Seit zwei Jahren ruhen die Sanierungsarbeiten an der Theodor-Heuss-Schule. Die Fenster sind morsch

Pinneberg. Wenn Schulleiter Matthias Beimel über sein Schulgebäude spricht, kommen ihm des öfteren ironische und sarkastische Wörter über die Lippen. „Diese Innenhoffassade erinnere an einen Sarajewo- oder Tschernobyl-Anblick, sagen unsere Schüler. Ich möchte mir diese Wörter nicht zu eigen machen, weil dies eine Schule der Stadt Pinneberg ist und hier junge Menschen auf die Zukunft in unserer Gesellschaft vorbereitet werden.“

Matthias Beimel, 58, leitet die Theodor-Heuss-Schule im Pinneberger Ortsteil Thesdorf. 70 Lehrer unterrichten hier 880 Gymnasiasten. Die ersten Gebäude der Schule sind zwischen 1968 und 1969 erbaut worden. Und der Sanierungsstau ist groß an der Schule. 2007 haben Bauarbeiter mit den Modernisierungsarbeiten begonnen. Drei Viertel der Fassade sind bereits erneuert worden. Aber im Innenhof sieht es gruselig aus: Vor zwei Jahren wurden die Bauarbeiten abgebrochen.

Die Waschbetonplatten der Innenhoffassade haben Arbeiter bereits entfernt. Jetzt schauen die Schüler auf den nackten Beton. Mit Sorgen blickt Schulleiter Beimel bereits auf die feuchten Wintermonate: „Die Fensterrahmen sind morsch“, sagt Beimel, „man kann das Holz mit dem Daumen wegdrücken.“ Die Folge: Die Wände durchnässen. Schüler mussten unlängst vom Hausmeister Feudel besorgen, um Wasserlachen auf den Fensterbänken und auf dem Fußboden aufzuwischen.

Der Sanierungsstau an der Theodor-Heuss-Schule ist kein Einzelfall. Um die Schulen fit für die Zukunft zu machen, muss die hoch verschuldete Stadt Pinneberg in den kommenden Jahren mehr als 25 Millionen Euro ausgeben. „Wir werden die genauen Zahlen Anfang 2014 präsentieren“, sagte Bürgermeisterin Urte Steinberg dem Hamburger Abendblatt. Matthias Beimel hat die Zahlen für seine Schule vom Kommunalen Servicebetrieb (KSP) bereits bekommen: „Unser Sanierungsbedarf liegt bei 6,5 Millionen Euro. So viel Geld brauchen wir, um die 2007 begonnene Sanierung abzuschließen.“

Am Freitag besuchte der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Kleingärten, Jürgen Jacob (CDU), die Theodor-Heuss-Schule. „Ich kann nicht akzeptieren, dass die Fassade das nächste Dreivierteljahr unsaniert liegen bleibt“, sagte Jacob. „Wenn im Winter Regen eindringt und der Frost kommt, geht die Fassade ganz kaputt. Wir müssen dringend provisorisch etwas tun.“

Schulleiter Beimel glaubt nicht daran, dass so schnell etwas passieren wird. „Es ist nicht absehbar, dass die Sanierung in zwei Jahren durch ist“, sagte Beimel. „Diese ewige Baustelle kostet sehr viel Zeit und Kraft. Ich würde die Energie lieber in die Entwicklung der pädagogischen Arbeit stecken.“

Mittlerweile wird die ruhende Baustelle an der Theodor-Heuss-Schule sogar zur Gefahr. Am Durchgang vom Außen- zum Innenhof stehen zwei Bauzäune aus Metall, weil im Durchgang Stolpergefahr besteht – die Gehwegplatten sind noch nicht zu Ende verlegt worden. Am Donnerstag kippte ein Bauzaun um. „Zum Glück ist kein Kind verletzt worden“, sagte der Schulleiter.

Der Sanierungsstau kostet die Stadt Pinneberg auch jetzt schon Geld. Die Eingangstür zum Innenhof schließt nicht richtig. Deswegen ist sie tagsüber immer geöffnet. Der Heizkörper neben der Tür läuft immer auf Hochtouren. „Wir heizen hier für die Stadt Pinneberg", stellt Matthias Beimel lakonisch fest. Auch in den Klassenräumen sind immer noch alte Heizkörper, obwohl der Heizkessel bereits erneuert wurde. Das Heizprinzip an der Schule: Die Heizungen werden voll aufgedreht, die Wärme wird durch das Öffnen der Fenster reguliert.

Matthias Beimel moniert auch die Lichtverhältnisse im Oberstufentrakt, die defekte Lüftung und den „modrigen Feuchtigkeitsgeruch“ in vielen Räumen. „Es ist kein Ende der Sanierungsarbeiten abzusehen", bilanziert der Schulleiter, „das ist hochgradig frustrierend.“