Seit 30 Jahren nutzt Henning Mohr ideale Bedingungen an der Wassermühle, um Fische für Gewässer zu gewinnen

Barmstedt. Diese Forellenzucht in Barmstedt ist durch Zufall entstanden und verfügt über optimale Bedingungen für Mensch und Tier. Henning Mohr, dessen Familie seit Generationen die alte Wassermühle am Rantzauer See betrieben hat, heute noch besitzt und zur Stromversorgung einsetzt, nutzt einen glücklichen Umstand aus, dem alle Fließgewässer im Kreis Pinneberg ihren reichhaltigen Fischbestand verdanken. Weil die Meerforellen und Lachse bei ihrem Aufstieg zur Laichzeit in der Krückau durch die Mühle müssen, kann Mohr sie kinderleicht fangen und ihnen die Eier abstreifen. Diese werden vom Angelverein Elmshorn-Barmstedt fachgerecht aufgezogen und nach dem Schlüpfen auf mehr als 30 Gewässer verteilt. 100.000 Brütlinge werden so jedes Jahr ausgesetzt, berichtet Mohr. „Das ist die größte natürliche Forellenzucht in Schleswig-Holstein.“

Auf diese Idee sei sein alter Schulfreund Gerd Jansen gekommen, erzählt Mohr. Als im Zuge der Flughafenplanung für Kaltenkirchen in den 1970er Jahren eine neue Schleuse am Rantzauer See gebaut werden musste, um die 3,30 Meter Höhenunterschied zwischen Krückau und dem aufgestauten See zu überbrücken, wurde auch eine Fischtreppe gebaut. Die Schleuse war notwendig, um die erwarteten Wassermassen zu bändigen, wenn diese nach Fertigstellung des Flughafens von den großen asphaltierten Flächen aus Richtung Kaltenkirchen bei Regen flussabwärts drängten. Der Flughafen wurde doch nicht gebaut, aber über die Fischtruppe gelangen im Herbst Hunderte Meerforellen und auch einige Lachse in den Oberlauf der Krückau.

So rief Jansen seinen Freund Mohr in Berlin an, wo dieser gerade Zahnmedizin studierte, und erzählte ihm von den idealen Bedingungen, die sich da auftaten, eine eigene Fischzucht zu betreiben. Mohr war sofort begeistert, und so nutzen er und der Angelverein, dessen Naturschutzbeauftragter Mohr ist, jedes Jahr den natürlichen Lauf der Fische auf ihrem Weg zum Laichplatz.

Meist passiert dies im Oktober, wenn viel Wasser fließt, erklärt Mohr. „Dann steigen die Fische auf.“ Weil der Oktober in diesem Jahr so trocken war, erwartet er dieses spektakuläre Schauspiel erst im November. Die Fische werden auf ihrem Weg zum Oberlauf kurzfristig gestoppt, erklärt Mohr. Sie bekommen einen elektrischen Schock, der sie paralysiert und bewegungsunfähig macht. So kann der Fisch leicht aus dem Wasser geholt und die Eier abgestreift werden. Danach wird er sofort wieder unbeschadet zurück ins Wasser geworfen und kann seinen Weg fortsetzen. Wenn die Eier nicht reif sind, werden diese nicht angerührt. Diese Prozedur sei von Anfang an mit dem Umweltministerium in Kiel abgestimmt und von dort genehmigt gewesen, betont Mohr.

Dann beginnt die Aufzuchtarbeit, bei der sich die Mitglieder des Angelvereins gegenseitig unterstützen. Mohr stellt einen Anbau, wo die Forellen- und Lachseier in kleinen Schalen zu jeweils Zehntausenden reifen können, sowie Wasser und Strom kostenlos zur Verfügung. Es kommt darauf an, dass das Wasser der reifenden Eier immer klar und sauber ist. Darum wird es täglich kontrolliert und von Schwimmstoffen gefiltert. Zudem verzichten die Fischzüchter auf eine Zufütterung, weil auch dies das Wasser mit Kot verunreinigen würde. Vielmehr ernähren sich die geschlüpften Fische von dem Dottersack, den sie auf natürliche Weise mit sich tragen. Dieser reiche für einige Tage, erklärt Mohr. Dies sei auch die Zeit, die gezüchteten Fische auszusetzen. Meist geschehe dies im März.

Bis zu zehn Pfund schwer sind die Meerforellen und Lachse, wenn sie bei ihm vorbeikommen, erzählt Mohr. Manche landen sogar in seinem Garten, wenn sie versuchen, die Fischtreppe zu überspringen. Dann kommen sie in die Bratpfanne. „Wenn man so viele Fische züchtet und aussetzt, darf man sie auch mal essen“, findet Mohr.