Traditionsfirma zieht nach 38 Jahren zurück nach Hamburg. Rellinger Unternehmer Thomas Pötzsch kauft Grundstück

Pinneberg. Ein bisschen Wehmut schwingt mit, wenn Alexander Fleck auf erfolgreiche 38 Jahre in Pinneberg zurückblickt. „Wir gehen mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter von Fahnen Fleck. Für ihn und die 45 Mitarbeiter des Traditionsunternehmens heißt es in diesen Tagen Umzugskisten packen: Ab nächster Woche residiert Fahnen Fleck an der Kieler Straße 131 in Hamburg. „Für uns ist das eine Rückkehr zu unseren Wurzeln, weil wir uns immer als Hamburger Unternehmen verstanden haben“, so Fleck weiter.

Der 61-Jährige führt das Familienunternehmen in vierter Generation. 1882 kam Maria Fleck auf die Idee, Fahnen und Flaggen für die wachsende Nachfrage herzustellen. Schon bald sprach sich die Kunstfertigkeit der Stickerin immer weiter herum. Das Unternehmen wuchs stetig. Vom Ausgangspunkt am Graskeller folgte 1913 der Umzug an die Michaelisstraße. Von dort ging es an die Caffamacherreihe und die Admiralitätstraße, ehe der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg zur Eröffnung des ersten Ladengeschäftes am Kleinen Burstah führte. „Nebenan befanden sich auf fünf Etagen Produktion und Verwaltung“, erinnert sich Fleck. Weil das Areal viel zu klein wurde, machte sich der damalige Firmenchef Heinz Fleck auf die Suche nach einem Gewerbegrundstück außerhalb der Stadt. „Wir haben uns etwas in Maschen, Lüneburg, Schwarzenbek und Glinde angesehen. Unsere Wahl fiel dank der A23 und der S-Bahn auf Pinneberg“, so Fleck weiter. Gekauft wurde im Jahr 1975 ein 15.000 Quadratmeter großes Areal am Haidkamp, von dem 3500 Quadratmeter bebaut wurden.

Dieses Areal ist nun überdimensioniert. „Wir hatten in Spitzenzeiten in Pinneberg 100 Mitarbeiter, jetzt sind es noch 45. Trotz der mehr als halbierten Mitarbeiterzahl haben wir unsere Kapazität verdreifachen können“, berichtet Fleck. Das funktioniert dank der geänderten Fertigungsmethoden. So hat etwa der Digitaldruck das Unternehmen von Maschinen, aber auch Mitarbeitern „befreit“. „Das große Grundstück ist für uns totes Kapital“, so der 61-Jährige.

Alexander Fleck will nach dem Umzug zurück in die Hansestadt kürzer treten. „Langfristig ziehe ich mich zurück, werde aber als Berater und in der Forschung und Entwicklung von Textilien weiter tätig sein.“ Die fünfte Fleck-Generation stammt nicht mehr aus der Familie. Jörgen Vogt, der bereits seit 2006 als Geschäftsführer von Fahnen Fleck tätig ist, wird das Ruder übernehmen. „Unser Umzug ist keine Entscheidung gegen Pinneberg, sondern erfolgt aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen“, erläutert er. Vogt betont, dass alle 45 Mitarbeiter diesen Schritt mitgehen. Sie sind derzeit dabei, die Immobilie am Haidkamp leerzuräumen. Vogt: „Es haben sich viele Dinge angesammelt, die zwar ein Stück Historie der Firma darstellen, die wir aber nicht mitnehmen können.“

Fahnen Fleck stellte zum Beispiel in den 80er-Jahren Uniformen für viele Fluggesellschaften der Welt her. 32 Teile umfasste etwa die Arbeitskleidung einer Stewardess. Von jedem hergestellten Muster wanderte ein Belegexemplar in den Schrank. „Wir haben Pilotenuniformen afrikanischer und arabischer, aber auch deutscher Airlines gefunden“, so Vogt. Sie alle wurden entsorgt. Ebenso wie viele alte Medaillen, Pins, Fahnen, Banner oder Anstecknadeln. Vogt: „Das war eine Reise in die Vergangenheit. Aber wir müssen mit dem Umzug einen Neustart machen.“

Heute hat sich Fahnen Fleck auf textile Werbemittel aller Art spezialisiert – Werbefahnen, Banner, Beachflags. Aber auch Länderfahnen gehören zum Sortiment, ebenso wie Medaillen, Orden oder auch Leuchtkästen sowie Sonderanfertigungen. Heute bestellt, morgen geliefert – damit wirbt Fahnen Fleck. Donnerstag und Freitag ruht allerdings die Produktion in Folge des Umzugs. Ab Montag ist das Unternehmen auf der gemieteten, 2000 Quadratmeter großen Fläche in Hamburg erreichbar. Damit alles reibungslos funktioniert, wurde eine komplett neue Informationstechnik installiert.

Für das Grundstück am Haidkamp wurde nach fast zweijähriger Suche die Firma Cargo Trans Pool (CTP) aus Rellingen als Käufer gefunden. Der Kaufpreis soll bei 1,45 Millionen Euro liegen. „Die Übergabe wird zum 1. Dezember erfolgen“, bestätigt CTP-Chef Thomas Pötzsch. Er will dort gemeinsam mit anderen Unternehmen einen Dienstleistungs-Logistikpark errichten und in Kürze entsprechende Pläne vorstellen.