Großeinsatz für Feuerwehr und Rettungsdienst, nachdem in einer Appener Spedition ein Behälter beim Umladen zerbrach

Appen. Bei einem Chemieunfall in Appen sind am Donnerstag drei Mitarbeiter der RS Logistik GmbH leicht verletzt worden. Gegen 8.40 Uhr beschädigte ein Gabelstaplerfahrer beim Entladen eines Lkw einen Behälter mit einer hochgiftigen Flüssigkeit. Sofort wurde die Evakuierung des Betriebes angeordnet, die Ortsfeuerwehr und der Abc-Zug der Kreisfeuerwehr alarmiert. Die Einsatzkräfte sperrten die Umgebung des Betriebes an der Appener Straße ab. Anwohner in Appen-Etz wurden per Rundfunkdurchsage aufgefordert, Türen und Fenster zu schließen.

„Wir wissen gar nicht, was genau passiert ist“, so Geschäftsführer Volker Steffens. Gesichert war zu Beginn des Einsatzes lediglich, dass ein Karton vom Gabelstapler gefallen und eine der vier darin befindlichen Glasflaschen zerbrochen war. „Die Mitarbeiter haben dann einen stechenden Geruch wahrgenommen“, sagt Steffens. Er wies darauf hin alle Mitarbeiter an, sofort das Gebäude zu verlassen. „Wir haben den Einsatzkräften der Feuerwehr alle Datenblätter der Waren, die in dem Lkw transportiert worden sind, übergeben“, berichtet der Geschäftsführer.

Einsatzkräfte des Abc-Zuges drangen in Ganzkörper-Chemikalienschutzanzügen sowie unter Atemschutz in das Gebäude vor und erkundeten die Lage. Schnell wurde klar, dass es sich bei dem ausgetretenen Stoff um Essigsäure, auch als Eisessig bekannt, handelt. Die farblose flüssige Carbonsäure wird unter anderem, mit Wasser verdünnt, als Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt. Sie gilt als ätzend und kann Haut- und Atemwegsreizungen auslösen. Die drei betroffenen Mitarbeiter wurden vom Abc-Dienst dekontaminiert und anschließend vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. „Ein Mitarbeiter hatte Hautkontakt mit dem Stoff, die anderen haben die Dämpfe eingeatmet“, berichtet Christian Mandel, Sprecher der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH).

Die Betroffenen hätten über die typischen Symptome wie Augenbrennen, Hustenreiz und Atemnot geklagt, so Mandel weiter. Mögliche Behandlungsmethoden seien Infusionen oder Sprays zum Inhalieren. Laut Firmenchef Steffens sind die Mitarbeiter „zum Glück nicht ernsthaft verletzt“. Die Sendung sei über ein Sammelgutsystem bei RS Logistik eingetroffen und hätte auf einen anderen Lkw umgeladen werden sollen, um zum Empfänger zu gelangen. Steffens: „Das ist für uns Alltag.“

Insgesamt waren 50 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz. Die Polizei sperrte viele umliegende Straßen ab. Nach der Versorgung der Leichtverletzten bargen die Gefahrgutspezialisten die von dem Eisessig durchnässten Kartons. Die ausgelaufene Menge wurde aufgenommen, anschließend erfolgte eine Belüftung des Entladebereichs. Nachdem die Büromitarbeiter des Unternehmens bereits um 10.30 Uhr ins Gebäude zurückkehren durften, gaben die Einsatzkräfte eine halbe Stunde später auch den Be- und Entladebereich wieder frei.

Laut den Ermittlungen wurden 2,5 Liter der Essigsäure freigesetzt. Aufgrund der geringen Menge bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die angrenzenden Anwohner. Allerdings war zunächst nicht klar, welche Menge ausgetreten war. So stand unmittelbar neben den Kartons mit der beschädigten Glasflasche ein 1000 Liter-Gebinde, das von außen ebenfalls feucht war.