Gemeinde knackt die 14.000 Einwohner-Marke – und braucht dafür fast 40 Jahre

Rellingen. Der Ehrengast verschlief die Feier – und auch für die Geschenke hatte der kleine Tönje Jano kaum einen Blick. Das sieben Wochen alte Baby ist Rellingens 14.000. Einwohner. Die persönliche Begrüßung durch Bürgermeisterin Anja Radtke war dem kleinen Fratz nicht so wichtig. Beim anschließenden Erinnerungsfoto war der Säugling dann allerdings wach und forderte lautstark das Ende des Blitzlichtgewitters ein.

Als sich 1974 das bis dato eigenständige Egenbüttel der Nachbargemeinde Rellingen anschloss, schnellte die Einwohnerzahl Rellingens auf 13.544 in die Höhe. Es dauerte dann allerdings fast 40 Jahre, die Grenze von 14.000 Einwohnern zu „knacken“. Am 10. September ist es passiert. An diesem Tag leitete das Pinneberger Standesamt die Geburtsanzeige von Tönje Jano Groth an die Gemeinde Rellingen weiter. Als Melinda Schmahl vom Bürgerbüro die Daten des neuen Erdenbürgers, der am 3. September im Regio Klinikum Pinneberg das Licht der Welt erblickt hatte, ins System eingab, wurde ihr schnell klar: Das zweite Kind der Rellinger Malte, 33 und Annika Groth, 31, ist Rellingens Einwohner Nummer 14.000.

Dafür gab es nun von der Bürgermeisterin eine Urkunde. Zusätzlich erhielt die Familie, die Töchterchen Lale Malin, 3, komplettiert, ein Handtuch und den neuen Rellinger Familienwegweiser. Diese Gaben erhalten seit kurzem alle Eltern, die sich in Rellingen über eine Geburt freuen können. Die Gemeinde, die gemeinhin nicht gerade als Jungbrunnen gilt, versucht schon seit einiger Zeit, für junge Familien attraktiver zu werden. Laut der Statistik sind die vier ältesten Bürger der Gemeinde im Jahr 1912 geboren. Die Einwohnerzahl von 14.052 (Stand vom 23. Oktober) gliedert sich wie folgt auf: 7413 von ihnen sind im Alter zwischen 0 und 49 Jahren, 6639 bewegen sich altersmäßig zwischen 50 und 101 Jahren.

Das gewünschte junge und frische Image verkörpert die Familie Groth in Perfektion. Schon der Vater und Großvater von Malte Groth wirkten in der Gemeinde als Ärzte. Der 33-Jährige, der als Ingenieur in Neumünster arbeitet, kehrte 2001 nach Rellingen zurück. Seine Frau Annika kam 2005 dazu. Die Familie schloss im Mai 2012 ihren Hausbau ab und wohnt seitdem im Neubaugebiet Achtern Knick – wie viele andere junge Familien auch. „Rellingen ist auf der einen Seite ländlich, hier kennt fast jeder jeden. Aber auf der anderen Seite ist Hamburg ganz nah“, fasst Malte Groth die Vorteile der Gemeinde zusammen.

Die haben inzwischen auch andere erkannt. Kam die Gemeinde 2012 durch Geburten und Zuzüge auf 88 Neuzugänge im Kleinkindalter, sind es in diesem Jahr bislang schon 97. Und dank der Bürgerstiftung gibt es seit Jahresbeginn auch eine Familienlotsin. Nicole Eickhoff, gelernte Diplom-Verwaltungswirtin und Erzieherin, füllt diese Funktion aus. „Ich besuche die Familien nach der Geburt bei ihnen zu Hause und bietet meine Hilfe an“, sagt sie. Etwa 20 Visiten hat sie bereits absolviert – und die Resonanz ist überwiegend positiv. Künftig wird Eickhoff an jedem ersten und dritten Freitag im Monat eine Sprechstunde im Rathaus anbieten. Sie ist dann zwischen 9 und 12 Uhr im Zimmer der Bürgerstiftung zu finden.

Gesprächsbedarf sieht Bürgermeisterin Anja Radtke, was den Zensus angeht. Wenn es nach den Ergebnissen der Volkszählung geht, die im Mai 2013 vorgestellt wurden, liegt Rellingen weiterhin unterhalb der 14.000 Einwohner-Grenze. Gegenüber den Zahlen des Statistischen Landesamtes ergab sich eine Differenz von 253 Personen. Rellingen hat, wie 35 andere Kommunen auch, Widerspruch eingelegt. Radtke: „Ich vertraue unseren Zahlen und gebe keinen meiner Einwohner her.“