohnungslose bei einer Tasse Kaffee aufwärmen können. Verstärkt kommen auch Bulgaren und Rumänen. „Sie kommen mit falschen Hoffnungen“, sagt Michel Mohr von der Migrationsberatung. Was viele nicht wissen: Laut EU-Freizügigkeitsgesetz haben sie keinen Anspruch auf soziale Hilfen.

Der Gruppe der Ehrenamtlichen gehört Reinhard Schlothauer seit 1999 an. In den Jahren hat der Pensionär viel Elend gesehen. Manche Schicksale berühren ihn, wie das eines jungen Mannes, der jeden Winter kam. „Jedes Jahr sah er schlimmer aus und wurde durch den Alkohol immer aggressiver“, sagt er. Der junge Mann wollte sich nicht helfen lassen. „Er lief sogar aus dem Krankenhaus weg, ohne Schuhe.“ Als er starb, holte sein Vater die letzten Habseligkeiten ab: ein Kamm, eine Geldbörse, Hose und Jacke. Das war alles, was von einem Leben übrig geblieben war.

Doch es gibt auch die Erfolgsgeschichten. Siegfried Denk, genannt Siggi, lebte fast 40 Jahre auf der Straße. Dank der Hilfe der Mitarbeiter der Diakonie lebt er seit sechs Jahren in einer Wohnung in Elmshorn und hat seinen Rhythmus gefunden. Heute gehört er selbst der Gruppe der Ehrenamtler an.

Wer selbst helfen möchte, kann dies auch in Form von Spenden tun. „Messer, Töpfe und Tassen fehlen, auch Handtücher und Bettwäsche werden gern genommen“, sagt Anja Naroska, Leiterin der Sozialberatung. Auch Wasserkocher und eine elektrische Kochplatte können im Diakoniecafé am Alten Markt neben der Nikolaikirche abgegeben werden. Es gibt immer Bedarf an Matratzen, Bettauflagen, Putzmittel, Tütensuppen und Tee.