Bietergemeinschaft für Grundstück am Kirchstieg kämpft mit Verwaltungsauflagen

Wedel . „Das sind doch keine 3,82 Meter“, sagt Udo Möller. Er steht an der engsten Ecke der ohnehin nicht gerade breiten Rudolf-Höckner-Straße in Wedel. Der geflickte Dachgiebel des angrenzenden Hauses zeigt, dass sich hier schon einmal eine Brummifahrer verschätzt haben muss und auch auf der anderen Seite ist die zaunlose Grundstücksgrenze so gestaltet, dass Abweichler nichts mehr kaputt machen können. Das Problem: Die ruhige mit Backsteinen gepflasterte Sackgasse ist als Erschließungsstraße für das Baugrundstück am Kirchstieg vorgesehen. Eben das Grundstück, für das die Bietergemeinschaft alter Ochsenmarkt, zu der auch Udo Möller gehört, den Kaufzuschlag erhalten hat. Doch statt einer Unterschrift unter dem Vertrag mit der Stadt gibt es Streit. Möller wirft der Stadtverwaltung Tricksereien und eine Hinhaltetaktik vor. Unter anderem geht es eben auch um das richtige Maß an der Rudolf-Höckner-Straße.

Laut Möller bräuchte es 3,82 Meter, damit hier auch der geforderte Leiterwagen der Feuerwehr durch käme. 3,82 Meter? Möller greift zum Zollstock und misst nach. Vom Haus bis zur Grundstücksgrenze des gegenüberliegenden Hauses sind es 2,65 Meter. „Das reicht nicht. Das genehmigt die Feuerwehr so nicht“, sagt Möller. Das habe er auch mehrmals der Stadtverwaltung gegenüber erklärt. Die würde seine Einwände aber nicht ernst nehmen. Klaus Lieberknecht, der zuständige Fachbereichsleiter im Wedeler Rathaus, nimmt die Angriffe gelassen. „Dieses Maß ist mir nicht bekannt. Es ist aber richtig, dass es sich hier um eine Engstelle handelt“, so Lieberknecht. „Ich gehe davon aus, dass die Erschließung über die Rudolf-Höckner-Straße funktioniert.“ Was gegen die von Möller geforderte, aus seiner Sicht günstigere und einfachere Alternative über den Kirchstieg spricht? „Es war immer Maßgabe für dieses Grundstück über die Rudolf-Höckner-Straße zu gehen. Eine andere Konzeption war planerisch nicht gewünscht.“

Seit Monaten ringen die Bietergemeinschaft als Käufer in Spe und die Stadtverwaltung um eine Einigung, um die Erschließung, um Grundstücksbemessungen und Auflagen. Ohne Erfolg. Am 15. November verstrich die Frist für die Unterschrift unter den Kaufvertrag und damit das Zugriffsrecht für Möller und Co. Nach dem Beschluss der Wedeler Ratsversammlung müsste der Zuschlag damit an den nächsten Interessenten, den Bauunternehmer Joachim Rehder aus Wedel, fallen.

Denn an dem 7000 Quadratmeter großen städtischen Grund mitten im Herzen der Stadt, am Geesthang gelegen, mit unverbautem Blick auf die grünen Weiten Wedels waren gleich vier Investoren interessiert. Nach einem zähen, langwierigen Kampf und zahlreichen politischen Debatten erhielt die Bietergemeinschaft, die sich nach der einstigen Nutzung des Areals als Platz für den jährlichen Ochsenmarkt der Stadt benannte, den Zuschlag. Der Kaufpreis von 1,8 Millionen Euro ist im Haushalt 2014 eingeplant.

Nach dem Konzept der Bietergemeinschaft sollten vom kommenden Jahr an vier bis zu viergeschossige Gebäude mit etwa 40 Wohnungen entstehen. Zudem sind eine Tiefgarage mit bis zu 80 Stellplätzen und ein Kinderspielplatz geplant. Das Investitionsvolumen beziffert Möller auf zehn Millionen Euro. Herzstück der Idee: Das zum Kirchstieg gelegene neue Gebäude wird für ein generationenübergreifendes Wohnprojekt reserviert. Etwa 15 Wohnungen, eine Gemeinschaftsküche, ein Aufenthaltsraum und eine Bibliothek sollten dort entstehen und von der WG der Zukunft genutzt werden. Fünf dieser Wohnungen sollen auch behindertengerecht gestaltet sein. Das Interesse besonders an dem Wohnprojekt ist enorm, die Warteliste laut Möller lang. Doch angesichts der zahlreichen Schwierigkeiten hat der Rentner, der selber dort einziehen möchte, die Planungen für die Zukunfts-WG auf Eis gelegt.

Ist der Plan vom generationenübergreifenden Wohnprojekt am Wedeler Kirchstieg nun endgültig gestorben? Für Möller nicht. Er will notfalls klagen. Doch zuvor setzt er alle Hoffnungen auf die kommende Ratsversammlung am Donnerstag, 21. November. Denn dann wollen die Grünen, die SPD und die Linken einen Antrag vorlegen, nachdem Möller eine Fristverlängerung gewährt werden würde. Doch für diese Idee sieht Lieberknecht keine rechtliche Grundlage. Er verweist auch auf die anderen Interessenten und sieht das Verfahren gefährdet, wenn jetzt der Bietergemeinschaft nachträglich Dinge wie die Zuwegung über den Kirchstieg oder eine höhere Wohnbebauung gewährt würden. Die öffentliche Ratsversammlung im Wedeler Rathaus beginnt um 19 Uhr.