2013 fällt das Defizit höher aus als 2012, als es zwei Millionen Euro waren. Bekenntnis der Geschäftsführung zu Wedel

Kreis Pinneberg. Die Regio-Kliniken kommen nicht auf einen grünen Zweig. Auch im vierten Jahr seit Übernahme von 75 Prozent der Anteile durch die Sana AG macht der Krankenhausbetrieb Verluste. 2013 werde das Defizit höher ausfallen als 2012, als der mit 2300 Mitarbeitern größte Arbeitgeber im Kreis bei einem Umsatz von 149 Millionen Euro zwei Millionen Euro Minus machte, sagt Kliniksprecher Sebastian Kimstädt. Aber die Dimensionen vor der Privatisierung, als die Kliniken 9,6 Millionen (2008) und 12,1 Millionen Euro (2009) Verluste machten, würden bei weitem nicht erreicht.

Dabei hatte der damalige Geschäftsführer Otto Melchert angesichts des geringen Verlustes von nur 288.000 Euro in 2011 schwarze Zahlen für 2012/13 in Aussicht gestellt. Dass sich diese Einschätzung nicht erfüllte, habe viele Gründe, sagt Kimstädt. „Das Hauptproblem ist, dass die Kosten weit stärker steigen als die Vergütung für unsere Leistungen.“ Damit hätten zwar alle Kliniken in Deutschland zu kämpfen. Erschwerend hinzu käme der harte Wettbewerb in der Metropolregion, bei der die Hamburger Kliniken im Vorteil seien, weil sie höhere Fallpauschalen mit den Krankenkassen abrechnen könnten als die in Schleswig-Holstein. Denn die Zahl der behandelten Patienten (2012: 36.515) ist 2013 um 1,5 Prozent gestiegen.

Diesen Wettbewerbsnachteil würde ein Haus mit der Vorgeschichte der Regio-Kliniken besonders hart treffen. Damit meint der Kliniksprecher die finanziellen Belastungen, die sich aus der Ablösung jenes 114 Millionen-Kredits ergeben, mit dem die damalige Geschäftsführung bis 2009 ihren Expansionskurs finanzierte und das kreiseigene Unternehmen mit 23 Filialen aufblähte, die größtenteils Verluste einfuhren. Dieses schwere Erbe scheint offenbar schwieriger zu überwinden zu sein als die Sanierer von der Sana AG gedacht hatten. Gleichwohl sagt Kimstädt: „Durch die Zugehörigkeit zu den Sana Kliniken haben die Regio Kliniken den notwendigen finanziellen Atem, sich für diesen Wettbewerb vernünftig aufzustellen und weiterhin zu investieren.“

So sind acht der 23 Tochtergesellschaften verkauft worden, darunter die Medizinischen Versorgungszentren in Hamburg, Norderstedt und Itzehoe sowie im Juni die vier Sanitätshäuser mit 30 Mitarbeitern. 15 Millionen Euro sind nach Kimstädts Angaben in die Modernisierung der drei Krankenhäuser und zwei Altenheime investiert worden. Strategie sei dabei, die medizinischen Angebote an bestimmten Standorten zu konzentrieren, wie die Geburts-, Darm- und Herzzentren in Pinneberg, das Gefäßzentrum in Elmshorn und das für Altersmedizin in Wedel. Sechs von neun Fachabteilungen seien bereits von unabhängigen Gutachtern zertifiziert worden. „Der Aufbau und die Zertifizierung dieser Zentren sind die richtigen Schritte“, sagt auch Geschäftsführerin Angela Bartels. Als Nächstes würden die Urologie und Gynäkologie zertifiziert.

Die Investitionen in Wedel seien ein klares Bekenntnis zum Standort. „Wir planen mit Wedel“, betont Bartels. Eine Aussage, deren Bestand im politischen Raum angezweifelt wird. So diskutierte jüngst der Hauptausschuss des Kreistages über eine Vertragsklausel, die es den Regio-Kliniken ermöglicht, vor der zwischen Sana und dem Kreis Pinneberg vertraglich zugesicherten 20-jährigen Bestandsgarantie für alle drei Standorte einen aufzugeben. Dafür wäre allerdings eine Vertragsstrafe von fünf Millionen Euro fällig. Daran denke aber niemand in der Geschäftsführung, versichert Kimstädt. Zumal keines der drei Häuser besonders verlustbringend sei. „Der wirtschaftliche Druck gilt für alle drei Krankenhäuser.“

Gleichwohl will die Kreispolitik aus erster Hand erfahren, wie sicher die Standorte sind. Hauptausschussvorsitzende Heike Beukelmann, CDU, kündigt an, dass sie demnächst Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Betriebsrat der Regio-Kliniken einladen will. Sie sehe die Situation der Regio-Kliniken aber nicht so dramatisch, wie sie zum Teil dargestellt werde. „Die Entscheidung, die Regio-Kliniken zu privatisieren, halte ich nach wie vor für absolut richtig.“ Hätte der Kreis den Forderungen des Landesrechnungshofes nachgegeben, wäre der Standort Wedel längst geschlossen worden, so Beukelmann.

Gespart werden soll woanders, sagt Geschäftsführerin Bartels: „Es ist unser Anspruch, auf eigenen Füßen zu stehen. Um das zu erreichen, müssen wir unsere Strukturen und Prozesse überprüfen und optimieren.“ Die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten könnte verbessert werden. Zudem würde bei jeder frei werdenden Stelle geprüft, ob diese nachzubesetzen sei. So hat die Aufgabe des Ärztlichen Direktors jetzt Franz-Hubert Greiff vom Medizinmanagement übernommen. Die vakante Stelle der kaufmännischen Geschäftsleitung werde erst später wiederbesetzt.