Gelungene Klassikpremiere im Quickborner Artur-Grenz-Saal mit Gabriele Rossmanith und Lena Stolze

Quickborn. Diese Konzertpremiere hätte auch Artur Grenz begeistert. Denn zum ersten Klassikereignis im neuen Saal, der den Namen des Quickborner Komponisten (1909-1988) trägt, präsentierten die Freunde der Kammermusik knapp 100 Zuhörern ein ungewöhnliches Programm mit zwei Bühnenprofis der Extraklasse.

Sopran Gabriele Rossmanith, einer der Publikumslieblinge an der Hamburgischen Staatsoper, und Schauspielerin Lena Stolze, vielen bekannt als Sophie Scholl im Drama „Die Weiße Rose“, entführten ihr Publikum einen kurzweiligen Abend lang ins poetische Reich von Liebe, Sehnsucht und Vergänglichkeit. Unter der Überschrift „Ich wandle unter Blumen“ schlugen sie einen Bogen von der Literatur und Musik der Romantik bis in die Anfänge der Moderne. Kompliment an den Pianisten Eberhard Hasenfratz: Der Chef der Quickborner Kammermusikfreunde setzte Rossmaniths ausdrucksstarken Sopran als Liedbegleiter perfekt in Szene.

In den Liedern von Schumann – und zwar sowohl denen der tragischen Romantik-Ikone Robert als auch denen seiner begabten, aber lange verkannten Gattin Clara –, über Richard Strauss und Fanny Hensel bis zu Charles Ives und Francis Poulenc fesselte Gabriele Rossmanith ihre Zuhörer nicht nur mit feiner Modulation, stimmlicher Souveränität und Bühnenpräsenz, sondern sie spielte in Sachen Mimik und Gestik auch ihre ganze Opernerfahrung aus.

Mindestens ebenso viel Charisma, wenn auch auf ganz andere Weise, versprühte Lena Stolze. Im schwarzen Hosenanzug und mit Lesebrille bildete sie schon rein optisch einen wirkungsvollen Gegensatz zu Rossmanith, die in cremeweiß-geblümter Robe nebst bestickter Stola sang. Doch dieser zurückgenommene Aufzug ließ ihre Rezitationsmacht umso deutlicher leuchten. Ihre Lesestimme ging unter die Haut, nicht nur bei Rilkes abgründigen „Müden Rosen“ oder den erschreckenden „Astern“ von Gottfried Benn. Ob Schwitters’ gepfefferter Sprachwitz, Andersens Märchenromantik oder die Komik der neuseeländisch-britischen Kurzgeschichten-Königin Katherine Mansfield – wenn Stolze die Stimme hob, schien die literarische Fiktion sich in dreidimensionale Realität zu verwandeln.

Das nächste Konzert der Kammermusik-Förderer dürfte der Höhepunkt der Saison werden. Am Sonnabend, 18. Januar 2014, spielt das Atos Trio, das die Fachwelt als eines der international führenden Streichtrios feiert, Werke von Mendelssohn Bartholdy, Haydn und Alkan. Das Konzert beginnt um 18 Uhr im Artur-Grenz-Saal der Comenius-Schule, Am Freibad 7. Karten zu jeweils 16 Euro, ermäßigt zwölf Euro, gibt es beispielsweise unter Telefon 04106/664 64.