Ein Drittel der 30.000 Tonnen Verpackungsmüll, die in Tornesch getrennt werden, kann nicht verwertet werden.

Kreis Pinneberg. Die Deutschen gelten als Weltmeister in der Mülltrennung. Für die Entsorgung des Verpackungsmülls, der in Gelben Säcken oder Tonnen gesammelt wird, kann das nicht gelten. Gut ein Drittel dieser Kunststoffverpackungen, die in der Sortieranlage in Tornesch-Ahrenlohe in ein Dutzend verschiedene Stoff-Fraktionen aufgeteilt und entsprechend vermarktet und wieder aufbereitet werden, könnten nicht verwertet werden, sagt Detlef Piehl. Der Betriebsleiter der Abfallverwertungsgesellschaft (AVG), einer 100-prozentigen Tochter der Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB) in Kummerfeld, ist zuständig für die Sortierung und Vermarktung der sogenannten Leichtverpackungen. „Von den 30.000 Tonnen, die wir jedes Jahr aus etwa 15 Millionen gelben Säcken in unserer Anlage sortieren, gehören etwa 10.000 Tonnen da nicht rein.“ Diese Sortierreste müssten verbrannt werden, was das Unternehmen etwa eine Million Euro zusätzlich kosten würde.

Im Kreis Pinneberg ist die GAB/AVG auch für die Einsammlung der Gelben Säcke zuständig. Das sind etwa 9000 Tonnen im Jahr oder 30 Kilogramm je Einwohner. Darüber hinaus lässt sich die AVG auch den Verpackungsmüll aus fast allen Landkreisen in Schleswig-Holstein sowie teilweise aus Mecklenburg und Niedersachsen anliefern, die in Tornesch sortiert werden. Das geschieht im Auftrag der Systembetreiber, von denen es bundesweit zehn verschiedene gibt. Den größten Marktanteil hat mit etwa 50 Prozent das Duale System Deutschland. Die andere Hälfte teilen sich die neun anderen. Jeder Hersteller und Händler von Kunststoffverpackungen kann sich seinen Systembetreiber selbst aussuchen, der wiederum Entsorgungsfirmen wie die GAB mit der Einsammlung und Sortierung beauftragt.

Manche überlassen auch die Vermarktung der einzelnen sortierten Kunststoffe dem Entsorger. Das betreffe in Tornesch etwa 7000 Tonnen, erklärt Piehl. Am lukrativsten ließen sich dabei die PET-Flaschen sowie die Kunststoffe Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) weiterverkaufen, sagt Piehl. Zwischen 100 und 300 Euro je Tonne kämen dabei heraus. Während Folien praktisch zum Selbstkostenpreis weitergegeben würden. „Folien sind zu viele auf dem Markt. Dafür gibt es null Euro“, sagt Piehl.

Der AVG-Betriebsleiter räumt dabei mit einem alten Vorurteil auf, dass der Verpackungsmüll sowieso im Ofen oder auf Schiffen nach Afrika lande. „Das gilt nur für das Drittel der Sortierreste, die wir nicht verwerten können“, versichert Piehl. Jeder Abnehmer des in seine einzelnen Stoffe sortierten Kunststoffmülls müsse haargenau nach Mengen nachweisen, was damit gemacht werde. So würden aus den sortierten PET-Würfeln wieder Flaschen oder in China sogar Textilien gefertigt. Aluminium und Weißbleche dienten in den Hütten wieder zur Aluminium- und Stahlproduktion. „Bis zur Endverwertung muss das nachgewiesen werden“, sagt Piehl.

Wenn der Bürger glaube, er könne seinen normalen Hausmüll kostenlos entsorgen, indem er diesen in den Gelben Säcken verstecke und an die Straße lege, täusche er sich gewaltig, sagt Piehl. Die zusätzlichen Entsorgungskosten, die dadurch unnötigerweise entstehen, würden sie beim Kauf des Joghurtbechers oder der Plastikflasche bezahlen. Insofern zahle es sich für alle Seiten aus, wenn der Bürger seinen Verpackungsmüll noch gewissenhafter trennen würde, erklärt AVG-Chef Piehl. „Die Systembetreiber hätten weniger Kosten, die sie für die Sortierung aufwenden müssen und die sie dann über den Handel an der Verbraucher weitergeben können. Das würde sich langfristig beim Einkauf auch für den Bürger rechnen.“