Schenefelder Wehr verzichtet auf Party zum 125-jährigen Bestehen. Stattdessen investiert sie in eine Werbeoffensive

Schenefeld . Anfang des Jahres trafen sich Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren auf einem Marketingkongress in Kiel. Aus allen Ecken von Schleswig-Holstein waren sie ins Landeshaus geeilt, um sich auf Einladung des Dachverbandes mit der größten Herausforderung der Zukunft auseinanderzusetzen: den Folgen des demografischen Wandels auf die Schlagkraft der Wehren und wie dem drohenden Mangel an einsatzbereiten Kräften begegnet werden kann. Unter den Kongressteilnehmern waren auch Vertreter aus Schenefeld. Dabei kann sich die hiesige Wehrführung derzeit nicht beklagen.

Im Jubiläumsjahr – 2013 feiert die Freiwillige Feuerwehr Schenefeld ihren 125. Geburtstag – zählen 94 Mitglieder zur Wehr, davon sind 83 allein in der Einsatzabteilung und die Jugend zählt 28 Kräfte. „Wir sind sehr gut aufgestellt“, sagt auch Pressesprecher Helge Kudenholdt. Trotzdem verzichtete die Wehr, die bereits vor drei Jahren mit den Planungen für ihren 125.Geburtstag begann, auf das anfangs gewünschte Festzelt und die große Party. Stattdessen investierte sie Kraft und Geld in eine Werbeoffensive. Warum?

„Die Bevölkerung in Deutschland wird in den kommenden Jahren schrumpfen und durchschnittlich älter“, umreißt Kudenholdt das Problem. Die Wehr benötige Nachwuchs, weil zum Beispiel Atemschutzmasken nur bis zu einem Alter von etwa 50 Jahre getragen werden. „Wir buhlen also wie andere Vereine und Verbände um einen immer kleiner werdenden Personenkreis.“ Das wollen die Schenefelder professionell angehen. Das Ziel hat der Landesverband auf dem Marketingkongress vorgegeben: Es reicht, wenn zwei Prozent der Schleswig-Holsteiner am Ende in den Wehren sind, aber dafür müssten am besten 100 Prozent wissen, dass dies ein lohnendes Hobby ist.

In Schenefeld ist diese Botschaft angekommen. Um möglichst alle in der Stadt auf die Freizeitbeschäftigung der etwas anderen Art aufmerksam zu machen, haben sie im Jubiläumsjahr ein Logo eingeführt, eine 20-seitige Hochglanz-Broschüre für etwa 3000 Euro aufgelegt und zahlreiche Aktionen auf die Beine gestellt – wie beispielsweise eine selbst kreierte Ausstellung im Stadtzentrum, ein Maifeuer und einen Tag der offenen Tür in der Wache.

Höhepunkt der Aktionen: An diesem Freitag gibt’s großen Laternenmarsch

An diesem Freitag legen sie noch einmal nach. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres organisieren sie einen Laternenumzug, den Schenefeld so noch nicht gesehen hat. Mit 2000 Teilnehmern rechnen die Organisatoren bei dem Sternmarsch mit Feuerwerk. Unter anderem sind beiden Grundschulen sowie sechs Kindergärten mit von der Partie. Die Züge starten um 18 Uhr von der Gorch-Fock-Schule (Schulstraße), dem Parkplatz der Awo-Kita (Lindenallee) und der Grundschule Altgemeinde (Wurmkamp). Ziel des Sternmarsches ist natürlich die Feuerwache. Mit dabei sind fast alle Mitglieder der Wehr. Denn der Laternenumzug wurde zum Dienst erklärt.

Wer nicht kommt, muss sich abmelden und sein Fehlen erklären. Für Joachim Sagemann ist der Termin Pflicht. Das Argument mancher, es fehle die Zeit, lässt er nicht gelten. „Ich bin selbstständiger Landwirt und arbeite sieben Tage die Woche. Als ich im Vorstand war, habe ich unter der Dusche das von meiner Frau geschmierte Brot gegessen, damit ich pünktlich zu den Sitzungen um 19Uhr in der Wache bin“, berichtet der Schenefelder.

Der 51-Jährige trat mit zwölf Jahren ein. Bereits sein Vater war nach dem Krieg bei der Feuerwehr und auch die nächste Generation ist Mitglied. Die 23 Jahre alte Jana gehört zu den beiden einzigen Frauen der Einsatzabteilung. Sie und ihr 23-jähriger Bruder Marco traten wie ihr Vater beide mit zwölf Jahren der Wehr bei. Ihnen hat Papa Sagemann seine Einstellung mit auf den Weg gegeben. „Das Einzige, was an der Freiwilligen Feuerwehr freiwillig ist, ist der Ein- und Austritt“, so der 51-Jährige. Seine Kinder nicken. Wer sich aber für diese Freizeitbeschäftigung entscheide, von dem erwarte er eine gewisse Ernsthaftigkeit.

Dafür gebe einem die Feuerwehr auch einiges zurück. Für die Sagemanns sind nicht die spektakulären Einsätze bei Großbränden das, was zählt. Sagemann dazu: „Denn es ist viel gravierender, wenn persönliche Sachen verbrennen. Wenn sich davon etwas retten lässt oder wir Leuten helfen, die in Gefahr sind, dann hat das einen hohen Wert.“