Fahrplan nachgebessert: stündliche Verbindung zwischen Tornesch und Hamburg, zusätzliche Bahnhalte in Pinneberg

Tornesch/Pinneberg. Der seit Monaten schwelende Streit zwischen den Städten Tornesch und Pinneberg auf der einen Seite und dem Land Schleswig-Holstein auf der anderen Seite wegen der geplanten Umstrukturierung der Bahnverbindung zwischen Hamburg und Kiel ab 2014 ist vorerst beigelegt. Bei einem Gipfeltreffen am vergangenen Donnerstagnachmittag in Tornesch erzielten der Kreis Pinneberg, die beiden Städte Tornesch und Pinneberg, das Kieler Wirtschafts- und Verkehrsministerium sowie die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft LVS mbH einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiss.

Verbesserung für Kreis Pinneberg nicht auf Kosten von anderen Kommunen

Das Ergebnis der mehrstündigen Verhandlungen sieht wie folgt aus: Pinneberg wird ab Dezember 2014 weiterhin vom Regional-Express Kiel-Hamburg angefahren, in Tornesch wird eine stündliche Verbindung zum Hamburger Hauptbahnhof eingerichtet. „Ich glaube, wir können mit diesem Ergebnis zufrieden sein. Wir haben den Fahrplan so gut es geht nachgebessert. Aber das war kein leichtes Unterfangen“, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer in Tornesch. „Das Problem für uns bestand darin, dass wir bei jeder Nachbesserung, die wir für Pinneberg und Tornesch erreichen wollten, an anderen Ecken entsprechend umplanen mussten. Wir wollten trotz der Verbesserungen für Tornesch und Pinneberg keine Verschlechterung für die anderen Kommunen in Schleswig-Holstein. Das ist uns letzten Endes recht gut gelungen“, sagte Wirtschaftsminister Meyer.

Dass der Kreis Pinneberg eine bessere Anbindung an die Stadt Hamburg wünsche, sei aus Sicht der Kommunen verständlich. Das Problem sei aber, dass die Kapazitäten des Schienennetzes begrenzt seien und daher nur bedingt Verbesserungen erreicht werden könnten. „Wir haben dennoch ein brauchbares Konzept für die Zukunft erarbeitet“, so Wirtschaftsminister Meyer.

Die Regionalexpress-Züge werden künftig vormittags in Richtung Kiel und nachmittags aus Kiel kommend in der Kreisstadt halten. Und zwar wie geplant um 4:56 Uhr, 5:56 Uhr, 6: 56 Uhr und zusätzlich um 7:35 Uhr, 7:56 Uhr, 8:56 Uhr und 10.38 Uhr. Nachmittags und abends sind neue Halte des Regionalexpresses für 17.19 Uhr, 18.19 Uhr, 18:58 Uhr, 19.58 Uhr und 20.58 Uhr geplant, weitere Halte gibt es dann stündlich bis 0:58 Uhr.

„Auch in Tornesch haben wir deutliche Verbesserungen erzielt. Dass auch, wie von der Stadt gewünscht, der Regionalexpress in Tornesch halten wird, lässt sich nicht einrichten. Das ist der Wermutstropfen für die Stadt“, sagte Minister Meyer auf der anberaumten Pressekonferenz. Dennoch würden die Bürger und die Stadt von den Änderungen im Fahrplan künftig deutlich profitieren. Jede Stunde solle es in Zukunft zwei Verbindungen nach Hamburg geben, eine direkt zum Hamburger Hauptbahnhof, eine zweite zum Bahnhof in Hamburg-Altona.

Zu den Spitzenzeiten wird die Taktung nach Hamburg nochmals verbessert, dann werden stündlich zwei Züge nach Altona und einer gen Hauptbahnhof fahren. Diese Metro-Expresszüge sollen auch in Pinneberg halten. „Wir steigern damit die Kapazitäten auf der Strecke in den Spitzenzeiten von 1435 auf 2160 Plätze pro Stunde“, erklärte LVS-Geschäftsführer Bernhard Wewers. Dies entspreche einer Steigerung von annähernd 50 Prozent. Mehr sei, so Meyer, sicherlich wünschenswert, mit den zur Verfügung stehenden Kapazitäten des Schienennetzes im Kreis Pinneberg und in Hamburg aber schlichtweg nicht machbar.

Pinnebergs Bürgermeisterin Ute Steinberg begrüßte die Überarbeitung der Pläne von Seiten des Landes und der LVS. „Ich bin froh und glücklich über das erzielte Ergebnis. Die Pendler bekommen ein deutlich besseres Nahverkehrsangebot. Außerdem können Pinnebergs Bürger Veranstaltungen, die am Abend in Hamburg angeboten werden, in Zukunft besser wahrnehmen“, erklärte die Verwaltungschefin. Die Lösung sei somit nicht nur für Berufspendler von Vorteil, sondern für alle Pinneberger. „Wir hätten natürlich gerne darüber hinaus die doppelte Anzahl von Metro-Expresshalten gehabt, das geht aber derzeit nicht und das sehen wir auch ein“, sagte Steinberg. Auch Roland Krügel, Bürgermeister der Stadt Tornesch, begrüßte das Entgegenkommen des Landes und der LVS. „Es ist eine klare Verbesserung für Tornesch, ich freue mich aber genauso über die Verbesserungen, die wir alle gemeinsam für Pinneberg erzielen konnten. Das ist ein gutes Ergebnis für die Region“, sagte Krügel. Der Verwaltungschef kündigte aber an, dass er trotz der positiven Signale aus Kiel weiterhin kritisch auf das regionale Verkehrsgeschehen schauen werde.

Große verkehrliche Herausforderungen durch Ausbau der A7 stehen bevor

Das will auch der Wirtschaftsminister. „Wir wissen, dass wir verkehrlich vor großen Herausforderungen stehen, insbesondere aufgrund des bevorstehenden Ausbaus der A7, der auch auf die A23 Auswirkungen haben wird“, sagte Meyer. Wie sich die Baumaßnahmen speziell auf den Kreis Pinneberg auswirken werden, sei schwer vorherzusagen, dennoch sei es notwendig, den Öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern, so Meyer.

Das Land und die LVS würden mit der Nachbesserung der Fahrpläne einen wichtigen Beitrag hierfür leisten. Dafür sei das Land bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen. „Wir können jetzt noch nicht genau sagen, wie viel uns die Anpassung des Fahrplanes kosten wird, es sind aber erhebliche Mehrkosten, die mit den zusätzlichen Zügen entstehen werden“, so LVS-Geschäftsführer Wewers. Auch die Busanbindungen sollen sich mit den zusätzlichen Bahnangeboten ändern und den Bedürfnissen entsprechend angepasst werden. Mit den Verkehrsbetrieben sollen demnächst Gespräche geführt werden.