Das Vorhaben des Kreditinstitutes, sieben kleinere Filialen im Kreis zu schließen, stößt in den Orten auf Widerstand

Kreis Pinneberg. Die angekündigte Schließung von sieben der 21 Filialen der Sparkasse Südholstein im Kreis Pinneberg nehmen die Bürger nicht widerstandslos hin. Am stärksten ist der Protest im Pinneberger Stadtteil Waldenau. Dort hat Rentnerin Ilse Robbe, 77, bereits knapp 1000 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt. „In Waldenau leben viele ältere Bürger, die den persönlichen Service und die Nähe zur Bank brauchen.“ Robbe erhält Unterstützung von Hinrich Krodel, dem Vorsitzenden des SuS Waldenau. Der Chef des mitgliederstärksten Vereins im Ortsteil will notfalls Demonstrationen organisieren und sagt: „Der Kampf ist erst zu Ende, wenn die den Schlüssel rumdrehen und Waldenau verlassen.“

Schon am 4. November wird die Zweckverbandsversammlung der Sparkasse eine Vorentscheidung treffen und dem Verwaltungsrat, der am 25. November das letzte Wort hat, eine Empfehlung geben. Dass diese anders ausfällt oder noch Abstriche an dem Plan vorgenommen werden, elf der 47 Geschäftsstellen sowie sechs von 24 Automatenstandorte zu schließen, glaubt Sparkassen-Vorstandschef Ralph Schmieder nicht. Beide Gremien hätten auf den Sondersitzungen in der vorigen Woche „signalisiert, dass sie diese Entscheidung auch so mittragen werden. Ich halte sie auch für zumutbar.“

Zum 15. Januar 2014 sollen die Filialen, die ein (Hartenholm) bis vier Mitarbeiter (Appen) beschäftigen, geschlossen werden. Im Kreis Pinneberg sind neben Waldenau und Appen Klein Offenseth-Sparrieshoop, Brande-Hörnerkirchen, Hasloh, Halstenbek-Krupunder und Holm betroffen. Die 6000 Kunden, die zwischen 550 Konten (Holm) oder 1180 (Appen) unterhalten, sollen wie die 29 betroffenen Mitarbeiter in benachbarte Geschäftsstellen wechseln, so Schmieder. „Ich hoffe, dass wir die Kunden halten können. Denn die Geschäftsbeziehungen haben sie vor allem zu unseren Beratern, weniger zu den Gebäuden.“ In keiner der elf betroffenen Filialen werde deshalb ein Bankautomat als Ersatz aufgestellt.

Der Vorstandschef betont, dass die Schließungen Teil des Sparprogramms sind, dem „in den nächsten zwei bis drei Jahren“ 130 der 806 Vollzeitstellen zum Opfer fallen. Mit Aufgabe der Zweigstellen und SB-Standorte würde die Sparkasse einen Betrag im unteren Millionen-Euro-Bereich einsparen, vor allem durch Wegfall der Mieten und Unterhaltung der Geräte. „Wir wollen Marktführer in unserem Geschäftsbereich bleiben.“ Der Marktanteil sei zwar gesunken, liege aber noch bei stabilen 40 Prozent, die ihr Hauptkonto bei der Sparkasse haben.

Die Filialschließungen seien keine direkte Konsequenz aus der Eigenkapitalkrise der Sparkasse Südholstein, die weitere 60 Millionen Euro Stützungsgelder vom Giroverband braucht, zusätzlich zu bereits gezahlten Finanzhilfen von 100 Millionen Euro vom Verband und der Haspa. Schmieder: „Wir setzen die Kostensenkung nur konsequenter und zügiger um.“ Der Trend gehe zum Internet- und Telefonbanking. „Der Anteil der Menschen, die nur Online-Banking machen, ist höher als der der Leute, die ausschließlich eine Filiale aufsuchen.“ Gleichzeitig nehme der Druck auf die Qualität der Beratung zu, die in kleinen Filialen nicht mehr vernünftig angeboten werden könnte.

Zuletzt hatte die Sparkasse 2004 zehn Filialen im Kreis Segeberg geschlossen. Davor hatte die Kreissparkasse Pinneberg von 2000 bis 2002 vor der Fusion mit der Segeberger Kreissparkasse 19 kleinere Filialen im Kreis Pinneberg dicht gemacht. An den jetzt betroffenen Standorten schwanken die Reaktionen zwischen Verärgerung und Verbitterung.

„Wir sind alle erzürnt“, sagen Ilse Robbe und Hinrich Krodel. Beide sind immer schon Kunden der Sparkasse, wollen dies im Falle der Schließung der Waldenauer Filiale nicht bleiben. „Wir werden wechseln, und viele andere hier werden das auch tun. Die Sparkasse schaufelt sich ihr eigenes Grab“, sagt Krodel. Ihre Geldgeschäfte online zu erledigen, kommt für beide nicht in Frage. Die nächste Filiale im Quellental sei fünf Kilometer entfernt – zu viel für die ältere und nicht mobile Kundschaft. Wer noch mobil ist, werde nach Schenefeld ausweichen, glauben Krodel und Robbe. Dies werde Auswirkungen auf die Geschäfte im Ortsteil haben und zur Verödung des Marktplatzes führen.

„Mein Ziel ist es, die kreditwirtschaftliche Versorgung im Stadtteil zu sichern“, sagt Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg. Sie hat für Freitagabend ein Gipfeltreffen organisiert, an dem ein Sparkassen-Vorstandsmitglied, Politiker aller Fraktionen und die Chefs der großen Waldenauer Vereine teilnehmen. „Aktuell kann ich nicht beurteilen, warum die Filiale wegfallen soll. Wir brauchen Fakten, dann können wir entscheiden, wie es weitergeht.“

In Holm wird der Weg der Kunden nicht nach Wedel oder Uetersen führen, sondern in die benachbarte Volksbank-Filiale, glaubt Bürgermeister Walter Rißler. „Da werden viele wechseln.“ In Appen geht das nicht, dort ist die Sparkasse die einzige Bank vor Ort. „Wir haben 5000 Einwohner und 1000 Soldaten. Dass die Sparkasse wirtschaftlich nicht in der Lage ist, die Zweigstelle aufrecht zu erhalten, glaube ich nicht“, so Bürgermeister Hans-Joachim Banaschak. Er weist darauf hin, dass ein Viertel der Einwohner älter als 60 Jahre und der Weg nach Pinneberg kaum zumutbar ist. Banaschak ärgert auch, die Pläne aus den Medien erfahren zu haben. „Das ist kein guter Stil.“