Walter-Damm-Preis geht an die Krankenschwester Heide Jacobs-Lankau

Appen. Der Chor „Rhythm and Voices“ sang „Skyfall“, den Titelsong des letzten Bondfilms. „Für uns ist Heide Jacobs-Lankau der weibliche Bond“, erklärt ein Chormitglied die Liedauswahl. Wie eine Heldin fühlte sich Heide Jacobs-Lankau nicht, als ihr der mit 1500 Euro dotierte Walter-Damm-Preis im Appener Bürgerhaus verliehen wurde. „Ich bin total aufgeregt und stehe überhaupt nicht gern im Mittelpunkt“, gestand die Barmstedterin, die am Sonntag für ihre ehrenamtliche Hospizarbeit geehrt wurde. Der Lebenszeit Förderverein für Hospiz- und Palliativarbeit in Elmshorn, dem sie seit 2006 angehört, hatte sie vorgeschlagen. Der Verein, dem viele ehrenamtlich engagierte Helfer angehören, wollte Jacobs-Lankau hervorheben.

Heide Jacobs-Lankau bietet den Hospizbewohnern und deren Angehörigen, darunter auch Kinder, spontanes Malen als Trauerarbeit an. „Für einige ist es ein Zeitvertreib, andere möchten am Ende ihres Lebens noch etwas Neues lernen, manchen hilft es, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen“, sagt die Krankenschwester, die auf der Intensivstation im Elmshorner Klinikum arbeitet. „Es ist eine sehr schöne Arbeit, bei der ich mit sämtlichen Gefühlen wie Liebe, Wärme, aber natürlich auch Trauer und Wut konfrontiert werde.“

Die Malerei gibt den Menschen den Raum, ihre Gefühle zu visualisieren. Einige wüssten gleich, was sie malen wollen, andere malen aus und empfinden das als Art Meditation, sagt die Preisträgerin. Heide Jacobs-Lankau besucht unheilbar Kranke mit ihren Malutensilien auch vor Ort. Im vergangenen Jahr veranstaltete sie im Johannis-Hospiz in Elmshorn eine Vernissage mit den entstandenen Bildern. Damit wurde das Hospiz nicht nur ein Ort des Abschiednehmens, sondern auch der kulturellen Begegnungen.

Thomas Hölck, Kreisvorsitzender der SPD, dessen Partei den Preis zum 17. Mal stiftete, zeigte sich beeindruckt, an wie vielen Stellen im Kreis soziales Engagement ehrenamtlich stattfinde. „Genau dies ist das Ziel unserer Preisverleihung: die vielen kleinen Rädchen sichtbar zu machen, die zu einer menschengerechten Gesellschaft viel beitragen können“, sagte er. Die Arbeit im Hospiz gehört zu den wichtigsten und zugleich schwierigsten Tätigkeiten, betonte er in seiner Begrüßungsrede. „Lebenszeit zu spenden für diejenigen, die an einem Scheidepunkt stehen, ist ein großes Geschenk“, sagte Hölck, Vorsitzender der Jury. Mit der Vernissage sei das Leben im Hospiz mehr in die Gesellschaft gerückt und nicht mehr nur als Haus der Trauer wahrgenommen worden.

Bernd Saxe, Bürgermeister von Lübeck, sagte in seiner Laudatio, dass auch in der Hansestadt bürgerschaftliches Engagement eine zentrale Rolle spiele. Die 200.000 Einwohner große Stadt habe immerhin 100 Stiftungen vorzuweisen. Die größte schütte jedes Jahr immerhin 12 bis 15 Millionen Euro aus. Saxe versetzte die Gäste, darunter viele Parteimitglieder, Bürgermeister und ehemalige Preisträger, mit einer weiteren Zahl in Erstaunen.

Auf einem Medizinerkongress habe er gelernt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von im Jahr 2030 Geborenen auf durchschnittlich 130 Jahre ansteige, diese mit 90 Jahren aber pflegebedürftig seien. „Das stellt die Gesellschaft künftig vor gewaltige Aufgaben“, sagt Saxe. Und ohne das Engagement Ehrenamtlicher wie Jacobs-Lankau wäre heute schon Vieles nicht möglich.

Mit dem Preis wird dem Sozialdemokraten Walter Damm gedacht, der am 27. Juni 1904 als Sohn einer Plätterin geboren wurde. Damm arbeitete im Hitler-Widerstand und unterstützte Familien, deren Ernährer wegen ihrer politischen Gesinnung im KZ saßen. Später schleuste er politisch Verfolgte über die Ostsee nach Dänemark. Nach seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft widmete er sich dem Wiederaufbau der SPD. 1946 wurde er zum Landrat des Kreises Pinneberg gewählt. Von 1947 bis 1969 war er Mitglied des Landtags in Schleswig-Holstein. Zehn Jahre war Damm Landesvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein. Am 14. Februar starb er in Pinneberg an einem Herzinfarkt.