Zwei große Ankermieter sollen langfristig in den Neubau des Geldinstitutes an der Ebertpassage kommen

Pinneberg. Eine Zahl aus dem 87 Seiten starken Bericht der BBE Handelsberatung dürfte die Mitglieder des Pinneberger Stadtentwicklungsausschusses am kommenden Dienstagabend aufhorchen lassen. Auf Seite 39 der „Aktualisierung der Einzelhandelsuntersuchung zur Pinneberger Innenstadt“ stellen die Gutachter fest: 48,7 Millionen Euro der Kaufkraft in der Kreisstadt fließen pro Jahr in Wettbewerbsstandorte außerhalb Pinnebergs. Das heißt im Klartext: Die Pinneberger geben fast 50 Millionen Euro pro Jahr außerhalb der Stadtgrenzen aus.

Allein für den kurzfristigen Bedarf (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren und Gesundheitsbedarf) geben die Pinneberger vier Millionen Euro außerhalb der Stadtgrenzen aus. Für den mittelfristigen Bedarf kaufen sie für 12,5 Millionen außerhalb der Kreisstadt ein. Besonders für den Erwerb von Textilien und Bekleidung (4,6 Millionen Euro), Schuhen und Lederwaren (2,3 Millionen Euro) sowie Unterhaltungselektronik und Elektro (4,2 Millionen Euro) verlassen die Pinneberger ihre Heimat und kaufen fremd ein.

Diese Kaufkraftabwanderung will die Stadt stoppen. Im geplanten Büro- und Geschäftshaus der VR Bank im Bereich der Ebertpassage sollen nach den Wünschen von VR-Bank-Vorstand Uwe Augustin zwei große Ankermieter einziehen. „Zwei größere leistungsstarke Mieter müssen am Standort gebunden werden, um die notwendige Anziehungskraft und Attraktivität für die vorgesehenen kleineren Verkaufseinheiten, Gastronomie und Dienstleister am Standort zu erreichen“, sagt auch BBE-Projektleiter Andreas Weidmann. Die beiden großflächigen Handelsformate sollten eine Verkaufsfläche von mehr als je 1000 Quadratmetern haben.

„Wir sind bereits dabei, die beiden großen Mieter zu suchen“, sagte VR-Bank-Vorstand Uwe Augustin dem Hamburger Abendblatt auf Anfrage. „Wir suchen zwei Ankermieter, die bestmöglich ins Innenstadtkonzept passen. Das müssen Mieter mit einer hohen Anziehungskraft sein, von denen auch der Rest der Pinneberger Innenstadt profitieren soll. Auf unserem Wunschzettel stehen Textilanbieter mit überregionaler, großer Strahlkraft. Wir haben aber auch schon Anfragen von größeren Drogerieketten bekommen.“

Die VR Bank, sagt Augustin, sei in guten Gesprächen; ein schneller Abschluss sei aber nicht in Sicht. Augustin: „Ich bin optimistisch, dass uns das bis zum Frühjahr 2014 gelingen wird.“ Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg sagte, sie freue sich, dass die VR-Bank die Initiative ergriffen habe. „Wir brauchen nachhaltige Mieter, die Pinneberg als Standort stärken und den vorhandenen Branchenmix ergänzen.“

Die Realisierung des Innenstadtkonzepts sei eine große Chance für Pinneberg, weil es in der Innenstadt wenig großflächige Handelsformate gebe, sagt BBE-Projektleiter Andreas Weidmann. Pinneberg müsse den Rahmenplan Innenstadt als Chance begreifen, die Innenstadt deutlich attraktiver und wettbewerbsfähiger zu machen. „Wenn das Projekt nicht realisiert wird, würde das Stillstand und ein weiteres Absinken der innerstädtischen Einkaufsattraktivität bedeuten“, sagt Weidmann.

Eine Realisierung des VR-Bank-Projektes ohne leistungsstarke Ankermieter sei unrealistisch, so Weidmann, da nur Großmieter die notwendigen Mieten für das Projekt zahlen könnten. „Die VR Bank“, sagt Weidmann, „will etwas Hochwertiges realisieren.“

Erst hatten die Gutachter geraten, einen großflächigen Elektrofachmarkt im VR-Bank-Gebäude anzusiedeln. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede, denn an der Flensburger Straße entsteht in Nachbarschaft zu Famila ein 3000 Quadratmeter großer Elektrofachmarkt von Expert Bening. Außerdem gibt es in Halstenbek und Elmshorn bereits zwei Mediamarkt-Standorte.

„Auch die Segmente Heimwerker- und Gartenbedarf sowie Möbel- und Einrichtungsbedarf dürften nur als Randsortimente in Erscheinung treten“, heißt es in dem Gutachten. „Dementsprechend sind überwiegend innenstadtrelevante Sortimente wie Bekleidung/Textilien, Schuhe/Lederwaren, Sportartikel/Sportbekleidung, Hausrat/Glas/Porzellan/Geschenkartikel, Spielwaren, Foto/Optik sowie Uhren/Schmuck zur Ansiedlung innerhalb des innerstädtischen Entwicklungsbereiches geeignet.“

Für östlich gelegene Innenstadtlagen wie den Fahltskamp sehen die Gutachter hingegen einen Rückgang der Einzelhandelsaktivitäten voraus. Auch der zentrale Teil der Fußgängerzone Dingstätte könnte „spürbar weniger frequentiert“ werden.